Aktien, Anleihen, Fonds Die Anlagetipps der Woche

Warum die Samsung-Aktie geradezu billig ist, Biotechniker Qiagen in eine gute Zukunft blickt und Anleger bei Facebook auf fallende Kurse setzen können. Aktien, Anleihen und Fonds für die private Geldanlage.

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Samsung-Tablet Quelle: REUTERS

Aktientipp - Samsung: Mehr Geschäft auf Kosten von Apple

Über zehn Prozent binnen einer Woche büßte die Aktie des Technologieriesen ein, weil Samsung vor schwindender Dynamik bei Smartphones gewarnt hatte. Zusätzlich belastet die starke südkoreanische Währung Won. Dabei läuft das Geschäft auf Hochtouren.

Im vierten Quartal erwirtschaftete der weltgrößte Handyhersteller einen operativen Gewinn von umgerechnet sechs Milliarden Euro, plus 88 Prozent gegenüber Vorjahr – neuer Rekord. Samsung verdient also gutes Geld.

Zusätzlich verkauften die Südkoreaner mehr Smartphones als Erzrivale (und zugleich Chipkunde) Apple. In diesem Jahr könnten 290 Millionen der Multimediageräte über die Ladentheken gehen, 75 Millionen mehr als 2012 – und rund 110 Millionen mehr als von Apple. Wichtig wird das neue Smartphone Galaxy S IV, das die Koreaner wahrscheinlich im April auf den Markt bringen.

Aktientipp Samsung

Ein weiterer Wachstumstreiber ist das Geschäft mit Tablet-Computern. Im vierten Quartal ist der Markt gegenüber dem Vorjahreszeitraum weltweit um 75 Prozent auf 52 Millionen Stück gewachsen. Zwar ist hier immer noch Apple mit Abstand die Nummer eins; doch nach den Berechnungen der amerikanischen Branchenkenner IDC mache Samsung Marktanteile gut: Während die Amerikaner acht Prozentpunkte verloren, legten die Koreaner um sieben Prozentpunkte zu.

Samsung dürfte damit seinen Gewinn in diesem Jahr weiter deutlich erhöhen. Daran gemessen ist die Aktie mit einer Bewertung von weniger als acht (KGV 2013) fast schon ein Sonderangebot – und natürlich billiger als Apple.

Aktientipp - Qiagen: Visionäre Projekte und realer Erfolg

Aktientipp Qiagen

Der Biotechniker Qiagen ist mit Clarient, dem führenden US-Labor für Krebsdiagnostik, eine Kooperation eingegangen. Mit seinen mehr als 2000 professionellen Kunden (Onkologen, Pathologen, klinische Labors, Krankenhäuser) ist Clarient für Qiagen ein wichtiger Partner. Bei diesen Kunden sollen Tests, etwa zur Darmkrebserkennung, vermarktet werden. Die Nachfrage nach den neuen Qiagen-Tests, die Mitte 2012 von der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA zugelassen worden sind, dürfte sich damit merklich erhöhen.

Die deutsch-niederländische Qiagen ist mit ihrer Proben- und Testtechnologie, bei der aus Blut oder Gewebe genetische Bestandteile ausgewertet werden, weltweit führend. Die Methode hilft, Krankheiten genauer zu diagnostizieren und Medikamente gezielt auf den jeweiligen Patienten abzustimmen. Da durch den effizienten Medikamenteneinsatz die Kosten der Behandlung begrenzt werden, dürfte sich der Trend zu dieser personalisierten Medizin weiter verstärken.

Qiagen arbeitet eng mit großen Pharmaunternehmen zusammen und stimmt Tests mit neuen Medikamenten ab. Derzeit laufen 15 Gemeinschaftsprojekte, etwa mit den Branchengrößen Amgen, AstraZeneca, Pfizer und Bayer. Insgesamt hat Qiagen 35 neue Tests in der Pipeline. Besonders vielversprechend ist ein Verfahren, das Qiagen mit dem Softwarekonzern SAP entwickelt und in diesem Jahr auf den Markt bringen will. Hierbei wird mithilfe von Milliarden Einzeldaten das Genprofil eines Tumors ausgelesen, um ihm dann eine wirkungsvolle Therapie entgegenzusetzen. Qiagen steht hier an der Spitze der Entwicklung, bei der biotechnologische und informationstechnische Verfahren kombiniert werden.

Dass Qiagen neben zukunftsgerichteten Projekten ganz realen Erfolg hat, zeigt die bisherige Entwicklung. In den vergangenen zehn Jahren kletterte der Umsatz von 350 Millionen Dollar auf 1,3 Milliarden Dollar. Da die operativen Renditen derzeit leicht anziehen, ist in diesem Jahr ein Rekordgewinn absehbar, wahrscheinlich rund 270 Millionen Dollar netto. Größere Zukäufe sind nicht geplant – obwohl sich Qiagen diese angesichts der mit 66 Prozent Eigenkapital gut gepolsterten Bilanz leisten könnte.

Zertifikatetipp - Facebook: Heißer Deal mit dem virtuellen Hype

Zertifikatetipp Facebook

Ohne Frage, Facebook ist eine außergewöhnliche Erfolgsstory: Mit mehr als einer Milliarde Nutzer ist das Unternehmen von Mark Zuckerberg (Bild) das größte soziale Netzwerk der Welt. Der Trend zu mobilen Endgeräten (Smartphones, Tablet-Computer) beflügelt nun auch das wichtige Werbegeschäft; neue Sparten (Suchdienste, Online-Handel) dürften weitere Nutzer und zahlende Kunden erschließen.

Das Problem: Mit 64 Milliarden Dollar Börsenwert ist die Facebook-Aktie schlichtweg zu teuer. Damit werden die für dieses Jahr erwarteten Umsätze mit dem Zehnfachen bezahlt. Solche Relationen gab es zum letzten Mal in der High-Tech-Blase im Jahr 2000.

Dabei ist Facebook ohnehin schon auf dem harten Weg in die Wirklichkeit. Seit Jahren sinken die Zuwachsraten. 2010 waren es noch 154 Prozent Umsatzplus, eine Saison später 88 Prozent, im vergangenen Jahr dann 37 Prozent. Für 2013 liegen die Schätzungen bei rund 30 Prozent.

Noch bescheidener sieht es bei den Gewinnen aus. Ganze 53 Millionen Dollar blieben im vergangenen Jahr übrig. Und auch für 2013 dämpft Chef Zuckerberg die Erwartungen; schließlich soll vor allem die Belegschaft ausgebaut und neue Geschäftsfelder sollen erschlossen werden. Die von Analysten erwarteten 1,5 Milliarden Dollar Nettogewinn dürften ziemlich illusorisch sein.

Und selbst wenn die hohen Erwartungen eines Tages in Erfüllung gingen, wäre das keine Garantie für steigende Kurse. Für die nächsten Jahre rechnen Analysten mit Nettorenditen (Reingewinn vom Umsatz) von rund 30 Prozent. Unternehmen, die so etwas real schaffen (etwa der Biotech-Konzern Amgen), notieren an der Börse beim drei- bis vierfachen Jahresumsatz. Auf Facebook übertragen, hieße das: Selbst wenn Facebook 2015 zehn Milliarden Dollar Umsatz erzielt, ergäbe das einen fairen Börsenwert von rund 30 bis 40 Milliarden Dollar. Bis dahin könnte sich die Facebook-Aktie also locker halbieren und wäre dann noch immer nur fair bewertet.

Facebook ist ein Paradebeispiel für einen Börsenhype. Mit Faktor-Shortzertifikaten lässt sich – bei kleinem Einsatz – auf sinkende Kurse wetten.

Anleihetipp - FMC: Gesunde Rendite

Anleihetipp FMC

Dass mit Rice Powell (57) seit Kurzem wieder ein Amerikaner an der Spitze von Fresenius Medical Care (FMC) steht, ist konsequent. Zwei Drittel seines Umsatzes, der in diesem Jahr gut 14,5 Milliarden Dollar erreichen dürfte, macht FMC in Nordamerika. Hier ist nicht nur der größte Markt für Dialyse (Blutwäsche), hier hat FMC einen wesentlichen Teil seiner Wurzeln: 1996 entstand FMC aus der Fusion des Dialysegeschäfts des Bad Homburger Gesundheitskonzerns Fresenius mit dem amerikanischen Konkurrenten National Medical Care. Heute betreut FMC in mehr als 3100 Kliniken in Nordamerika, Europa, Asien, Lateinamerika und Afrika jährlich eine Viertelmillion Patienten. Muttergesellschaft Fresenius ist noch mit 30 Prozent an FMC beteiligt.

Weltweit gibt es derzeit 2,1 Millionen Dialysepatienten – und jedes Jahr kommen fünf bis sechs Prozent dazu. Gründe dafür sind die steigende Zahl älterer Menschen, aber auch Massenleiden wie Diabetes oder Bluthochdruck, die zu Nierenversagen führen können. Bis 2020 rechnen die FMC-Manager damit, dass sich die Zahl der Nierenpatienten auf vier Millionen etwa verdoppelt.

Seit seiner Gründung entwickelt sich FMC stabil nach oben: Bisher ist in jedem Jahr der Umsatz gestiegen, insgesamt hat sich das Geschäftsvolumen in 15 Jahren vervierfacht. Der Nettogewinn legte noch stärker zu und dürfte in diesem Jahr 1,2 Milliarden Dollar erreichen. FMC ist damit nicht nur für Aktionäre interessant, sondern auch für Anleihekäufer. Papiere mit Laufzeit bis 2019 bieten 3,3 Prozent Rendite.

Allerdings: Durch zahlreiche Übernahmen hat FMC einen Schuldenberg von 7,8 Milliarden Dollar angehäuft, das 2,7-Fache des Gewinns vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation. Diese relativ hohe Verschuldung ist der Grund dafür, dass die Ratingagentur Standard & Poor’s FMC-Anleihen als spekulativ einstuft, mit BB+ bekommen sie im spekulativen Bereich aber die Bestnote.

Auf dem Hauptmarkt USA besteht zudem das Risiko juristischer Auseinandersetzungen. Derzeit wird FMC vorgeworfen, bei Dialyselösungen unzureichend auf Nebenwirkungen hingewiesen zu haben. Ob es zu einer Sammelklage kommt, ist offen. Da die Produkte, um die es geht, seit vielen Jahren von der US-Gesundheitsbehörde zugelassen sind, sollte sich der Schaden in Grenzen halten.

FMC-Anleihen sind ein Basisinvestment, sollten wegen ihrer spekulativen Note aber keinen zu großen Teil eines Depots ausmachen.

Fondstipp - UniJapan: Schwacher Yen lässt Aktionäre hoffen

Fondstipp UniJapan

Wieder einmal haben Parlamentswahlen in Japan zu einem großen Optimismus an der Börse geführt. Seit Mitte November stieg der Nikkei um 32 Prozent. Auf Druck des neuen Premierministers Shinzo Abe hat die Bank von Japan (BoJ) in der vergangenen Woche ihr Inflationsziel auf zwei Prozent angehoben. Sie will so den Preisverfall (Deflation) bremsen. Viele Marktbeobachter gehen nach Jahren der Krise von einem fundamentalen politischen Wandel aus. „Abe hat Klartext gesprochen, und das kam bei der Bevölkerung gut an“, sagt Fondsmanagerin Hannah Cunliffe, die den UniJapan von Union Investment lenkt.

Mehr Inflation könnte die Attraktivität japanischer Aktien erhöhen. Trotz der niedrigen Nominalzinsen lohnte es sich für Japaner, ihr Geld verzinst anzulegen, weil sie zuzüglich der Deflationsrate von etwa zwei Prozent einen guten Realzins erzielten. Sparer fürchten jetzt eine Entwertung ihrer Vermögen durch die politisch gewollte Inflation. „Einige japanische Pensionsfonds prüfen den Kauf von Aktien, die sich in einem inflationären Umfeld besser entwickeln können“, sagt Cunliffe.

Überschwänglich ist sie nicht: „Es steht nicht fest, ob die Deflationsbekämpfung erfolgreich sein wird.“ So will die Regierung die niedrige fünfprozentige Mehrwertsteuer ab 2014 erhöhen, um Schulden abzubauen. Das könnte wiederum den Konsum bremsen. Doch zunächst hat die politische Diskussion den Yen geschwächt, japanische Güter werden für Ausländer billiger, und das ist gut für die Exportindustrie.

Dem Euro-Land-Anleger blieb von den Aktienkursgewinnen nicht viel, sie wurden durch Währungsverluste aufgezehrt. Nur der währungsgesicherte Indexfonds von iShares machte 22 Prozent. „Die übertriebene Yen-Stärke ist in den letzten Wochen verschwunden, weitere hohe Abwertungen sind unwahrscheinlich“, sagt Cunliffe.

Sie traut Autoherstellern wie Toyota, Honda und dem Reifenhersteller Bridgestone beim jetzigen Yen-Niveau Kursgewinne zu, weil sich der Weltmarkt gut entwickelt. Toyota hat seine Absatzprognose für 2013 schon angehoben. Banken wie Sumitomo Mitsui und Mitsubishi UFJ hält sie für attraktiv: „Sie sind im weltweiten Vergleich gut kapitalisiert und wachsen in Asien und den USA.“

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