25 Jahre Dax Das sind die Lieblingsaktien der Deutschen

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Kummer beim Daimler-Aktionär

Anleger mit Daimler-Aktien sollten diese halten Quelle: dpa

Daimler-Aktionäre – drei Prozent der Aktiengelder von Privatkunden stecken in dem Papier – sind Kummer gewohnt. Quartal für Quartal dämpft das Management die Erwartungen. Im vergangenen Geschäftsjahr verdiente Daimler unterm Strich operativ kein Geld: Der Cash-Flow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (Summe der Bareinnahmen abzüglich Kosten; ohne Finanzgeschäfte, Zinsen oder Steuern) war mit minus 1,1 Milliarden Euro tiefrot. Und 2013 lief schon wieder enttäuschend an: Die Euro-Krise und ein weltweit schwacher Automarkt machten Wachstum derzeit schwierig, musste Konzernchef Dieter Zetsche einräumen. Den Markt, speziell in Westeuropa, habe man wohl zum Jahreswechsel schon wieder zu positiv eingeschätzt.

Doch damit könnte – endlich – die Talsohle erreicht gewesen sein. Die strategische Irrfahrt (vom Premiumautobauer über den breit aufgestellten Technologiekonzern zur "Welt-Auto-AG" mit Chrysler und zurück) der vergangenen Jahrzehnte ist beendet: Mit dem Verkauf seiner Anteile an dem Flugzeugbauer EADS im April für 2,2 Milliarden Euro vollzog Daimler den letzten Schritt zur Portfoliobereinigung; Daimler ist wieder ein reiner Autobauer. Die Aufgaben sind gewaltig, denn der Konzern hinkt Audi und BMW nicht nur in puncto Wachstum (China) und Profitabilität im Kerngeschäft Pkw noch immer hinterher, auch technisch (etwa beim Verbrauch) haben die zwei Bayern die Schwaben inzwischen weit abgehängt.

Daimler-Aktie

Dafür hat die Daimler-Aktie aber Potenzial. Vor allem die im Vergleich zur Konkurrenz zu hohen Produktions- und Einkaufskosten lassen sich noch senken; Audi, BMW und Lexus dürften dabei schon am Limit fahren. Ein neues Programm soll allein bei den Pkws bis 2014 zwei Milliarden Euro einsparen. Bei den Trucks soll mehr als eine Milliarde weniger Kosten anfallen. Dafür will Daimler in den lange vernachlässigten Vertrieb investieren; die lange vernachlässigte Modellpalette hat der Konzern schon in Angriff genommen, die neuen Modelle wirken frisch und weniger bieder als die Vorgänger. Sie dürften ab 2014 für erheblichen Schub sorgen und die Entwicklungskosten schnell hereinholen.

Spielball der Politik: Deutsche Bank

Der Wille der Politik, den Spielraum der Investmentbanken dauerhaft zu beschneiden, sollte nicht unterschätzt werden. Das könnte bis zur erzwungenen Trennung in Filial- und Investmentbank gehen und das aktuelle Geschäftsmodell der Deutschen Bank massiv gefährden. Schon jetzt kosten Abschreibungen auf faule Kredite und die größeren Kapitalpuffer die Bank so viel Geld, dass sie zu Kapitalerhöhungen gezwungen war. Allein im April sammelte sie drei Milliarden Euro frisches Geld ein. Kurzfristig feierte die Börse das als Befreiungsschlag, langfristig sind Kapitalerhöhungen für die Altaktionäre ein Mittel mit unangenehmen Nebenwirkungen, schließlich verwässert die Ausgabe junger Aktien Gewinn und Dividende.

Deutsche Bank-Aktie

Weitere Kapitalerhöhungen könnten drohen. Vorsichtshalber stimmt die Doppelspitze um Jürgen Fitschen und Anshu Jain die Aktionäre schon mal auf eine längere Dürreperiode ein. Zahlreiche Skandale belasten Image und Reserven: strittige Zinsgeschäfte mit Mittelständlern, der Libor-Skandal, die Kirch-Pleite und der Verdacht wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Derzeit hat die Bank 2,4 Milliarden Euro für Prozesse zurückgestellt, die für Gewinne und Dividenden fehlen. 2012 fiel das Nettoergebnis von 4,3 Milliarden Euro im Jahr 2011 auf nur noch 290 Millionen, die Dividende soll aber gleich bleiben (knapp 700 Millionen Euro), sodass die Bank aus der Substanz ausschüttet.

Die Bank ist zu groß, zu ineffizient und in zu viele Randaktivitäten verwickelt. Sie muss ihr Kostenproblem in Angriff nehmen. Immerhin: Die lange Zeit zu schwache Kernkapitalquote (hartes Eigenkapital im Verhältnis zu allen Risiko-Assets) der Bank hat sich von einst rund 5,0 auf 9,5 Prozent schon stark verbessert. Um die Quote weiter zu verbessern (das Regelwerk Basel III schreibt nur neun Prozent vor, internationale Spitzenbanken haben aber 15 Prozent), kann die Bank entweder weiteres Kapital aufnehmen oder riskante Anlagen am Markt verkaufen. Passieren wird mit Sicherheit Letzteres: Sogenannte Risikoaktiva, etwa Hypothekenkredite in Südeuropa und den USA, werde man zur Not auch mit Verlust verkaufen, heißt es aus der Bank. Meldungen über Teilverkäufe könnten dem Kurs kurzfristig helfen.

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