Aktie im Fokus: Tesla Apple auf Rädern

Ein Investmentmanager vergleicht Tesla mit dem iPhone-Konzern – und gerät dabei ins Schwärmen. Neben vielen Gemeinsamkeiten gibt es aber auch Unterschiede zwischen den beiden US-Firmen und ihren visionären Gründern.

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Der Mann mit revolutionären Ideen begeistert nicht nur Autofahrer, sondern auch Anleger. Quelle: Reuters

New York Vor einem Jahr hatte Chamath Palihapitiya, Gründer des Wagniskapitalfonds Social Capital, den Kauf von Amazon-Aktien empfohlen. Keine schlechte Idee, der Kurs des Wertpapiers ist seither um mehr als 30 Prozent gestiegen. Dabei waren die Aussichten der Amazon-Aktie immer umstritten. Die Strategie von Jeff Bezos, mehr auf Umsatz und neue Investitionen als auf Gewinn zu setzen, hat nicht jeden überzeugt.

Auf der diesjährigen Sohn-Konferenz, bei der bekannte Investmentmanager ihre Ideen präsentieren, setzte sich der Gründer von Social Capital für ein noch umstritteneres Papier ein: für Tesla. Dass sich Palihapitiya, der in Sri Lanka geboren und in Kanada aufwuchs, für Tech-Werte interessiert, ist kein Zufall: Er gehörte früher zum inneren Führungszirkel von Facebook.

„Wir haben versucht, das Geschäftsmodell von Tesla auf herkömmliche Weise zu analysieren“, erzählt er. „Das Ergebnis: So funktioniert es nicht.“ Daraufhin versuchte er es mit einem Vergleich und stellte sich die Frage: Was haben Apple und Tesla gemeinsam. Die Antwort: eine ganze Menge. Aber es gibt auch wichtige Unterschiede.

Palihapitiya stellt folgende Punkte heraus: Apple hat im Jahr 2007 das iPhone auf den Markt gebracht. Es war ein völlig neuartiges Produkt, das die Verbraucher begeisterte. Anschließend gelang es der Firma des legendären Gründers Steve Jobs, mit steigendem Umsatz die Fertigungstiefe zu erweitern. Anders gesagt, Apple produzierte immer mehr Komponenten selbst oder ließ sie wenigstens in eigener Regie herstellen. Das ist gut für die Gewinnmargen.

Außerdem übertrug der Konzern den Erfolg seines Kernprodukts auf andere Bereiche, erfand zum Beispiel das iPad und legte neue Laptops auf. Der Erfolg: Apple hat den Markt völlig neu definiert.

Und nun zu Tesla. Das neue, rein elektrisch betriebene Auto wertet der Investmentmanager ebenfalls als neuartiges Produkt; auch dies begeistert die Konsumenten.


Was Apple Tesla voraus hat

Außerdem erweitert Tesla ständig die Fertigungstiefe und stößt ebenfalls in verwandte Bereiche vor, etwa die Energieversorgung. Soweit stimmen die Strategien der beiden US-Unternehmen also aus seiner Sicht überein.

Palihapitiya räumt aber ein, dass Tesla bislang den Automarkt nicht völlig neu definiert hat. Hier liegt der wohl größte Unterschied.

Zum Abschluss seiner Präsentation ließ der Spezialist für Investments in aufstrebende Start-up-Unternehmen seiner Begeisterung für Tesla-Gründer Elon Musk freien Lauf, zu dessen Visionen auch die Besiedlung des Mars oder die Steuerung von Maschinen durch Gedanken gehört.

Nicht erwähnt hat Palihapitiya aber einige weitere Parallelen und Unterschiede zwischen dem iPhone-Erfinder und dem E-Auto-Pionier. Eine auffallende Ähnlichkeit: Das iPhone hat ebenso wie die Autos von Tesla ein Problem: Es muss viel häufiger aufgeladen werden als Mobiltelefone älterer Bauart. Der Unterschied: Beim iPhone ist die geringere Akkulaufzeit leicht zu kompensieren. Steckdosen sind überall vorhanden, inzwischen auch an öffentlichen Plätzen. Vor allem aber: Das iPhone lässt sich schnell laden und auch stationär betreiben, während es am Kabel hängt. Das Auto dagegen ist nicht zu gebrauchen, so lange es lädt. Anders gesagt: Benzinbetriebene Fahrzeuge haben immer noch einen entscheidenden Vorteil gegenüber den neuen Teslas. Solche Vorzüge hatten die Mobiltelefone früherer Generationen gegenüber dem iPhone nicht.

Ein weiterer Punkt: Palihapitiya hat Recht, wenn er Musk ebenso wie Jobs als visionären Firmenchef sieht. Aber Jobs hat sich ähnlich wie auch Jeff Bezos und Mark Zuckerberg, die Chefs von Amazon und Facebook, mit seinen durchaus revolutionären Ideen aufs Kerngeschäft konzentriert. Auf Musk trifft das nur zum Teil zu. Mit einem nicht geringen Teil seiner Ideen steckt sein Kopf buchstäblich in den Sternen. Ob das ein Vorteil ist, sei dahingestellt.

Fazit also: Tesla ist hoch spannend für Anleger. Und das gilt auch für die Methode, sich über strukturelle Vergleiche einem Unternehmen zu nähern, das mit der klassischen Analyse kaum zu fassen ist.

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