Börse Jahrhunderttrends der Aktienmärkte

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Kurzlebige Investments

Megatrends

Leider wachsen Marktanteil und Gewinnmarge aber nicht mehr so schnell wie vor einigen Jahren, als der Chinaboom noch am Anfang stand. Dafür sind auch die Anleger weit entfernt vom früheren Hype: Sie bewerten die Aktie nur noch mit dem Elffachen des geschätzten Gewinns 2010.

Anders sieht es bei Vertretern jüngerer Trends aus, etwa von Batterieherstellern wie China Shoto oder GS Yuasa, die vom noch am Anfang stehenden Boom des Elektroautos profitieren. Das Gewinnwachstum 2009 war mit 141 Prozent (China Shoto) und 42 Prozent (GS Yuasa) zwar enorm – leider waren das aber auch die Erwartungen der Anleger, wie die hohen Kurs-Gewinn-Verhältnisse von bis zu 37 andeuten; hier ist die Gefahr größerer Rückschläge hoch – auch wenn sich die Annahme, dass sich das Elektroauto durchsetzen wird, bestätigen sollte.

Ohnehin: Kaufen und liegen lassen, das Rezept aus Zeiten des bislang letzten Megatrends, IT/Internet, funktioniert nicht mehr. „Das war eine gute Strategie für den IT-Boom der Neunziger, weil der mit einer langen Börsenhausse zusammenfiel“, sagt Flossbach. Wer heute eine Aktie für zehn Jahre oder länger halten wolle, erleide aber mit hoher Wahrscheinlichkeit Verluste: „Die heutigen Megatrends, wie Schwellenländer- und Rohstoffboom, fallen leider nicht in eine langjährige Börsenhausse wie die von 1982 bis 2000.“

Milliardenverluste mit Trendsfonds

Sondern in eine schwierige Phase schwachen Wachstums und starker Kursschwankungen, die im Prinzip seit zehn Jahren besteht. Und gut und gerne weitere zehn andauern kann. Die Gründe für die Langzeit-Baisse sind vielfältig, die wichtigsten sind die Überschuldung und Überalterung fast aller Industrieländer und die zunehmende Regulierung der Wirtschaft, die das Wachstum der Weltwirtschaft – trotz China, Indien und Brasilien – in den kommenden Jahren bremsen werden.

Für Anleger heißt das, sie müssen mehr taktieren, „die Bewertung im Auge behalten, in mehreren Schritten einsteigen, mehr Liquidität zurückhalten und nach Rückschlägen immer wieder aufstocken – aber auch öfter Gewinne mitnehmen“, so Flossbach.

Auch wer sich für lange Zeit an Aktienfonds bindet, fährt zeitweise böse Verluste ein. Mit Trendfonds wie Telekom, Technologie, Internet und Biotech verloren Anleger nach der Jahrtausendwende Milliarden. Fonds kommen meist zu spät, weil die Marketingabteilungen der Anbieter erst loslegen, wenn schon Kursgewinne sichtbar sind.

Fonds kommen zu spät

„Produkte wie Fonds und Zertifikate sind meist eine Reaktion auf schon weit fortgeschrittene Markttrends. Bis ein Fonds nach dem langwierigen Genehmigungsverfahren auf den Markt kommt, ist es oft schon zu spät für die Investition“, sagt Christian Lange, Direktor des VZ Vermögenszentrums München.

Im Jahr 2003 etwa wurden mehrere Nanotechfonds aufgelegt. Inzwischen kommen Nanopartikel in vielen Alltagsprodukten zum Einsatz, die Aktien von Nanostart oder Veeco sind dreistellig gestiegen. Zu spät, die Fonds verschwanden in der Finanzkrise vom Markt.

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