Bayerischer Sparkassen-Chef Entspannung nach aufreibenden Wochen

Nach dem klaren Sieg im Machtkampf beim bayerischen Sparkassen-Verband will der neue Sparkassen-Chef Theo Zellner die Institute wieder in ruhigeres Fahrwasser führen. Zellner will die Sparkassen auf ihr Kerngeschäft konzentrieren - und das weltweite Finanzjongleurtum hinter sich lassen.

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Will Handwerk und Mittelstand mit Krediten versorgen: der neue bayerische Sparkassen-Chef Theo Zellner. Quelle: dpa

MÜNCHEN. Am Wochenende hat Theo Zellner erst einmal Sohn und Schwiegertochter in Regensburg besucht. Beim Spiel mit den Enkeln, sagt der neue bayerische Sparkassen-Präsident, könne er am besten abschalten und entspannen. Schließlich waren die vergangenen Wochen auch nervenaufreibend.

Nach dem Sturz von Vorgänger Siegfried Naser über das BayernLB-Debakel hatte der Chamer Landrat und Chef der bayerischen Landkreise, Zellner, sofort seinen Hut in den Ring geworfen. Zu früh, meinten die bayerischen Städte und präsentierten mit dem Erlanger Oberbürgermeister Siegfried Balleis einen Gegenkandidaten. Doch Zellner setzte sich durch.

"Nun ist das Wichtigste, dass die Sparkassen in ruhigeres Fahrwasser, raus aus den Schlagzeilen kommen", sagt Zellner. Die Institute müssten sich wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren - Handwerk und Mittelstand mit Krediten versorgen - und "raus aus dem weltweiten Finanzjongleurtum".

Die bayerischen Sparkassen hatten sich zwar in der Finanzkrise als stabiler Fels in der Brandung erwiesen. Bei der BayernLB aber spielten sie eine unrühmliche Rolle. Einst waren sie mit 50 Prozent an der Landesbank beteiligt, Naser war zeitweise Verwaltungsratspräsident. Sie trugen den blinden Expansionskurs mit dem Kauf der Hypo Group Alpe Adria mit, der die Bank fast in den Ruin trieb. Zwar mussten die Sparkassen kein frisches Kapital nachschießen, doch ihre Beteiligung sank auf gut vier Prozent, hohe Abschreibungen waren notwendig. Trotz der Minibeteiligung wollen sie auch künftig ein Wörtchen bei der Bank mitreden. Zellner ist weiter Freund einer Fusion mit der LBBW zu einer Südbank.

Er hat wie Naser eine CSU-Karriere hinter sich. Mit 15 Jahren in die Junge Union eingetreten, mit 29 Jahren Stadtrat von Kötzting, dann Bürgermeister, Landrat. Zudem ist er Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse Cham. "Zellner kennt das Geschäft vor Ort", sagt einer aus dem Verband. Genauso hilfreich sei, dass er als Vize-Chef der deutschen Landkreise viel mit Brüssel zu tun gehabt habe.

Dem Vernehmen nach soll er 450 000 Euro jährlich verdienen. Zu viel, findet die bayerische SPD, die darum gerade wieder eine Diskussion angezettelt hat. Vier Jahre, bis 65, will Zellner den Job machen. Eine Absprache sieht vor, dass dann ein Städte-Kandidat - möglicherweise Balleis - nachfolgt. "Was im Hintergrund abgelaufen ist, ist wenig vergnügungssteuerpflichtig", kritisierte der bayerische Gemeindetagspräsident Uwe Brandl (CSU). Zellner weist den Vorwurf eines Deals zurück. "2014 muss wieder neu entschieden werden."

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