Börse 20 Jahre Dax: Gewinner und Verlierer

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Dax: Kursverlauf der 20 Jahre

Beispiel MLP: Der Kurs der Aktie des Finanzdienstleisters verdreifachte sich in den beiden Jahren vor ihrem Dax-Debüt 2001. Als die Aktie den Dax 2003 wieder verließ, hatte sie schon 85 Prozent eingebüßt. Auch die im Technologieboom aufgestiegene Epcos hat dem Dax geschadet: Während ihres Gastspiels von Februar 2000 bis Dezember 2002 verlor sie 93 Prozent. Auch Adidas verlor in nur drei Monaten nach ihrem Dax-Aufstieg sage und schreibe 46 Prozent an Wert.

Unternehmen streben in den Dax – vor allem deshalb, weil Aktien aus dem Leitindex mehr Aufmerksamkeit zuteil wird als anderen. „Die Vorteile einer Dax-Zugehörigkeit überwiegen bei Weitem die Nachteile; sie ist für uns kostenloses Marketing“, sagt Ingo Alphéus, Leiter Investor Relations (IR) beim Dax-Konzern RWE. Besonders, wenn es darum geht, die eigene Aktie bei ausländischen Investoren bekannt zu machen, „bringt der Dax enorm viel“, sagt Alphéus, „gucken Sie mal in eine englische Zeitung, ob Sie da was vom MDax oder TecDax lesen“.

Wichtiger noch: Nicht wenige Großinvestoren kaufen Dax-Aktien allein schon wegen deren Zugehörigkeit zum Auswahlindex. Dax-Papiere landen automatisch in den fünf Dax-Indexfonds; auch Indexfonds auf die Dax-Geschwister DivDax und ÖkoDax investieren ausschließlich in Dax-Aktien. Über den Dax-Future kommen die 30 Aktien in mehr als 22.700 Dax-Derivaten vor; allein 11.714 Anlagezertifikate bilden den Dax 1:1 nach. Schließlich nutzen zahlreiche passive Fonds den Index als Schablone für ihre Portfolios; auch sie investieren ausschließlich in Dax-Werte. Wer reinkommt, entscheidet der Arbeitskreis Aktien-indizes, der aus Vertretern der Deutschen Börse und der Banken besteht. Der Kandidat muss seinen Firmensitz in Deutschland haben. Die Aktie muss im Qualitätssegment der Börse notiert sein, dem Prime Standard; sie muss regelmäßig im elektronischen Xetra-System den Besitzer wechseln, und mindestens fünf Prozent müssen dem breiten Publikum gehören, man spricht von Streubesitz.

Wenn diese formalen Anforderungen erfüllt sind, zählen der Börsenwert des Streubesitzes und das Handelsvolumen in der Aktie. Eine Aktie steigt in den Dax auf, wenn sie nach beiden Kriterien zu den 30 Größten gehört – allerdings nur, wenn ein bestehendes Dax-Mitglied nach mindestens einem der beiden Maßstäbe aus den Top 35 gefallen ist. Zuletzt schied 2007 der Pharma-Konzern Altana deswegen aus; der Branchenkollege Merck rückte nach.

Auch aktuell gibt es Abstiegskandidaten, vor allem TUI und Infineon, deren Börsenwert auf fast vier Milliarden Euro gesunken ist. Große TecDax- oder MDax-Werte wie K + S und Q-Cells übertreffen das immer deutlicher und werden als Dax-Kandidaten gehandelt. Relativ sicher in den Dax käme auch die Aktie der Deutschen Bahn. Erreicht sie beim Börsengang die anvisierten 30 Milliarden Euro Marktwert bei einem Streubesitz von 25 Prozent, fährt sie dank einer Sonderregel ohne die turnusmäßige September-Sitzung direkt in den Dax.

Weil es wegen der allgemein bekannten Dax-Kriterien einfach ist, sich die Neulinge schon Monate zuvor zu errechnen, versuchen immer wieder Anleger, aus den Wechseln Profit zu schlagen. Sie kalkulieren mit steigender Nachfrage nach den Aktien und dadurch höheren Kursen. Das klappt auch oft. So legten die Ex-Siemens-Töchter Epcos und Infineon allein in den drei Monaten vor ihrem jeweiligen Dax-Eintritt um 217 und 109 Prozent zu. Doch das „nur auf den Index-Aufstieg zurückzuführen, wäre naiv“, meint Zimmermann, „schließlich fielen die Kursgewinne in den Technologie-Boom“.

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