Aktien, Anleihen, Fonds Die Anlagetipps der Woche

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Aktie: L´Occitane, Anleihe: Uruguay

Aktientipp: L´Occitane - Betört vom Duft der Provence

Einen guten Riecher bewies der österreichische Geschäftsmann Reinold Geiger, als er 1994 in das damals noch kleine Kosmetikunternehmen L’Occitane einstieg und die Geschäftsleitung übernahm. Heute ist Geiger mit einem geschätzten Privatvermögen von 1,3 Milliarden Euro der sechstreichste Österreicher. Geiger baute L’Occitane, das seine Wurzeln in der französischen Provence hat, auf zu einem internationalen Kosmetikkonzern, der mit Naturpflegeprodukten und Düften zuletzt 1,28 Milliarden Euro erlöst hat und daran operativ gut 13 Prozent verdiente.

Im Mai 2010 brachte Geiger L’Occitane an die Börse Hongkong, wo es aktuell mit 2,72 Milliarden Euro bewertet wird. Abzüglich 336 Millionen Euro Nettoliquidität errechnet sich ein Unternehmenswert von 2,38 Milliarden Euro. Hongkong wurde damals angesteuert wegen der Nähe zum chinesischen Markt, wo Kosmetik aus dem Westen sehr gefragt war. Die Märkte in China, Hongkong und Taiwan kommen auf einen gemeinsamen Umsatzanteil von rund 20 Prozent. Allerdings stockt das Wachstum dort derzeit, ebenso in Westeuropa und den USA. Dafür laufen die Geschäfte auf dem größten Einzelmarkt Japan (Umsatzanteil: 19,2 Prozent) gut.

Der stärkste Wachstumsbeitrag kommt derzeit aus Brasilien und Russland. Insgesamt fiel der Umsatz im ersten Quartal 2016/17 (31. März) um 2,2 Prozent auf 268,5 Millionen Euro. Der Rückgang war ungünstigen Wechselkurseffekten geschuldet, bei konstanten Wechselkursen wäre ein leichtes Plus herausgesprungen.

Aktientipp L´Occitane

Dank Investitionen in neue Produkte und Märkte sowie in die Digitalisierung der Geschäftsabläufe dürfte die Wachstumsdelle bald vorbei sein und die operative Marge wieder in Richtung 16 Prozent zeigen. Dann wäre L’Occitane auf Augenhöhe mit L’Oréal und Estée Lauder. Der hohe Bewertungsabschlag gegenüber den beiden Kosmetikriesen von gut 20 Prozent erscheint so gesehen zu hoch.

Anleihentipp: Uruguay - Das Tor zum Mercosur

Hierzulande wird die República Oriental del Uruguay, kurz Uruguay, allenfalls alle vier Jahre wahrgenommen – zur Fußballweltmeisterschaft. Dabei hat das Land des zweifachen Titelträgers mehr zu bieten als seine Spitzenkicker. Wer hätte etwa gedacht, dass Uruguay, gelegen am Nordufer des Rio de la Plata und östlich des Rio Uruguay, bereits mehr als 90 Prozent der Stromerzeugung aus erneuerbaren Ressourcen deckt.

Uruguay ist das Tor zum Mercosur, einem Binnenmarkt (Argentinien, Brasilien, Uruguay, Venezuela) mit mehr als 260 Millionen Menschen. Das Land hat profitiert vom Rohstoffboom und der starken Nachfrage aus China. Zwischen 2004 und 2014 wuchs die Wirtschaft um durchschnittlich 5,3 Prozent pro Jahr. Die Regierung, die seit 2005 vom linken Parteienbündnis Frente Amplio gestellt wird, konnte aus dem Vollen schöpfen und baute den Sozialstaat kräftig aus. Allerdings trieb das die Inflation.

ISINUS760942AX01
Kurs126,55 Prozent
Kupon6,875 Prozent
Rendite3,41 Prozent
Laufzeit bis28.09.2025
WährungDollar

Der Abschwung in den wichtigen Abnehmerländern würgte das Wachstum inzwischen ab – der IWF geht für 2016 nur noch von 1,4 Prozent aus –, geblieben aber ist die Inflation, aktuell 9,4 Prozent. Immerhin verringerte sich die Staatsschuldenquote im Boom von einst 110 Prozent auf gut 60 Prozent. Dennoch werden die fiskalischen Spielräume enger. Die Regierung von Staatspräsident Tabaré Vázquez verfolgt einen Kurs moderater Konsolidierung, muss sich aber erst gegen den linken Flügel des Regierungsbündnisses durchsetzen.

Die Ratingagenturen S&P und Moody’s stufen Anleihen Uruguays noch als investitionswürdig ein, allerdings dort auf der vorletzten Stufe (BBB, Baa2) und mit negativem Ausblick. Das erhöhte Risiko spiegelt die Rendite von 3,4 Prozent wider, die Anleger mit einer Dollar-Anleihe Uruguays erzielen können. Ein positives Signal kam vom Devisenmarkt. Der Peso erholte sich seit Februar zum Dollar kräftig von 32,57 Peso auf zuletzt 28,52 Peso.

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