Aktien, Anleihen, Fonds Die Anlagetipps der Woche

Apple wartet einen letzten Kursrutsch ab, Swiss Re macht lukrative Geschäfte und die Beteiligungsgesellschaft DBAG konnte ihren Verkaufsgewinn steigern. Aktien, Anleihen und Fonds für die private Geldanlage.

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Aktientipp Apple

Aktientipp: Apple - Einen letzten Kursrutsch abwarten

Die jüngsten Nachrichten sind nicht zu beschönigen. Solange ein mögliches Apple-Auto nicht auf dem Markt ist, bleiben die Kalifornier (verkürzt) ein Ein- Produkt-Unternehmen: Zwei Drittel des Umsatzes (2015: geschätzt 155 von 234 Milliarden Dollar) und rund 75 Prozent des Gewinns hängen am iPhone. Und die iPhone Modelle 6s und 6s Plus verkaufen sich überraschend schlecht. Erstmals kappt Apple dafür Produktionskapazitäten. Immer mehr Kunden lassen ein Modell aus, kaufen nur noch jedes zweite oder dritte neue Handy. Die Absatzzahlen beim iPhone könnten 2016 weltweit erstmals fallen; die Deutsche Bank schätzt: von 231 Millionen 2015 auf 222 Millionen Stück 2016. Die Fallhöhe durch neue Negativnachrichten ist nach 27 Prozent Wertverlust seit dem Kurshoch im Juli aber nicht mehr allzu groß. Privatanleger, die investiert sind, sollten durchhalten, auch wenn es noch keine Entwarnung durch die Zahlen der vom iPhone abhängigen Zulieferer, Cirrus Logic oder Dialog, gibt. Größter Aktivposten von Apple ist seine loyale Kundenbasis. Sie allein verbietet es, Apple wie einen reinen Hardwarehersteller wie Samsung oder HTC zu bewerten. Mit dem nächsten iPhone (7) dürfte Apple mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder einen großen Teil der Gewinne aus dem noch immer sehr lukrativen Smartphone-Markt einheimsen. Wer rein will, kann noch ein wenig abwarten: Am 26. Januar kommen Quartalszahlen, die noch schlecht ausfallen dürften. Charttechnisch droht kurzfristig der Rückgang auf 80 Dollar. Danach dürfen Neukäufer einsteigen.

Aktientipp Swiss Re

Aktientipp: Swiss Re - Wertvolle Briten und spendable Schweizer

Wer meint, das Geschäft mit Lebensversicherungen sei angesichts extrem niedriger Zinsen uninteressant geworden, kennt Swiss Re nicht. Der Schweizer Rückversicherer, mit 36 Milliarden Dollar jährlichem Prämienvolumen die Nummer zwei der Branche, baut gerade die Sparte Life Capital auf. Darin wird er 4,5 Millionen Lebensversicherungsverträge bündeln, darunter auch 900 000 Policen der im vergangenen Jahr zugekauften britischen Guardian Financial Services. Gewinn machen die Schweizer mit den Policen, indem sie die bisherigen Kapitalanlageergebnisse verbessern und die Abwicklung der Verträge effizienter gestalten. Mit der neuen Sparte erschließt sich Swiss Re weitere Kunden unter Lebens- und Krankenversicherern, ohne selbst ins aufwendige und damit kostspielige Erstversicherungsgeschäft mit privaten Verbrauchern einzusteigen. Das Potenzial, das Swiss Re hier geortet hat, ist enorm: Weltweit bestehe bei finanziellen Absicherungs- und Vorsorgeprodukten eine Lücke von 100 Billionen Dollar. Um zwölf Prozent auf 3,7 Milliarden Dollar erhöhte Swiss Re seinen Nettogewinn in den ersten neun Monaten 2015. Bis Jahresende könnte mehr zusammengekommen sein als die von Analysten im Durchschnitt erwarteten 4,3 Milliarden. Das Sachversicherungsgeschäft profitiert vom Ausbleiben größerer Naturkatastrophen; die Sparte Industrieversicherungen wird beflügelt von einem globalen Nachholbedarf, da – so die Hochrechnungen der Schweizer – bisher weltweit nur 20 bis 25 Prozent der Risiken versichert seien. Das Ergebnis aus Kapitalanlagen ist mit 3,8 Prozent ansehnlich. Die solide Kapitalausstattung (32,6 Milliarden Dollar Eigenkapital) ermöglicht ein Aktienrückkaufprogramm und bei der nächsten Auszahlung im Frühjahr sogar eine kleine Dividendenerhöhung

Aktientipp DBAG

Aktientipp: DBAG - Substanzielle Investments und clevere Verkäufe

Für mehr als 30 Millionen Euro hat die Beteiligungsgesellschaft DBAG den Klimaanlagenhersteller Spheros verkauft. Vier Jahre war er im DBAG-Portfolio, erhöhte dabei seinen Jahresumsatz von 185 Millionen auf 245 Millionen Euro – und beschert der DBAG nun einen Verkaufsgewinn von mehr als 15 Millionen Euro. Dieser Gewinn wird dazu beitragen, dass die DBAG im aktuellen Geschäftsjahr (bis 30. September 2016) netto deutlich mehr verdienen dürfte als die 27 Millionen Euro von 2014/15 Positiver Nebeneffekt des Spheros- Verkaufs ist, dass die DBAG ihre liquiden Mittel aufpolstert. Die waren im Zuge hoher Investitionen bis auf 58 Millionen Euro zurückgegangen. Allein im vergangenen Geschäftsjahr steckte die DBAG insgesamt 71 Millionen Euro in sieben Unternehmen. Zusätzlichen Finanzspielraum hat sich die DBAG durch eine neue Kreditlinie über 50 Millionen Euro verschafft. Auf der Verkaufsliste könnte die seit 2005 bestehende Beteiligung am Kraftwerks- und Industriezulieferer Clyde Bergmann stehen, der unter den Unsicherheiten der Energiebranche leidet. Angesichts von rund 500 Millionen Euro Jahresumsatz sollte der Verkauf der 15,7-prozentigen Beteiligung an Clyde Bergemann aber mehr einbringen als die 11,7 Millionen Euro, die die DBAG hier einst investiert hat. Hoffnungsträger unter den jüngeren der insgesamt 22 Beteiligungen ist der Prozesstechniker Proxes, ein führender Zulieferer für die Nahrungsmittelindustrie. Als einer der wenigen Spezialisten seiner Branche kann er Maschinen und Anlagen im Gesamtpaket liefern. Die Wachstumsraten sind zweistellig, die Konjunkturabhängigkeit ist gering. Vorsichtig angesetzte 256 Millionen Euro Nettowert der Beteiligungen plus 58 Millionen Euro Finanzmittel ergeben 314 Millionen Euro Gesamtwert für die DBAG, je Aktie etwa 23 Euro. Spätestens auf diesem Niveau sollte der jüngste Kursrückgang stoppen und die DBAG-Aktie nach oben drehen.

Anleihe- und Fondstipp

Anleihetipp: Wells Fargo - Solides Bankgeschäft mit höheren Zinsen

Fast drei Prozent Jahresrendite für Anleihen mittlerer Laufzeit, eine stabile Emittentin und das alles in der führenden Währung, dem Dollar (der vom höheren Zinsniveau in den USA und der robusten Wirtschaft dort profitiert): Eine solche vielversprechende Mischung bieten Anleihen des amerikanischen Finanzkonzerns Wells Fargo. Mit einem Emissionsvolumen von 2,5 Milliarden Dollar handelt es sich hierbei um einen klassischen Unternehmensbond. Hierzulande gibt es zwar kaum Umsätze in der Anleihe, Anleger können das Papier aber dennoch – etwa an der Börse Stuttgart – ab einer Stückelung von 1000 Dollar mit Limit handeln. Mit 1751 Milliarden Dollar Bilanzsumme, 21 000 Standorten und 265 000 Mitarbeitern ist Wells Fargo eine der größten Banken der USA. Schwerpunkt ist das klassische Kreditgeschäft für Privat- und Unternehmenskunden, das derzeit mit einer Rate von fünf bis sechs Prozent wächst. Vor allem ist dieses Geschäft wesentlich stabiler als das kapitalmarktabhängige Investmentbanking. Das zahlt sich aus.

Kurs103,74 Prozent
Rendite2,82 Prozent
Kupon:
3,50
Laufzeit bis8.3.2022
WährungDollar
ISINUS94974BFC90
Stand: 21.01.2016

In den vergangenen 20 Jahren hat Wells Fargo noch nie Verlust gemacht, auch nicht in den schweren Finanzkrisenjahren 2008 und 2009. Durch Übernahme der Finanzsparte des Mischkonzerns General Electric baut Wells Fargo das Bankgeschäft mit Industriekunden aus. Ein Vorteil für Wells Fargo ist, dass die US-Zinsen langsam wieder anziehen. Das macht eine Ausweitung der Zinsspanne zwischen Einlagen und Krediten möglich. Bei wachsendem Geschäftsvolumen und stabilen Kosten könnte das 2016 zu einem Rekordgewinn von gut 22 Milliarden Dollar netto führen. Die Qualität der Kredite hat sich zuletzt weiter verbessert, der Anteil ausfallgefährdeter Wertpapiere nimmt ab. Im dritten Quartal kletterte die Kernkapitalquote von 10,46 Prozent auf 10,70 Prozent. Standard & Poor’s stuft Wells Fargo mit A+ als stabiles Investment ein.

Fondstipp Sauren Global Stable Gr.


Fondstipp: Sauren Global Stable Gr. - Innovative Fondselite aus London bringt Rendite

Schon mit seinem Buch „Die Zinsfalle“, das 2015 erschien, trat Dachfondsmanager Eckhard Sauren den Kollegen auf die Füße, die traditionelle Mischfonds nur aus Aktien und Anleihen zusammensetzen. Er bezweifelte darin, dass sie damit künftig Performance machen werden. Konnte man sich früher darauf verlassen, dass bei fallenden Aktienkursen die Anleihepreise stiegen und Aktienverluste milderten, gab es schon 2015 Phasen, in denen Aktien und Anleihen gleichzeitig fielen. Zudem sind die Anleiherenditen jetzt zu niedrig, um einen wirkungsvollen Verlustpuffer zu bieten. Der Jahresanfang scheint die missliche Lage zu bestätigen. Selbst die guten unter 194 „aggressiven“ (also stärker in Aktien investierenden) Mischfonds haben seit dem 1. Januar bis zu sieben Prozent Verlust erzielt. Sauren hat den Kursrutsch mit seinem Global Stable Growth um minus 2,8 Prozent glimpflich überstanden. Er hält rund 55 Prozent Aktienfonds im Depot, hat aber statt in Anleihefonds früh rund ein Drittel der Anlegergelder in Absolute- Return-Fonds investiert. Fondsmanager sind bei ihnen auch „short“, wetten also auf fallende Kurse. Im besten Fall können sie in einem Crash mit den Papieren, bei denen sie auf Kursverluste gewettet haben, die Verluste der übrigen Papiere ausgleichen. Bei der Managerauswahl hat Sauren ein gutes Händchen. Er hat mit dem Mainfirst Germany und Squad Growth gleich zwei der besten Aktienfonds des Jahres 2015 im Depot gehabt. Beide werden in Deutschland gemanagt. Ansonsten versammelt sich in dem Fonds eine Schar vorwiegend aus London operierender Fondsmanager. „Wir finden mehr Qualität und Innovation bei ausländischen Fondsboutiquen“, sagt Sauren. Macht sich ein erfolgreicher Manager selbstständig, leistet er Starthilfe und investiert Millionen zu Sonderkonditionen, um den Fonds aufzupäppeln. Mit einem größeren Volumen wird der auch für andere Anleger attraktiv, und das ist wieder für die Sauren-Dachfonds gut.

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