50 Prozent Potenzial Ist die Apple-Aktie unterbewertet?

Die Apple-Aktie hat deutliche Kursverluste hinter sich. Für Fondsmanager ist die Aktie damit unterbewertet und auf jeden Fall einen Kauf wert. Doch Skeptiker wissen: Apple ist längst nicht mehr unbesiegbar.

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Apple-Logo in San Francisco. Die Aktie ist so günstig bewertet wie seit 2000 nicht mehr. Quelle: AFP

Die Aktie von Apple hat seit ihrem Höchststand vom September gut 33 Prozent ihres Wertes eingebüßt und ist derzeit, gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis, so billig zu haben wie seit zwölf Jahren nicht mehr. Für einige Investoren ist das Grund genug, auf eine Erholung beim Apple-Aktienkurs zu setzen.

Sorgen um das Gewinnwachstum bei Apple, das unter einem schärferen Wettbewerb und dem Fehlen von bahnbrechenden Produkten leidet, haben den Marktwert um mehr als 200 Milliarden Dollar einbrechen lassen. Der Pessimismus ist jedoch übertrieben, weil das Unternehmen immer noch in den Bereichen Smartphones und Tablet-PCs dominiert und genug Geld an die Aktionäre zurückgeben kann, sagen Gamco Investors, Thornburg Investment Management und Brown Advisory. Fonds der drei Gesellschaften haben Apple-Aktien gekauft, während sie von ihrem September-Hoch abrutschten.

„An Apple werden so hohe Ansprüche gestellt wie an kein anderes Unternehmen“, erklärt Howard Ward, als Chief Investment Officer bei Gamco in Rye im US-Bundesstaat New York für die Anlagen verantwortlich. Seine Gesellschaft hat Apple-Aktien dieses Jahr zu einem Kurs von rund 500 Dollar gekauft. „Apple ist kein Zombie, auch wenn es die Bewertung nahelegen würde.“

Am Mittwoch schloss die Apple-Aktie bei 467,01 Dollar, damit kommt das Unternehmen auf einen Marktwert von 439 Milliarden Dollar, verglichen mit dem Allzeithoch von 658 Milliarden Dollar im September. Die Aktie notiert zum 10,6fachen des berichteten Gewinns, wie aus Bloomberg-Daten hervorgeht. Ein KGV also von 10,6. Der S&P 500 weist dagegen ein KGV von 15 auf. Als Apple zuletzt so niedrig bewertet wurde, legte der Aktienkurs im Jahr 2001 um 47 Prozent zu.

Die Aktie ist damit um 29 Prozent günstiger als der S&P. Dieser Abstand ist nahe dem höchsten Wert seit Dezember 2000, wie Daten von Bloomberg zeigen. Würde die Aktie auf das selbe Bewertungsniveau wie der S&P steigen, würde sie um 41 Prozent auf 661 Dollar zulegen.


„Die Aktie kann 50 Prozent zulegen.“

Bei Apple machen sich die Anleger Sorgen, ob Vorstandschef Tim Cook Produkte einführen kann, die nach dem Tod von Mitgründer Steve Jobs das Wachstum bei dem Technologiekonzern ankurbeln können. Unter der Regie von Jobs brachte Apple die Kult-Produkte iPod, iPhone und iPad auf den Markt. Laut informierten Kreisen arbeitet ein Team von rund 100 Produktentwicklern an einem armbandähnlichen Gerät, das einige der bisher von iPhone und iPad ausgeführten Funktionen übernehmen dürfte.

Im vergangenen Jahr hat Cook erstmals seit 1995 den Aktionären eine Dividende angeboten. Am 7. Februar teilte das Unternehmen zudem mit, es sei in „aktiven Beratungen über die Rückgabe zusätzlicher Gelder an die Aktionäre”, nachdem die Hedgefondsgesellschaft Greenlight Capital von David Einhorn erklärte, Apple behalte einen zu großen Teil seiner Gewinne ein.

Apples liquide Mittel sind mit einem Volumen von 137,1 Milliarden Dollar in etwa auf dem Niveau des ungarischen Bruttoinlandsproduktes von 2011. Laut Bloomberg-Daten hat das Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten jeden Tag 130 Millionen Dollar an Barmitteln eingespielt, mehr als jedes andere Unternehmen im S&P außerhalb des Finanzsektors.

Auch Bill Miller, Chairman von Legg Mason, hält die Apple-Aktie für unterbewertet, wie er gegenüber der Financial Times erklärte. Die Aktie könne 50 Prozent mehr wert sein, falls das Unternehmen mehr Geld als Dividende ausschütten würde, argumentierte er in einem am 5. Februar veröffentlichten Bericht auf der Website der Zeitung.


„Die Leute sollen Zweifel haben. Wir mögen das.“

„Das ist ein Qualitätsunternehmen“, betont Doron Eisenberg, Fondsmanager bei Brown Advisory in Baltimore. „Es agiert in einem Sektor mit sehr hohem Wachstum. Für Substanzwertinvestoren ist die reichlich mit Bargeld ausgestattete Bilanz ein Positivum.“

Im vergangenen Jahr haben Aktien mit einem Bewertungsabschlag besser abgeschnitten als der Markt. Die Aktien, die zum Jahresbeginn 2012 mindestens 30 Prozent günstiger bewertet waren als der S&P 500, legten Bloomberg-Daten zufolge im Jahresverlauf durchschnittlich 15 Prozent zu. Der Gesamtindex kam auf ein Plus von 13 Prozent.

Einige Anleger wollen allerdings noch einen weiteren Rückgang des Aktienkurses abwarten, bevor sie wieder Apple-Aktien kaufen. So hat John Buckingham, Chief Investment Officer bei Al Frank Asset Management in Aliso Viejo, Kalifornien, 2003 mit dem Kauf von Apple-Aktien begonnen - damals zu einem Kurs von 7 Dollar. Einen Teil seiner Aktien hat er im vergangenen Jahr zu 585 Dollar je Aktie veräußert.

Sollte der Kurs auf 430 Dollar absinken, würde seine Firma wieder kaufen, erklärt er. „Apple hat die Unbesiegbarkeit verloren, die viele Leute dem Unternehmen zugeschrieben haben, und das ist gut so. Wenn wir die Aktie kaufen, wollen wir, dass Leute Zweifel haben. Wir mögen das.“

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