Bilanzexperte Leibfried "Die Finanzgemeinde will belogen werden"

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Können die Wirtschaftsprüfer nicht dafür sorgen, dass Anleger verlässliche Zahlen bekommen?

Wirtschaftsprüfer spielen eine wichtige Rolle. Ohne sie würde die Berichterstattung der Unternehmensleitung nur in großen zeitlichen Abständen überprüft - im Extremfall erst bei Insolvenz des Unternehmens. Allerdings wird die Verantwortlichkeit der Prüfer in der öffentlichen Diskussion hoffnungslos überschätzt. Ein uneingeschränktes Wirtschaftsprüfer-Testat bedeutet nur, dass der Jahresabschluss in Einklang mit den jeweiligen Standards der Rechnungslegung erstellt wurde. Über die zukünftige Entwicklung des Unternehmens liefert die Wirtschaftsprüfung keine Anhaltspunkte. Ein wirtschaftlich katastrophal aufgestelltes Unternehmen kann Abschlüsse vorlegen, die handwerklich hervorragend sind - und der Prüfer kann hier nichts machen.

Wirtschaftsprüfer und Ratingagenturen leben vom Geld der Unternehmen. Können sie dann überhaupt noch unabhängige Urteile abgeben?

Das ist in der Tat ein Problem, wobei zwischen Wirtschaftsprüfern und Ratingagenturen mittlerweile erhebliche Unterschiede bestehen. Wirtschaftsprüfer gehören heute weltweit zu den am meisten regulierten Branchen. Hier haben die Bilanzskandale von Enron, Worldcom, Parmalat und vielen anderen Spuren hinterlassen. Ratingagenturen hingegen sind praktisch völlig frei. Bei der Subprime-Krise saßen sie im Fahrersitz, sie lieferten den Banken die Argumente, die sie brauchten, um in finanzwirtschaftlichen Giftmüll zu investieren.

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