ArcelorMittal kündigt die Schließung einzelner Stahlwerke an, ThyssenKrupp warnt vor Ergebnis- und Margenverlusten, in Deutschland rechnet der Stahlverband in diesem Jahr mit vier Prozent Produktionsrückgang. Ohne Frage, die Nachrichten zur Stahlbranche sind alles andere als rosig – aber auch alles andere als neu: So sind die Aktien des Stahlkochers Salzgitter in den vergangenen fünf Jahren um bis zu 78 Prozent gesunken, eben weil die Stahlindustrie nicht auf die Beine gekommen ist.
Nur noch 2,1 Milliarden Euro sind alle Salzgitter-Anteile zusammen an der Börse derzeit wert. Zieht man davon den aktuellen Cash-Bestand des Unternehmens (535 Millionen Euro) und den Wert der Beteiligung am Kupferkonzern Aurubis (540 Millionen Euro) ab, bleibt gut eine Milliarde Euro. Dafür gibt es den zweitgrößten Stahlhersteller des Landes, der langfristig die Chance auf einen Gewinndreh hat.
Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln
Gegen die größer werdenden Unwägbarkeiten sollte man sich zuallererst mit einer Strategie wappnen: Wer an kräftiges Wachstum in Deutschland glaubt, an einen anhaltenden Boom der Schwellenländer und hohen privaten Konsum, kann weiter am Aktienmarkt investieren. Wer skeptisch ist, sollte seine Bestände hingegen nicht aufstocken.
Eng verbunden mit der ersten Regel: Immer wieder kommt es vor, dass sich Dinge anders entwickeln, als man erwartet hat. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nicht jeder Entwicklung hinterherzulaufen. Eine solche Reaktion zeugt nicht von einem geringen Vertrauen in die eigene Strategie. Es kostet meist auch Geld, weil die Masse schon vorher diese Richtung eingeschlagen und das Gros an Rendite eingefahren hat.
Groß oder klein, spekulativ oder konservativ, liquide oder illiquide, dividendenstark oder dividendenschwach, Substanz oder Wachstum: Bei Aktien ist die Auswahl riesig. Der richtige Mix aus spekulativen und konservativen Titeln hilft, Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten auszugleichen. Nicht zu unterschätzen sind starke Dividendenzahler, die Jahr für Jahr den Grundstock für eine solide Rendite legen.
Keine Frage, die Börsen haben in den vergangenen zehn Jahren stärker geschwankt als in allen Dekaden zuvor. Das wird so bleiben, mit wachsendem Computerhandel sogar noch zunehmen. Wer sein Risiko minimieren will, baut Barrieren ein – sogenannte Stopps. Gerne werden Stopps bei 20 Prozent über und unterhalb des aktuellen Kurses gewählt. Dann wird automatisch verkauft, wenn diese Grenzen erreicht sind. Kommt eine Phase überraschend steigender Kurse mit anhaltendem Aufwärtstrend, lässt sich die Barriere leicht nach oben verschieben. Wichtig ist dann, auch die Barriere am unteren Ende nachzuziehen.
Wichtig in Phasen überraschender Kurssteigerungen oder -stürze ist es, das Verhalten der Masse zu beobachten. Ist es noch nachvollziehbar oder völlig irrational? Häufig ist es irrational. Dann hilft meist die zweite Regel: Widerstandskraft zeigen. Nach einigen Monaten kehrt die Rationalität von ganz allein zurück. Der Kurssturz aus dem vergangenen Jahr und die jüngste Entwicklung beweisen das gerade wieder.
Sind Aktien wie seit Jahresbeginn schon um 30, 40 oder gar 50 Prozent gestiegen, dann sind Anschlussgewinne in der Regel nur noch schwer zu erzielen. Phrasenverdächtig ist zwar die alte Weisheit: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand zugrunde gegangen.“ Richtig ist sie trotzdem.
Firmenchefs haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber normalen Aktionären. Sie wissen weit mehr als jeder Analyst oder Kommentator, wie es in ihrem Unternehmen aussieht. Insider nennt man sie deshalb. Sie melden ihre Orders innerhalb von fünf Handelstagen an die Börsenaufsicht Bafin. Das Handelsblatt veröffentlicht alle zwei Wochen das sogenannte Insider-Barometer, das aus der Summe aller Kauf- und Verkaufsorders Schlüsse für den weiteren Verlauf in Dax & Co. zieht. Jüngste Tendenz: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen mehr als sie kaufen. Vorsicht also!
Terroranschläge und Naturkatastrophen kommen unerwartet. Politische Konflikte wie aktuell zwischen Israel und dem Iran schwelen meist länger. Entscheidende Wahlen wie jüngst in Russland und in diesem Jahr noch in Frankreich und den USA sind vorhersehbar und haben immer Einfluss auf die Börse. Dabei gilt generell: Wahljahre sind gute Börsenjahre.
Mit Optionsscheinen oder Bonus-Zertifikaten lässt sich zwar aus einem Aufwärtstrend ein noch größerer Profit schlagen. Dies sind jedoch in der Regel Wetten ohne realen Hintergrund. Aktien sind reale Werte.
Vor allem Aktien einzelner Branchen unterliegen immer wieder gewissen Moden. Doch die wechseln wie im realen Leben, und manchmal geht das schneller, als man denkt. Das bekommt gerade die einst angesehene Solarenergie-Branche bitter zu spüren.
Mehr als 22 Millionen Euro Verlust schrieb Salzgitter im ersten Halbjahr 2012. Das ist nach 94 Millionen Euro Reingewinn in der gleichen Zeit des Vorjahres zwar kein Ruhmesblatt, aber auch keine Katastrophe. Im Geschäftsbereich Stahl drücken zwar schwache Preise, doch die Auslastung der Werke ist nicht schlecht. Im ersten Halbjahr stieg das Auftragsvolumen sogar um zwölf Prozent.
Noch rückläufig sind die Bestellungen im Röhrengeschäft; doch immer deutlicher zeigt sich, dass Salzgitter hier von Aufträgen aus der Energiewirtschaft profitiert – und das verspricht langfristiges und vergleichsweise wenig konjunkturabhängiges Wachstum. Im Bereich Stahlhandel ist das Geschäft lebhaft, der Umsatz stieg im ersten Halbjahr fast um ein Drittel. Ebenfalls mehr Umsatz holt der Salzgitter-Ableger KHS (Abfüllanlagen) herein, der von der steigenden Nachfrage der Nahrungsmittelindustrie beflügelt wird.
Insgesamt dürfte Salzgitter in diesem Jahr zwar nur so eben schwarze Zahlen schreiben, 2013 aber besteht die Chance auf einen deutlichen Gewinndreh. In guten Jahren verdiente das Unternehmen netto 500 Millionen bis zu einer Milliarde Euro. Wer einen langen Atem hat, kann schon heute zu günstigen Kursen auf diesen großen Turn-around setzen.