Blutgeld Jagd auf das Geld der Ex-Diktatoren

Fahnder, Geldwäscheexperten und Anwälte spüren weltweit das Geld von Ex-Diktatoren auf. Ihre Tricks dienen jetzt als Blaupause für die Jagd nach den Konten des ehemaligen ägyptischen Alleinherrschers Hosni Mubarak. Wie die Potentaten ihre Milliarden verstecken, wie die Ermittler ihnen auf die Spur kommen.

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Jetzt sind Ermittler hinter Quelle: REUTERS

Während Tausende Ägypter auf dem Tahrir-Platz in Kairo noch skandierten „Mubarak, sag uns, wo du die 70 Milliarden hast“, kursierten anderswo längst ungleich höhere Summen: 620 Milliarden Dollar soll der mittlerweile gestürzte Präsident Hosni Mubarak verstecken. Im Internet zirkulierten echt aussehende Dokumente über eine 620-Milliarden-Dollar-Anleihe, die Mubarak an einen Treuhänder übertragen haben soll. Echtheit suggeriert ein knallrotes Siegel eines Notars aus Bristol. Die Caledonian Bank bestätigt auf einem anderen Papier, dass sie den Bond unter der Nummer LX 34 350 046 6 DE aufbewahrt.

Fahnder, die auf der Jagd nach Mubaraks Milliarden sind, das suggerieren die Dokumente, müssten eigentlich nur noch zur Bank gehen.

Wenn es nur so einfach wäre

Peter Cosandey hat viele echte Konten und Besitzurkunden ausländischer Potentaten gesehen. Die hier, sagt der ehemalige Staatsanwalt, sind „ebenso fiktiv wie wertlos“ – Kreationen von Betrügern, die einen Dummen suchen, der ihnen, als Vorschuss auf die Mubarak-Milliarden, Geld gibt.

Cosandey hat als Staatsanwalt im Kanton Zürich jahrelang den Bereich internationale Rechtshilfe in Strafsachen und Geldwäscherei betreut. Er weiß, wie lange es dauert, Gelder aufzuspüren, die Potentaten wie Mubarak und der im Januar gestürzte tunesische Diktator Ben Ali über Jahrzehnte zusammengerafft haben. Cosandey spürte Gelder des ehemaligen philippinischen Diktators Ferdinand Marcos auf, der laut Weltbank fünf bis zehn Milliarden Dollar Privatvermögen besaß. 683 Millionen Dollar wurden an den philippinischen Staat zurückgezahlt. „In der Regel findet man 100 bis 500 Millionen Dollar pro Herrscher-Konto“, sagt Cosandey – wenn überhaupt. Marcos nutzte Offshore-Banken und Stiftungen und legte Kapital unter Pseudonymen oder auf Nummernkonten an. Nur einen Teil des Geldes zurückzuholen dauerte 18 Jahre. Die Fahnder wissen: Die Jagd nach den Mubarak-Milliarden wird lang und mühsam.

Die gestohlenen Milliarden

Schätzungen über das Vermögen des Mubarak-Clans differieren gewaltig. „Das Vermögen der Familie Mubarak wird auf 2 bis 70 Milliarden Dollar geschätzt. Meine eigene Schätzung liegt ungefähr in der Mitte“, sagt Christopher Davidson, Dozent für Politik des Nahen Ostens an der Universität Durham in Großbritannien. Die große Diskrepanz zwischen den verschiedenen Schätzwerten erklärt Davidson so: „Die oppositionellen Muslim-Brüder haben ein Interesse daran, dass die Zahl möglichst hoch ausfällt, umgekehrt spielen die westlichen Geheimdienste sie herunter.“

Ausländische Unternehmen in Ägypten mussten einem lokalen Partner zwischen 5 und 20 Prozent der Aktien überschreiben. In London wird spekuliert, dass Mubaraks Frau Suzanne und seine Söhne Alaa und Gamal sich auf diese Weise bereichert haben könnten. Gamal, der in London als Investmentbanker bei der Bank of America gearbeitet hatte, gründete später die Private-Equity-Gesellschaft MedInvest.

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