Aktien, Anleihen, Fonds Die Anlagetipps der Woche

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Aktientipp: Exel, Anleihetipp: Bilfinger

Aktientipp: Exel Industries - Solider Mittelstand aus der Champagne

In der Rangliste der 500 umsatzstärksten Unternehmen, die das US-Magazin „Fortune“ jährlich ermittelt, kommt Frankreich mit 31 Konzernen auf eine ähnlich hohe Quote wie Deutschland. Mittelständler aber sind in Frankreich weitaus seltener anzutreffen. Jenseits des Rheins entsprechen nur 4400 Gesellschaften diesem Kriterium, diesseits des Rheins sind es 12 500. Doch auch in Frankreich wachsen Familienunternehmen stabiler als Großkonzerne und schaffen mehr Arbeitsplätze.

1952 erfand Vincent Ballu im Herzen der Champagne einen Spezialtraktor für Winzer und gründete Tecnoma. Nach zahlreichen Zukäufen formierte sich daraus 1987 Exel Industries, 1997 folgte der Börsengang. Die Nachfahren des Gründers kontrollieren noch 76,3 Prozent des Aktienkapitals und stellen in dritter Generation den Vorstandschef. Exel beschäftigt heute 2800 Mitarbeiter und ist der weltweit führende Hersteller von Präzisions-Sprühystemen für den Pflanzenschutz in der Landwirtschaft. Bei Sprühsystemen für den Materialschutz sind sie Nummer drei. Auf beide Bereiche entfallen 67 Prozent des Umsatzes.

Wichtige Kennzahlen zu Exel Industries

19 Prozent steuert das Nischengeschäft mit Traktoren für die Rüben- und Traubenernte bei. Den Rest macht Exel mit Sprüh- und Bewässerungssystemen für den Garten. Der Umsatz schrumpfte 2014/15 (31. August) um 6,5 Prozent auf 725,2 Millionen Euro. Das war Folge tieferer Agrarpreise. Diese schmälern die Einkünfte der Landwirte, die dadurch nicht zwingend notwendige Investitionen aufschieben. Die Profitabilität Exels gefährdete das nicht. Netto verdient wurden 31,7 Millionen Euro nach 34,0 Millionen im Vorjahr. Solide die Bilanz: Die Eigenkapitalquote liegt bei 43 Prozent, das Verhältnis von Nettoschulden (74,8 Millionen Euro) zu Eigenkapital bei nur 26,8 Prozent. Mit einem Marktwert von rund 380 Millionen Euro ist Exel moderat bewertet. Vorsicht: Die Aktie wird nur in Paris gehandelt und ist nicht sehr liquide.

Anleihetipp: Bilfinger - In der B-Note schon wieder ganz oben

510 Millionen Euro Verlust hat Bau- und Industriedienstleister Bilfinger bis Ende September eingefahren. Zum Jahresende könnten es mehr als 530 Millionen Euro werden, die wegen Abschreibungen, hoher Verluste im Energiegeschäft und Kosten für die Sanierung zusammenkommen. Im Frühjahr 2016 ist noch einmal ein merklicher Aufwand für den Konzernumbau zu erwarten – vor allem für Stellenabbau bei Vertrieb und Verwaltung. Danach sollte sich der umgebaute Bilfinger-Konzern wieder erholen und ab 2017 echte Gewinne erzielen.

ISINDE000A1R0TU2
Kurs:101,01 %
Rendite:2,06 %
Kupon:2,375 %
Laufzeit bis:7.12.2019
Währung:Euro

Mit gut zwei Prozent Jahresrendite bei vierjähriger Restlaufzeit bieten Bilfinger-Anleihen (gesamter Nennwert: 500 Millionen Euro) eine akzeptable Verzinsung. Die Sanierung des Konzerns ist eingeleitet: Nach dem Verkauf des verlustreichen Energiegeschäfts und womöglich mehrerer internationaler Tochtergesellschaften (in China, Indien, Thailand oder Singapur) will sich Bilfinger auf Dienstleistungen um Immobilien und Industrieservice konzentrieren. Statt vielfältiger Kleinaufträge legen die Mannheimer mehr Wert auf Großkunden. Vom französischen Energiekonzern Total bekam Bilfinger gerade einen 100-Millionen-Service-Auftrag. Insgesamt kamen bis September gut 20 Prozent mehr neue Bestellungen herein. Das Auftragspolster erreicht mit fünf Milliarden Euro das Niveau des Vorjahres.

Trotz hoher Abschreibungen hat Bilfinger noch 1,4 Milliarden Euro Eigenmittel, 27 Prozent der Bilanzsumme. Diese Quote sollte 2016 durch Einnahmen aus Immobiliendienstleistungen und Erlöse aus Spartenverkäufen gehalten werden. Wenn Bilfinger wie geplant rund 160 Millionen Euro vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation verdient, wäre das etwa die Hälfte der Nettoschulden, keine schlechte Relation. S&P stuft Bilfinger-Anleihen mit BB+ als spekulatives Investment ein, dort aber mit der besten Note.

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