Absturz bei Aktien und Öl Wenn Crash-Propheten Blut sehen wollen

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Minus 40 Prozent bei US-Aktien?

Denn der bekannte Vermögensverwalter Marc Faber aus Hongkong kann sich einen Rückfall der US-Aktien auf ihre Tiefs aus dem Jahr 2011 vorstellen. Das wäre ein Niveau rund 40 Prozent unter dem aktuellen Stand. Auslöser können seiner Meinung nach die fallenden Ölpreise sein.

Das würde exportstarke Länder treffen, die Waren in die Ölförderstaaten ausführten. Deren Nachfrage schrumpfe jedoch wegen sinkender Einnahmen. Goldman Sachs und Morgan Stanley prognostizierte zuletzt einen Ölpreis von 20 Dollar je Barrel. Standard Chartered hält einen Rückgang des Ölpreises auf zehn Dollar für möglich – ein Niveau, auf dem Brent zuletzt Ende der 90er Jahre notiert hatte.

Die meisten Fondsmanager schlagen die Warnungen der Crash-Propheten bislang in den Wind. Echte Krisen-Allokationen sind etwa in den meisten Portfolios von vermögensverwaltenden Mischfonds nicht abzulesen. Aber auch hier gibt es einen Düstermann, und der kommt aus Frankreich.

Didier Saint-Georges ist Anlagestratege des französischen Fondshauses Carmignac. Das Flaggschiff des unabhängigen Hauses ist der „Carmignac Patrimoine“,mit fast 26 Milliarden Euro Kapital der größte in Deutschland angebotene Mischfonds.

Patrimoine heißt übersetzt Kapital und es handelt sich um ein legendäres Produkt. Im heißen Finanzkrisenjahr 2008 war er noch ein Minifonds. Doch der umschiffte die Börsenkatastrophe dieses Jahres hervorragend. Das zog Anleger an, die viele Milliarden investierten. In den Folgejahren allerdings verlor das Produkt an Strahlkraft. Fehlentscheidungen wie Investments in Emerging Markets und Rohstofftitel belasteten die Wertentwicklung.

Krisenstimmung bei Carmignac

Ende des vergangenen Jahres bauten die Verwalter das Fondsdepot stark um. Rund die Hälfte des Kapitals steckt jetzt in Festverzinslichen. Knapp ein Drittel dieses Anteils sind europäische Bankentitel. „Das ist mit Abstand die sicherste Position bei den Unternehmensanleihen“, glaubt Saint-Georges. Das weitere Bondgeld ist vor allem auf Staatspapiere aus den südlichen EU-Ländern und auf US-Titel konzentriert.

Eigentlicher Clou des Depotumbaus war jedoch der Schwenk beim Aktienengagement. Die Manager haben hier zwar fast die Hälfte des Geldes investiert – aber das ist nur die halbe Wahrheit. „Tatsächlich ist das Risiko praktisch null, denn wir haben den Bestand vor einigen Wochen über Terminkontrakte abgesichert“, sagt der Franzose. Wenn wie seit dem Jahresstart die Kurse abschmieren, kommt der Fonds ohne Verluste davon.

Damit wird er seine Position im Konkurrenzvergleich verbessern. „Das neue Jahr hat für den Fonds zumindest erfolgreich begonnen“, erkennt Feri-Mann Härtel. Unabhängige Beobachter halten den Kurswechsel für mutig. „Es war eine kühne Entscheidung, so radikal das Risiko aus dem Fonds zu nehmen“, meint Jonathan Miller, Analyseleiter beim Londoner Fondsbewerter Citywire.

Der Carmignac-Mann Didier Saint-Georges verteidigt seine Sicht auf die Dinge. Es gehe um Glaubwürdigkeit. „Das ist die ganz große Herausforderung für die Notenbanker“, warnt der Carmignac-Mann. Die Zentralbanker haben seiner Ansicht nach mit ihrer unorthodoxen Geldpolitik Börsenblasen aufgepustet. Die Lösung des globalen Deflationsproblems sei nicht schmerzfrei.

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