So kam es nicht wesentlich später zu einer erneuten Euphorie am Markt: Ab 1995 schossen Technologieunternehmen nur so aus dem Boden, das Wort der Stunde war Internet-Start-up. Es entstanden Wirtschaftsmagazine, die fast ausschließlich über die sogenannte New Economy berichteten. Und die Investoren? Hatten die Dollarzeichen in den Augen und vertrauten auf steigende Aktien. Die Kurse der hippen Internetunternehmen stiegen mitunter zweistellig, was man von den Umsätzen nicht immer behaupten konnte. Neben der Homepage und dem Image "hipp und cool" generierten viele der Start-ups keinen Wert - Gewinne waren also zumindest auf Dauer nicht zu erwarten.
Anleger im Paradies
Trotzdem entstanden stündlich neue Fonds, die in den "neuen Markt" investierten, die deutsche Börse legte ein eigenes Marktsegment für New Economy-Investments auf. Jeder, der etwas auf sich hielt, brachte sein Unternehmen an die Börse. Und auch diejenigen, die Aktien skeptisch gegenüber standen, wurden spätestens mit dem Börsengang der Deutschen Telekom Ende der 1990er Jahre überzeugt. "Die Volksaktie kommt" jubelte damals die Bild. Mit Aktien konnte offensichtlich jeder ohne besonderes Zutun reich werden, wer in Internet-Startups investierte, konnte sogar stinkreich werden. Kleinsparer und Großinvestoren rund um den Globus waren verzückt - und kauften, kauften, kauften.
10 Tipps für Börseneinsteiger
Bevor ein potentieller Anleger zum ersten Mal Aktien kauft, sollte er sich Gedanken darüber machen, welches Ziel er mit der Geldanlage verfolgt und für welchen Anlegertyp er sich hält. Wenn mit den Aktien später die Altersvorsorge aufgestockt oder das Studium der Kinder finanziert werden soll, muss an der Börse eine andere Taktik angewendet werden, als wenn es um kurzfristige Gewinne geht. Die grundlegende Frage ist: Sind Sie auf den Betrag angewiesen und investieren deshalb lieber mit möglichst geringem Risiko oder können Sie eventuelle Verluste verschmerzen und renditestärkere aber auch riskantere Papiere kaufen?
Wer die Frage nach der eigenen Risikoneigung mit "no risk, no fun!" beantwortet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er zwar sehr viel gewinnen, aber auch sehr viel verlieren kann. Für den Anfang schadet es nicht, auf eine langfristige Strategie zu setzen und die Entwicklungen an den Märkten zu beobachten. Kleine Zockereien für den Nervenkitzel sind dann im Verlustfall besser zu verschmerzen. Nach dem Geckoschen Leitsatz "Greed is good" sollten Börsenneulinge nicht handeln.
Was eine Aktie ist und wie sie funktioniert, dürfte jedem klar sein. Wer sein Depot auch mit Anleihen und Zertifikaten füllen möchte, sollte nur in Produkte investieren, die er auch versteht. Wer nur auf die Renditeversprechen hört und Produkte kauft, deren Vor- und Nachteile, beziehungsweise Funktionsweisen er nicht begreift, fällt über kurz oder lang auf die Nase.
Bevor Sie ein Depot eröffnen, vergleichen Sie die Gebühren der Banken. Je höher die Gebühren sind, desto geringer fällt die Rendite nachher aus. Direktbanken haben im Regelfall günstige Konditionen und bieten kostenlose Depots an.
Anleger sollten ihr Geld - und damit auch ihr Risiko - zumindest am Anfang möglichst breit streuen. Verteilen Sie Ihr Geld auf verschiedene Märkte wie Rohstoffe und Energie, sowie auf Aktien, Fonds und Anleihen.
Wer seinem Portfolio Fonds oder Zertifikaten beimischt, sollte auch innerhalb dieser Anlageklassen auf eine gute Mischung achten. Fondsanbieter und deren Produkte lassen sich online schnell vergleichen. Wer nicht nur in ein oder zwei Gesellschaften investiert, ist auf der sicheren Seite.
Besonders wichtig ist, dass Sie sich Zeit nehmen für Ihre Geldanlage und Ihr Depot regelmäßig überprüfen: Welche Anlageinstrumente haben sich wie entwickelt? Ist es Zeit, das Depot umzuschichten, oder läuft alles in meinem Sinne?
Bei der Überprüfung des Depots sollte man sich immer mal wieder fragen: Würde ich diese Aktie oder diesen Fonds heute noch kaufen? Lautet die Antwort ja, behalten Sie das Produkt. Sind Sie von der Qualität nicht mehr überzeugt, wird es Zeit zum Verkauf.
Entwickelt sich eine Aktie oder ein sonstiges Produkt nicht so, wie geplant, sollten Sie nicht zögern, es zu verkaufen. Sogenannte Stopp-Loss-Orders, also Untergrenzen, bei denen verkauft werden soll, können hilfreich sein. Das bietet sich insbesondere dann an, wenn man den Kurs nicht permanent selbst im Auge behalten kann oder will.
Grundsätzlich gilt: Verlieren Sie nicht die Nerven. An der Börse gibt es Kursschwankungen, Aktienkurse können unerwartet einbrechen. Das sollte aber kein Grund sein, den Kopf zu verlieren. Panische und unüberlegte Deals kosten meist mehr Geld als die Abwärtstrends.
Fünf Jahre lang, nämlich bis zum März 2000 ging der Hype gut, wie es auch von 1982 bis 1987 gut gegangen ist. Dann flog erst den Unternehmen und kurz darauf auch den Anlegern der Traum vom großen Geld um die Ohren. Die ersten Pleiten der New Economy, deren Gegenwert oft nur aus dem Gebäude und den darin befindlichen Computern bestand, ließen Anleger aufhorchen. Als dann bekannt wurde, dass einige der Hoffnungsträger ihre Umsätze künstlich aufgeblasen oder gleich ganz erfunden hatten, brach die Illusion vom schnellen, gefahrlosen Reichtum vollends zusammen. Nachdem die Großinvestoren verkauften, tätigten die Kleinsparer Panikverkäufe. Viele verloren ihr gesamtes Vermögen. Der Begriff der Dotcom-Blase entstand.
Spannend ist, dass der Kurssturz am gleichen Tag einsetzte, an dem ein heute immer noch erfolgreiches Unternehmen an die Börse ging. Am 13. März 2000 wagte der Technologiekonzern Infineon den Schritt aufs Parkett: Mit einem Volumen von mehr als sechs Milliarden Euro lancierte die ehemalige Siemenstochter die größte und teuerste Technologieaktie aller Zeiten, es handelte sich um den zweitgrößten Börsengang Deutschlands nach der Telekom. Und alle stürzten sich auf das Papier.
Die Folge: Die Aktie war 33-fach überzeichnet, das Systeme der Börse in Frankfurt kollabierte. Und mit dem Handelssystem brach auch der Volkssport Aktienhandel und die Lust auf Neuemissionen zusammen.
Ähnlichkeiten zum Hype um den Facebook-Börsengang sind natürlich rein zufällig.