Der Hersteller von Analyse-, Bio- und Labortechnologie ist einer der aussichtsreichsten Spezialwerte in Deutschland. Obwohl die operativen Ergebnisse stark schwanken und derzeit durch Probleme bei einer Tochtergesellschaft in Russland und Libyen zusätzlich belastet werden, sind die langfristigen Aussichten vielversprechend: Analytik Jena ist führend bei Instrumenten für spezielle Analysen (zu Quecksilber, Wasser, Kohlenstoff, Stickstoff oder Chlor), baut das Zukunftsgeschäft molekulare Diagnostik aus, erzielt im Umsatzschwerpunkt Asien hohe Wachstumsraten und hat mit BASF, Bayer oder Abbott Labs eine Reihe erstklassiger Kunden.
Dass der Aktienkurs derzeit eine erstaunliche Stärke aufweist, hat aber auch mit den Aktionen der Großaktionäre zu tun, die von der kleinen Analytik Jena (Börsenwert 71 Millionen Euro) offensichtlich angetan sind. So hat vor wenigen Tagen die Schweizer Endress+Hauser (EH) ihren Anteil von 10,7 auf über 20 Prozent aufgestockt. Offiziell, so EH, gebe es keine operative Zusammenarbeit zwischen beiden Unternehmen und auch keine Übernahmepläne. EH aus Reinach in der Schweiz ist ein großer Anbieter von Messgeräten, der aus mehr als 100 Einzelunternehmen in 44 Ländern besteht – und unter dessen Dach (1,7 Milliarden Euro Jahresumsatz) der Laborspezialist Analytik Jena durchaus passen würde.
Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln
Gegen die größer werdenden Unwägbarkeiten sollte man sich zuallererst mit einer Strategie wappnen: Wer an kräftiges Wachstum in Deutschland glaubt, an einen anhaltenden Boom der Schwellenländer und hohen privaten Konsum, kann weiter am Aktienmarkt investieren. Wer skeptisch ist, sollte seine Bestände hingegen nicht aufstocken.
Eng verbunden mit der ersten Regel: Immer wieder kommt es vor, dass sich Dinge anders entwickeln, als man erwartet hat. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nicht jeder Entwicklung hinterherzulaufen. Eine solche Reaktion zeugt nicht von einem geringen Vertrauen in die eigene Strategie. Es kostet meist auch Geld, weil die Masse schon vorher diese Richtung eingeschlagen und das Gros an Rendite eingefahren hat.
Groß oder klein, spekulativ oder konservativ, liquide oder illiquide, dividendenstark oder dividendenschwach, Substanz oder Wachstum: Bei Aktien ist die Auswahl riesig. Der richtige Mix aus spekulativen und konservativen Titeln hilft, Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten auszugleichen. Nicht zu unterschätzen sind starke Dividendenzahler, die Jahr für Jahr den Grundstock für eine solide Rendite legen.
Keine Frage, die Börsen haben in den vergangenen zehn Jahren stärker geschwankt als in allen Dekaden zuvor. Das wird so bleiben, mit wachsendem Computerhandel sogar noch zunehmen. Wer sein Risiko minimieren will, baut Barrieren ein – sogenannte Stopps. Gerne werden Stopps bei 20 Prozent über und unterhalb des aktuellen Kurses gewählt. Dann wird automatisch verkauft, wenn diese Grenzen erreicht sind. Kommt eine Phase überraschend steigender Kurse mit anhaltendem Aufwärtstrend, lässt sich die Barriere leicht nach oben verschieben. Wichtig ist dann, auch die Barriere am unteren Ende nachzuziehen.
Wichtig in Phasen überraschender Kurssteigerungen oder -stürze ist es, das Verhalten der Masse zu beobachten. Ist es noch nachvollziehbar oder völlig irrational? Häufig ist es irrational. Dann hilft meist die zweite Regel: Widerstandskraft zeigen. Nach einigen Monaten kehrt die Rationalität von ganz allein zurück. Der Kurssturz aus dem vergangenen Jahr und die jüngste Entwicklung beweisen das gerade wieder.
Sind Aktien wie seit Jahresbeginn schon um 30, 40 oder gar 50 Prozent gestiegen, dann sind Anschlussgewinne in der Regel nur noch schwer zu erzielen. Phrasenverdächtig ist zwar die alte Weisheit: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand zugrunde gegangen.“ Richtig ist sie trotzdem.
Firmenchefs haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber normalen Aktionären. Sie wissen weit mehr als jeder Analyst oder Kommentator, wie es in ihrem Unternehmen aussieht. Insider nennt man sie deshalb. Sie melden ihre Orders innerhalb von fünf Handelstagen an die Börsenaufsicht Bafin. Das Handelsblatt veröffentlicht alle zwei Wochen das sogenannte Insider-Barometer, das aus der Summe aller Kauf- und Verkaufsorders Schlüsse für den weiteren Verlauf in Dax & Co. zieht. Jüngste Tendenz: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen mehr als sie kaufen. Vorsicht also!
Terroranschläge und Naturkatastrophen kommen unerwartet. Politische Konflikte wie aktuell zwischen Israel und dem Iran schwelen meist länger. Entscheidende Wahlen wie jüngst in Russland und in diesem Jahr noch in Frankreich und den USA sind vorhersehbar und haben immer Einfluss auf die Börse. Dabei gilt generell: Wahljahre sind gute Börsenjahre.
Mit Optionsscheinen oder Bonus-Zertifikaten lässt sich zwar aus einem Aufwärtstrend ein noch größerer Profit schlagen. Dies sind jedoch in der Regel Wetten ohne realen Hintergrund. Aktien sind reale Werte.
Vor allem Aktien einzelner Branchen unterliegen immer wieder gewissen Moden. Doch die wechseln wie im realen Leben, und manchmal geht das schneller, als man denkt. Das bekommt gerade die einst angesehene Solarenergie-Branche bitter zu spüren.
Immerhin ist es erst zwei Jahre her, dass ein anderer Großaktionär, der Niederländer Andries Verder (Anteil 15,5 Prozent), das Jenaer Unternehmen mit seinem eigenen Industriepumpenhersteller verbinden wollte. Das schlug fehl, weil Jena-Chef und Großaktionär Klaus Berka (13,3 Prozent) die staatliche Thüringische Investitionsgesellschaft BM-T (17,7 Prozent) mit ins Boot holte und damit die Selbstständigkeit des Unternehmens sicherte.
Dass die Schweizer EH nun über 20 Prozent hat, wird in Jena offiziell begrüßt, weil damit ein starker und willkommener Investor an Bord sei. Und der kündigt zudem nun auch noch an, in den nächsten zwölf Monaten weiter zuzukaufen. Nur drei bis vier Millionen Euro würde es ihn kosten auf 25 Prozent hochzuziehen und so die Sperrminorität und damit entscheidenden Einfluss auf das Unternehmen zu bekommen.