Aktientipp: Hamborner - Lukrative Geschäfte mit dem Einzelhandel
Mit der Aussicht auf 45 Millionen Euro Netto-Mieteinnahmen steht der Immobilienkonzern Hamborner vor einem Rekordjahr. Als Bestandshalter von Immobilien profitiert Hamborner von solventen und langfristig orientierten Mietern. Seine größten Mieter sind die Einzelhandelsketten Edeka (13,9 Prozent Mietanteil) und Kaufland (10,1 Prozent) sowie Obi-Baumärkte (8,0 Prozent).
Wegen niedriger Zinszahlungen und nachträglicher Zusatzzahlungen aus einem Immobilienkauf kletterten die Gewinne im ersten Halbjahr sogar fast doppelt so stark wie die Mieteinnahmen. Damit dürfte es kein Problem sein, 2015 je Aktie gerechnet wie geplant operativ 44 Cent zu verdienen. Als steuerbegünstigter Immobilienkonzern (Reit) schüttet Hamborner den Großteil seiner Gewinne aus. Für 2014 dürfte es 40 Cent je Aktie Dividende geben.
860 Millionen Euro könnten die mehr als 70 Immobilien von Hamborner Ende des Jahres wert sein, wenn in den nächsten Monaten neue Gebäude wie das Jobcenter in Aachen und ein Einzelhandelsgebäude in Celle dazukommen. Die Zusammensetzung des Immobiliendepots aus Einzelhandelscentern in guten Lagen, großflächigen Fachmärkten und jungen Bürogebäuden spricht für einen stabilen Geschäftsverlauf.
Abzüglich von – vorsichtig gerechnet – rund 380 Millionen Euro Schulden bliebe zum Jahresende ein Nettoinventarwert von 480 Millionen Euro. Je Aktie wären das 7,74 Euro. Das läge zwar etwas unter dem aktuellen Kurs, macht die Aktie bei Rückschlägen aber umso interessanter.
Aktientipp: Polyus Gold - Via London in russische Goldminen investieren
Im Mai 2006 brachte der russische Minengigant Norilsk Nickel seine Goldsparte an die Börse Moskau. Seit Oktober 2011 ist die Gesellschaft unter dem Namen Polyus Gold International auf der Kanalinsel Jersey registriert. Seither unterwirft sich der größte russische Goldförderer den Corporate-Governance-Regeln in Großbritannien. Seit Juli 2012 notieren die Aktien im Premiumsegment der Londoner Börse.
Größter Aktionär von Polyus Gold ist der russische Investor und Politiker Suleiman Kerimov. Der Vertreter der Republik Dagestan im russischen Föderationsrat kontrolliert über seine Luzerner Stiftung 40,2 Prozent des Aktienkapitals. Polyus Gold wird an der Börse aktuell mit 8,9 Milliarden Dollar bewertet.
Weitere Aktienpakete halten der ostukrainische Stahlbaron Oleg Mkrtchan (18,5 Prozent) sowie Gavriil Yushvaev (19,3 Prozent), ehemaliger Eigentümer des russischen Lebensmittelproduzenten Wimm-Bill-Dann.
Gemessen an der für 2015 angestrebten Jahresfördermenge von 1,63 bis 1,71 Millionen Unzen, ist Polyus Gold der weltweit neuntgrößte Goldproduzent, gemessen an den bestätigten Goldreserven von 66 Millionen Unzen, die Nummer vier. Nach sechs Monaten 2015 förderte Polyus in seinen sechs russischen Minen 783 000 Unzen Gold – fünf Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2014. Die Gesamtkosten je geförderter Unze lagen zuletzt bei 760 Dollar. Der schwache Rubel federt die zuletzt schwache Goldpreisentwicklung ab, weil die Kosten überwiegend in Rubel anfallen, während das Gold auf dem Weltmarkt in Dollar verkauft wird.
Die Finanz- und Liquiditätslage ist solide. Die Nettoverschuldung bewegt sich mit 381 Millionen Dollar im überschaubaren Rahmen. In der Kasse liegen 1,37 Milliarden Dollar Barreserven.
Anleihe- und Fondstipp
Anleihetipp: Mahle - Gute Ergänzung für das gemischte Depot
Der Autozulieferer Mahle übernimmt die Geschäftssparte Thermomanagement des amerikanischen Konkurrenten Delphi. Thermomanagement, also Aggregate um Motorkühlung und Klimatisierung im Fahrzeug, haben für Mahle einen großen Vorteil: Sie werden sowohl bei Autos mit Verbrennungsmotor als auch bei Elektroantrieben oder Brennstoffzellen gebraucht. Mahle, bisher spezialisiert auf klassische Motorenteile wie Kolben, Nockenwellen, Ventile oder Ölpumpen, richtet damit sein Kerngeschäft auf alle möglichen Antriebsvarianten aus. Die Thermosparte, die Mahle seit 2013 ausbaut, trägt derzeit schon 40 Prozent zum Gesamtumsatz bei.
Kurs | 102,00 Prozent |
Kupon | 2,375 Prozent |
Rendite | 2,02 Prozent |
Laufzeit bis | 20.05.2022 |
Währung | Euro |
ISIN | XS1233299459 |
Stand: 29.08.2015 |
Mit 75 000 Mitarbeitern gehört die Stuttgarter Mahle zu den 20 weltgrößten Autozulieferern. Praktisch alle wichtigen Autohersteller sind Kunde. Produziert wird in 150 Werken in 35 Ländern. Im Mai übernahm Mahle die Berliner Amovis, einen Spezialisten für Abgaswärme-Rückgewinnung; im Juni kam die japanische Kokusan Denki dazu, mit der sich Mahle in der Mechatronik verstärkt. Beide Übernahmen passen gut zur wachsenden Nachfrage nach mehr Technik und effizienterer Energienutzung im Auto. In diesem Jahr dürfte Mahle erstmals mehr als zehn Milliarden Euro Umsatz erzielen, dreimal so viel wie vor 15 Jahren. Zur Finanzierung setzt Mahle auch auf Anleihen.
Die jüngste (mit 500 Millionen Euro Volumen) kam im Mai auf den Markt. Mit zwei Prozent Jahresrendite ist sie eine gute Ergänzung für ein gemischtes Depot aus Aktien und Anleihen. Ein Rating hat die Anleihe nicht, dafür verspricht Mahle eine solide Finanzierung. Die Nettoschulden (Ultimo 2014: 701 Millionen Euro) dürften angesichts des stabilen Geschäftsverlaufs weiterhin niedriger sein als der Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation. In den Büchern stehen 2,6 Milliarden Euro Eigenkapital, 38 Prozent der Bilanzsumme.
Fondstipp: Aberdeen Global Brazil Equity - "Stark aus der Krise kommen"
WirtschaftsWoche: Herr Robinson, China ist der größte Handelspartner Brasiliens. Was bedeutet der Börsencrash dort für Anleger an der Börse in São Paulo?
Nick Robinson: Auch wenn durch Chinas Finanzkrise aktuell viel Kapital aus Brasilien abfließt und Ansteckungsgefahr unter den Schwellenländern herrscht, das sollte Brasilien nicht nachhaltig belasten. Es bestehen vielmehr drei grundsätzlich negative Einflüsse: die sinkenden Absätze in China, geringere Margen der brasilianischen Konzerne und eine mögliche Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed.
Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln
Gegen die größer werdenden Unwägbarkeiten sollte man sich zuallererst mit einer Strategie wappnen: Wer an kräftiges Wachstum in Deutschland glaubt, an einen anhaltenden Boom der Schwellenländer und hohen privaten Konsum, kann weiter am Aktienmarkt investieren. Wer skeptisch ist, sollte seine Bestände hingegen nicht aufstocken.
Eng verbunden mit der ersten Regel: Immer wieder kommt es vor, dass sich Dinge anders entwickeln, als man erwartet hat. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nicht jeder Entwicklung hinterherzulaufen. Eine solche Reaktion zeugt nicht von einem geringen Vertrauen in die eigene Strategie. Es kostet meist auch Geld, weil die Masse schon vorher diese Richtung eingeschlagen und das Gros an Rendite eingefahren hat.
Groß oder klein, spekulativ oder konservativ, liquide oder illiquide, dividendenstark oder dividendenschwach, Substanz oder Wachstum: Bei Aktien ist die Auswahl riesig. Der richtige Mix aus spekulativen und konservativen Titeln hilft, Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten auszugleichen. Nicht zu unterschätzen sind starke Dividendenzahler, die Jahr für Jahr den Grundstock für eine solide Rendite legen.
Keine Frage, die Börsen haben in den vergangenen zehn Jahren stärker geschwankt als in allen Dekaden zuvor. Das wird so bleiben, mit wachsendem Computerhandel sogar noch zunehmen. Wer sein Risiko minimieren will, baut Barrieren ein – sogenannte Stopps. Gerne werden Stopps bei 20 Prozent über und unterhalb des aktuellen Kurses gewählt. Dann wird automatisch verkauft, wenn diese Grenzen erreicht sind. Kommt eine Phase überraschend steigender Kurse mit anhaltendem Aufwärtstrend, lässt sich die Barriere leicht nach oben verschieben. Wichtig ist dann, auch die Barriere am unteren Ende nachzuziehen.
Wichtig in Phasen überraschender Kurssteigerungen oder -stürze ist es, das Verhalten der Masse zu beobachten. Ist es noch nachvollziehbar oder völlig irrational? Häufig ist es irrational. Dann hilft meist die zweite Regel: Widerstandskraft zeigen. Nach einigen Monaten kehrt die Rationalität von ganz allein zurück. Der Kurssturz aus dem vergangenen Jahr und die jüngste Entwicklung beweisen das gerade wieder.
Sind Aktien wie seit Jahresbeginn schon um 30, 40 oder gar 50 Prozent gestiegen, dann sind Anschlussgewinne in der Regel nur noch schwer zu erzielen. Phrasenverdächtig ist zwar die alte Weisheit: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand zugrunde gegangen.“ Richtig ist sie trotzdem.
Firmenchefs haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber normalen Aktionären. Sie wissen weit mehr als jeder Analyst oder Kommentator, wie es in ihrem Unternehmen aussieht. Insider nennt man sie deshalb. Sie melden ihre Orders innerhalb von fünf Handelstagen an die Börsenaufsicht Bafin. Das Handelsblatt veröffentlicht alle zwei Wochen das sogenannte Insider-Barometer, das aus der Summe aller Kauf- und Verkaufsorders Schlüsse für den weiteren Verlauf in Dax & Co. zieht. Jüngste Tendenz: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen mehr als sie kaufen. Vorsicht also!
Terroranschläge und Naturkatastrophen kommen unerwartet. Politische Konflikte wie aktuell zwischen Israel und dem Iran schwelen meist länger. Entscheidende Wahlen wie jüngst in Russland und in diesem Jahr noch in Frankreich und den USA sind vorhersehbar und haben immer Einfluss auf die Börse. Dabei gilt generell: Wahljahre sind gute Börsenjahre.
Mit Optionsscheinen oder Bonus-Zertifikaten lässt sich zwar aus einem Aufwärtstrend ein noch größerer Profit schlagen. Dies sind jedoch in der Regel Wetten ohne realen Hintergrund. Aktien sind reale Werte.
Vor allem Aktien einzelner Branchen unterliegen immer wieder gewissen Moden. Doch die wechseln wie im realen Leben, und manchmal geht das schneller, als man denkt. Das bekommt gerade die einst angesehene Solarenergie-Branche bitter zu spüren.
Das könnte Im September schon der Fall sein. Haben Sie keine Angst, dass dann noch mehr Investorengelder aus den Schwellenländern und damit aus Brasilien abfließen?
Was die Fed angeht, sehen wir einer Zinserhöhung in Brasilien relativ gelassen entgegen. Die brasilianische Notenbank hat diesen Schritt bereits seit einigen Monaten vorweggenommen und ihre Leitzinsen erhöht, zuletzt um 0,5 Prozentpunkte auf 14,25 Prozent. Sie geht in die richtige Richtung, um die Inflationsrate im kommenden Jahr bei 4,5 Prozent stabil zu halten. Außerdem stützt der neue Finanzminister Joaquim Levy die Wirtschaft: Er hat neue Straßenbauprojekte ausgeschrieben und den Betrieb von Häfen, Zugstrecken und Flughäfen. Das ist ein positiver Schritt mit Investitionen von 64 Milliarden Dollar.
Prognose für 2016 noch schlechter
Sie sehen die Situation erstaunlich gelassen. Dabei gehört der Leitindex Bovespa mit einem Minus von rund einem Drittel Prozent in diesem Jahr zu den schwächsten Indizes weltweit.
Klar ist, wir stehen gerade in einem sehr hässlichen Teil des Abschwungs, noch traut sich niemand, günstig in den Markt einzukaufen. 2016 wird vermutlich noch schlimmer als dieses Jahr. Aber ich bin überzeugt, dass wir wie nach den letzten massiven Abschwüngen in Brasilien im Jahr 2001 und 2008 auch dieses Mal wieder einen starken Aufschwung sehen werden. Auch wenn es bis dahin vielleicht noch zwei Jahre dauert.
Die Konzerne geraten auch durch sinkende Preise für Rohstoffe wie Kupfer unter Druck.
Brasilien wird immer als ein so rohstoffabhängiges Land gesehen. Traditionell haben Rohstoffkonzerne den Aktienindex dominiert. Heute machen Rohstoffexporte nur rund zehn Prozent der Handelsbilanz aus. Der größte Anteil, 70 Prozent, stammen aus dem Umsatz mit heimischen Konsumgütern. Sinkende Rohstoffpreise haben also einen Einfluss, sollten aber keinen dramatischen Kursrutsch auslösen, der über die Rohstoffkonzerne hinausgeht.
Präsidentin Dilma Rousseff steht für ihre wirtschaftsfeindliche Politik in der Kritik der Investoren. Der Korruptionsskandal um den Ölkonzern Petrobras könnte sie den Job kosten. Wäre das gut für Anleger?
Rousseff hat auch in der Bevölkerung nur noch einen Rückhalt von acht Prozent. Dass sie ihren Posten aufgibt, ist eine Option. Ob es eine Amtsenthebung sein wird, hängt vom Verfahren um Petrobras ab. Für die Börse dürfte das aber keine große Rolle spielen. Zwar würde Brasiliens Ansehen international durch eine Amtsenthebung weiter sinken. Auf lange Sicht wäre es aber zu begrüßen, wenn ein neuer Präsident die Wirtschaft wieder stärker fördert und die Unternehmen nicht weiter mit höheren Steuern belastet, wie zuletzt erneut den Bankensektor.
Dabei konnten gerade die brasilianischen Privatbanken zuletzt ihr Geschäft ausweiten.
Itau Unibanco und Banco Bradesco gehören mit zu den größten in unserem Fonds – beide konnten ihre Erträge gegenüber dem Vorjahr erhöhen. Erstaunlicherweise sehen wir das noch nicht an den Aktienkursen, die Gefahr vor weiteren Steuererhöhungen bei Investoren scheint groß. Beide Institute sind gerade günstig bewertet, deshalb kaufen wir nach.
Die Wirtschaftsleistung soll im kommenden Jahr noch einmal um 0,24 Prozent sinken; die Inflationsrate liegt dieses Jahr bei etwa 9,5 Prozent. Bei welchen Unternehmen sehen Sie trotz Krise positive Signale?
Wir glauben fest daran, dass die Nachfrage auf dem brasilianischen Markt wieder anziehen wird. Deshalb scheinen Konsumgüterhersteller interessant: Der Kurs vom Zigarettenhersteller Souza Cruz hat in einem Jahr bereits um 30 Prozent zugelegt, und auch die große Kaufhauskette Lojas Renner liegt über ein Jahr mit 36 Prozent im Plus. Der Konzern hat schon Erfahrung damit, in harten Zeiten die Geschäfte zu führen. Wir erwarten also, dass er stark aus der Krise kommt.