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Aktientipp - SGL Carbon: Vom Kampf um leichte Fasern profitieren

In der DDR verhüllte er ganze Städte im blauen Zweitakt-Nebel, im Westen wurde er als Plaste-und-Elaste-Bomber verhöhnt. Doch der Trabant war seinen Konkurrenten in einer Hinsicht voraus: Statt aus Blech bestand der Kleinwagen aus Kunststoff. Blechfreien Autos gehört die Zukunft, meinen Entwickler. Das Mittel der Wahl sind Karbonfasern, wie sie SGL Carbon herstellt. Der Werkstoff, der so stabil ist wie Stahl und fünf Mal leichter, ist zwar noch teuer, könnte aber vom politischen Druck auf die Hersteller profitieren, ihre Autos spritsparender zu machen; dem steht das hohe Gewicht der heutigen Autos im Wege: Wegen höherer Komfort- und Sicherheitsansprüche wiegt ein VW Golf mit 1,5 Tonnen heute doppelt so viel wie das erste Modell 1974. Vor allem Elektroautos müssen abspecken, um massentauglich zu werden. Bislang überfordert ihr Stromverbrauch die Batterietechnik. 2013 will BMW das erste E- Auto auf Karbonfaserbasis auf den Markt bringen. Das könnte den Bieterkampf um die wenigen Hersteller neu entfachen und die SGL-Carbon- Aktie beflügeln. Mehrere Großaktionäre haben sich an SGL beteiligt, um sich den Zugang zu dem Werkstoff zu sichern.

Kursverlauf der SGL-Carbon-Aktie

BMW-Hauptaktionärin Susanne Klatten besitzt 27 Prozent an SGL, BMW selbst hält 16 und Konkurrent VW acht Prozent. Toyota versucht über eine Werkstoff-Allianz mit Konkurrenten an Karbon heranzukommen. Karbonfaserteile werden auch in Windrädern und Flugzeugteilen verbaut. Die SGL-Tochter Hitco bekam Mitte Juli einen Großauftrag von Boeing. Das Geschäft mit den Karbonwerkstoffen liefert erst 15 Prozent der SGL-Umsätze (2011 rund 1,5 Milliarden Euro). Vom E-Auto würde SGL gleich doppelt profitieren: Neben Karbonfasern für Teile wird Flockengrafit für die Batterien gebraucht. SGL ist einer der wenigen Hersteller, die Grafit synthetisch produzieren. Grafit wird zudem für die Hitzedämmung von Hochöfen, Elektroden und Kohlebürsten in E-Motoren verwendet. Weil das Stammgeschäft als Stahlwerkzulieferer zyklisch ist, litt die SGL-Aktie unter der sich abkühlenden Konjunktur. Mit dem Kursrückgang dürfte auch die Bewertung wieder in vernünftige Bahnen gelenkt sein; das KGV hat sich von in der Spitze 60 auf 28 (2012) verringert.

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