Mit einem Kupon von fast vier Prozent gehört die neue Anleihe des Versandkonzerns Otto zu den interessanten Angeboten. In der Tat liegen 3,6 Prozent Rendite, die sich bei Kursen um 100,30 Prozent ergeben, um 2,7 Prozentpunkte über Bundesanleihen gleicher Laufzeit.
Das Wohl der Otto-Anleihe hängt weniger vom Modeversand ab, als es auf den ersten Blick scheint. Für Käufer der Anleihe ist das eine gute Botschaft. Denn nachdem die großen Versandhäuser Quelle und Neckermann untergegangen sind, stellt sich die Frage, ob Otto nicht eines Tages das gleiche Schicksal trifft. Und obwohl Otto die Zeichen der Zeit erkannt hat und massiv auf Online-Handel setzt, ist Modeversand ein zähes Geschäft. Teurer Einkauf und aggressive Online-Konkurrenten drücken die Margen. Der Versand bringt zwar mit Abstand den größten Anteil der mehr als elf Milliarden Euro Umsatz, die Otto im laufenden Geschäftsjahr (bis Februar 2013) machen dürfte, die Gewinne aber sind mager. Kein Wunder, dass Otto seine Marken (Otto, Schwab, Bauer) zusammenführt und Stellen streicht.
Der Grund, warum Otto seine Konkurrenten überlebt hat und auch für die nächsten Jahre nicht schlecht dasteht, ist der Aufbau weiterer Geschäftsfelder. Schon Service und Logistik (Hermes) brachte im vergangenen Jahr vor Steuern etwa so viel wie die ganze Mode-Division.
Entscheidend aber ist die Finanzdienstleistungstochter Eos. Sie ist seit Jahren der wichtigste Gewinnbringer. Als Deutscher Inkasso-Dienst entstand sie 1974 aus der Mahn- und Rechtsabteilung des Otto-Versands. Mit Geschäft in 27 Ländern gehört Eos heute zu den führenden Finanzdienstleistern für das Management von Forderungen. Dank Eos dürften Finanzdienstleistungen 2012/13 die 223 Millionen Euro Vorsteuergewinn des Vorjahres weit übertreffen und damit dem Otto-Konzern unterm Strich schwarze Zahlen bescheren. Dass netto im Konzern im vergangenen Jahr nur 23 Millionen Euro Gewinn blieben, zeigt, wie wichtig die Eos-Beiträge sind.
Kurs (%) | 100,34 |
Kupon (%) | 3,875 |
Rendite (%) | 3,60 |
Laufzeit bis | 1. November 2019 |
Währung | Euro |
ISIN | XS0847087714 |
Trotz des Eos-Erfolgs sind die Finanzkennzahlen des Otto-Konzerns nicht überragend. Vor allem drücken 2,4 Milliarden Euro Nettoschulden, fast das Fünffache des zuletzt ausgewiesenen Gewinns vor Zinsen, Steuern, Abschreibung und Amortisation. Doch hinter dem Versand steht die Familie Otto, deren Vermögen auf mehr als acht Milliarden Euro geschätzt wird. Das sollte helfen, die Zinsen pünktlich zu zahlen und 2019 die 300 Millionen Euro Nennwert zu tilgen. Die neue Anleihe eignet sich als Ergänzung in einem Depot, nicht aber als Schwerpunkt.