Bankenfusion Dresdner Bank bleibt für Commerzbank Fremdkörper

Commerzbank und Dresdner Bank werden im Juni optisch eins. Doch hinter der Fassade bleiben sie vorerst getrennt. Das ist nicht ohne Risiko.

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Das neue Logo der Commerzbank Quelle: AP

Die beiden Kerle mit dem grünen und gelben Anstecker aus der Fernsehwerbung haben ihren Arbeitsplatz unter dem Regenschirm verloren. Vor der Wettervorhersage hüpft nun ein gelber Schirm durchs Bild. In den Filialen der Dresdner Bank hängen seit Monaten gelbe Commerzbank-Plakate in den grünen Kästen. Aber wer dort mit einer Commerzbankkarte einen Kontoauszug ziehen will, erhält nach wie vor die Botschaft, Karten „fremder Institute“ würden nicht akzeptiert.

Es ist schon gut anderthalb Jahre her, dass die Commerzbank die Übernahme der Dresdner fix machte. Für die wollte die Commerzbank erst knapp zehn Milliarden Euro zahlen, den Kaufpreis verhandelte sie einige Monate später auf gut fünf Milliarden herunter. Das war immer noch viel zu viel. Mit insgesamt 18 Milliarden Euro Kapitalhilfe musste Deutschlands zweitgrößte Geschäftsbank vor der Pleite gerettet werden. Ob und wann das Geld zurückgezahlt wird, ist offen.

In diesem Sommer soll die Ehe nun auch optisch vollzogen werden. Dann werden die grünen Dresdner-Bank-Schilder abgeschraubt und durch das neue Commerzbank-Logo ersetzt. Falls ein Kunde die Nachricht von der Fusion bisher verpasst haben sollte, erkennt er spätestens jetzt, dass hier zusammenwächst, was nach dem Willen von Bankmanagern zusammengehören muss. Auch der allergrößte Teil der Bankdienstleistungen soll dann für die Kunden in jeder Filiale bereitstehen.

Weiterhin doppeltes Herz

Doch das ist erst einmal Maskerade. Die Herzen der Banken bleiben weiter getrennt. Die Integration der IT-Systeme dauert noch bis Mitte 2011. So sieht jedenfalls der Plan aus. Bei Bankenfusionen liegt hier die größte Herausforderung. IT-Experten wissen, dass sich die Institute auf unterschiedlichem Niveau bewegen. Die Infrastruktur gleicht einem Dschungel. Denn oft haben die Banken auf große Lösungen verzichtet und ihre Systeme notdürftig aus verschiedenen Versatzstücken zusammengestellt. Rund 1000 Systeme gibt es bei der Dresdner Bank, 600 bei der Commerzbank.

Die Zeit des Übergangs wird für die Mitarbeiter in den Filialen nicht leicht. Wer als Ex-Dresdner-Kunde in einer Filiale der Commerzbank am Schalter Geld abheben will, muss warten, bis ein Callcenter die Auskunft erteilt hat. Viele Aufgaben müssen die Berater von Hand erledigen. Dass dabei vereinzelt Fehler auftreten, will die Bank nicht ausschließen. Diese zu vermeiden sehen ihre Manager selbst als größte Herausforderung. Sie halten sich für gewappnet. In Rollenspielen haben die Beschäftigten den Ernstfall geprobt.

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