Aktien, Anleihen, Fonds Die Anlagetipps der Woche

US-Zahntechnikkonzern Dentsply steigt zur Nummer eins der Dentalbranche auf, Accenture-Papiere gelten als veritables Langfristinvestment. Aktien, Anleihen und Fonds für die private Geldanlage.

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Gebohrt wird immer: Mit Zahnarztausrüstung zeit Dentsply Sirona der Krise die Zähne Quelle: REUTERS

Aktientipp: Dentsply Sirona - Der Börsenkrise die Zähne zeigen

Um durchschnittlich sieben Prozent pro Jahr, so die Prognose des amerikanischen Marktforschers MarketsandMarkets, kann das weltweite Geschäft mit Dentaltechnik bis Ende des Jahrzehnts zulegen. Der steigende Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung, technisch aufwendige Behandlungsmethoden und vermehrt kosmetische Operationen treiben den Umsatz. Gewinner dieser Entwicklung ist der US-Zahntechnikkonzern Dentsply, der gerade durch die Fusion mit der österreichisch-deutschen Sirona zur Nummer eins der Dentalbranche aufsteigt.

Die Fusion mit Sirona – das Unternehmen hat seine Wurzeln in der Zahntechnik von Siemens – beschert Dentsply mehrere Vorteile: Die Amerikaner können ihr auf Verbrauchsmaterialien (Füllungen, Spangen, Implantate) konzentriertes Programm nun durch technische Produkte ergänzen, vom digitalen Röntgenbild bis zum Zahnersatz aus dem 3-D­Druck. Mit mehr als 300 Wissenschaftlern hat der fusionierte Konzern die größte Forschungsabteilung der Branche.

Aktientipp Dentsply Sirona

Dass Sirona bei der Nettorendite (Reingewinn vom Umsatz, 2015: 16 Prozent) und bei der Kapitalkraft (Eigenkapitalquote 2015: 70 Prozent) sogar noch höhere Werte aufweist als die Amerikaner bisher allein, kommt der neuen Dentsply Sirona zugute. Übernahmen, wie gerade der Kauf des israelischen Implantatespezialisten MIS, sind damit kein Problem. Wahrscheinlich wird der gemein­same Umsatz 2016 erstmals mehr als 3,8 Milliarden Dollar erreichen. Netto dürften an die 600 Millionen Dollar Rein­gewinn bleiben.

Aktientipp: Accenture - Bei allen wichtigen Trends mischt die Beratung mit

Die Aktien von Accenture sind ein veritables Langfristinvestment. Seitdem das US-Beratungsunternehmen im Juli 2001 für 14,50 Dollar an die Börse ging, ist der Kurs um 670 Prozent gestiegen. Ein Ende des Aufwärtstrends ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Nachdem Accenture im Frühjahrsquartal mit 897 Millionen Dollar netto 13 Prozent mehr verdient hat, ist im laufenden Geschäftsjahr (bis August) mit etwa 3,5 Milliarden Dollar (aus 33 Milliarden Dollar Umsatz) ein neuer Ertragsrekord möglich.

Aktientipp Accenture

Motor des Kursanstiegs ist das erfolgreiche Geschäftsmodell von Accenture. Das Unternehmen entstand in den frühen Fünfzigerjahren aus der Sparte Computerservice der amerikanischen Wirtschaftsprüferikone Arthur Andersen. In den folgenden Jahren expandierte es in immer mehr Branchen: Beratung für Banken, Versicherungen oder für das Gesundheitswesen. Heute bietet Accenture, wie das Unternehmen seit 2001 heißt, Consulting für 40 Branchen, hat 373.000 Mitarbeiter weltweit und zählt Topunternehmen wie Microsoft, SAP, General Electric oder Siemens zu festen Partnern oder Stammkunden. Langfristige Beratungsverträge, meist länger als zehn Jahre, führen zu einem stabilen Geschäft: Seit 2002 macht das Unternehmen jedes Jahr mehr Nettogewinn.

Clevere Zukäufe sorgen dafür. Zum einen erhöhen sie das Geschäftsvolumen stetig, zum anderen ist Accenture damit bei den großen Trends immer vorne dabei – wie derzeit bei den Wachstumsthemen Software via Internet, Digitalisierung und Internet der Dinge. Wichtige Zukäufe waren zuletzt die israelische Maglan (Internetsicherheit) und Pacific Link aus Hongkong, mit der das Geschäft um die Digitalberatung in Asien ausgebaut wird. Bei mehr als vier Milliarden Dollar liquider Mittel und 40 Prozent Eigenkapitalquote sind weitere Akquisitionen absehbar.

Aktientipp Compass Group und Anleihetipp Rumänien

Aktientipp: Compass Group - Briten machen das Leben leichter

„Wir sind Ihre LebenLeichterMacher!“ Das ist der Slogan des britischen Cateringriesen Compass. An der Börse hatten es Aktionäre von Compass zuletzt tatsächlich leichter. Denn nur wenige Titel aus dem britischen Leitindex FTSE 100 kamen ungeschoren durch die Brexit-Panik in der Londoner City. Einer davon war Compass. Die Aktie legte gegen den Trend gar zu. Hauptgrund der relativen Stärke: Compass macht globales Geschäft und bilanziert in Pfund Sterling.

500 000 Mitarbeiter in über 50 Ländern erwirtschafteten im ersten Halbjahr 2015/16 (30. September) einen Umsatz von 9,66 Milliarden Pfund Sterling. Aus eigener Kraft, also ohne Währungseffekte und Zu- beziehungsweise Verkäufe, wuchs das Geschäft um 5,8 Prozent. Alle Regionen legten zu – am stärksten Nordamerika mit plus 8,3 Prozent. Das treibt den Umsatz, denn gut 56 Prozent der Konzernerlöse kommen von dort. Der Rest verteilt sich auf Europa (28,2 Prozent) und den Rest der Welt (15,8).

Aktientipp Compass Group

Die freien Mittelzuflüsse erhöhten sich gegenüber Vorjahr um 29 Prozent auf 391 Millionen Pfund. Die Halbjahresdividende wurde um 8,2 Prozent auf 10,6 Pence angehoben und zudem wurden eigene Aktien im Wert von 72 Millionen Pfund zurückgekauft. Die Nettoverschuldung wird dadurch nicht strapaziert. Sie liegt mit 2,9 Milliarden Pfund beim gut 1,8-fachen Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation (Ebitda). Das ist überschaubar, zumal das Geschäftsmodell stetige und auskömmliche freie Mittelzuflüsse garantiert.

Der Trend, Verpflegungs- und Gebäudedienstleistungen an Bürostandorten, in Fabriken, Gesundheits-, Bildungseinrichtungen oder an Sportstätten auszulagern, geht unverändert weiter – ob nun mit oder ohne Brexit. Der Fokus von Compass liegt auf dem Verpflegungsgeschäft. Das weltweite Volumen dieses Marktes taxiert Compass-Chef Richard Cousins auf über 200 Milliarden Pfund. Davon sei erst die Hälfte an Dienstleister ausgelagert. Das eröffnet weiterhin viele Expansionschancen.

Anleihetipp: Rumänien - Wo zwei Prozent zum Grenzfall werden

Auf der Suche nach einigermaßen akzeptabler Rendite in heimischer Währung dringen Anleger bis an die Grenzen des Euro-Raums vor. In Rumänien etwa, seit 2007 Mitglied der EU, gibt es bei Laufzeit bis 2024 noch 2,2 Prozent Jahresrendite für den Euro. Und Rumänien ist, das mag überraschen, mit der Ratingnote BBB- sogar noch Investmentgrade.

ISINXS1129788524
Kurs104,85 Prozent
Kupon2,875 Prozent
Rendite2,25 Prozent
Laufzeit bis28.10.2024
WährungEuro

Um 3,7 Prozent legte die rumänische Wirtschaft im vergangenen Jahr zu. Und nachdem sie im ersten Quartal 2016 gegenüber dem direkten Vorquartal um weitere 1,6 Prozent gewachsen ist, sollten die von Banken für das Gesamtjahr erwarteten 4,2 Prozent zu schaffen sein. Im Land herrscht Aufbruchsstimmung, seitdem die Regierung des ehemaligen EU-Kommissars Dacian Ciolos 2014 an der Macht ist. Die Senkung der Mehrwertsteuer kurbelt den Konsum an, die Bauwirtschaft ist wieder in Bewegung gekommen, die Geschäfte der Autozulieferer sind robust. Als Hoffnungsträger gilt die noch kleine IT-Branche. Das Land ist reich an Bodenschätzen, vor allem an Gas, Öl und Kohle. Die Inflation ist niedrig, die Staatsverschuldung mit 40 Prozent der Wirtschaftsleistung überschaubar. Dass sich die Landeswährung Leu (ein Leu = 0,22 Euro) seit drei Jahren gegenüber dem Euro einigermaßen hält, ist ein gutes Zeichen.

Indes, Rumänien hat wirtschaftlich Nachholbedarf und birgt durchaus Risiken. In der Finanzkrise 2009 wurde das Land durch 20 Milliarden Euro vom IWF und der EU vor der Pleite bewahrt. Trotz Wachstum gehört Rumänien zu den Ärmsten in der EU. Die veraltete Infrastruktur bremst Handel und Industrie, die Produktivität ist niedrig, der Kampf gegen Korruption noch lange nicht gewonnen. Im Herbst stehen Parlamentswahlen an. Sollte die aktuell erfolgreiche Regierung nicht bestätigt werden, wäre das ein herber Rückschlag. Rumänische Staatsanleihen sind ein Spezialinvestment, das nur für risikofreudige Anleger infrage kommt.

Fondstipp Allianz Volatility Strategy

Fondstipp: Allianz Volatility Strategy - Wenn viele Angst haben, verdienen andere kräftig

Manche Fondsmanager bekommen bei hohen Kursschwankungen weiche Knie und sichern Risiken ab. Das ist gut für Thiemo Krink. Mit seinem Fonds Allianz Volatility Strategy nimmt er ihnen Risiken ab und kassiert Prämien. Die Brexit-Entscheidung hat dem Fonds kaum geschadet. Er gab vom Freitag bis zum Montag nur 0,4 Prozent nach, der Euro-Stoxx-50-Aktienindex hingegen fiel um elf Prozent.

Die Volatilität ist das Maß für die Stärke der Schwankungen von Aktien oder Indizes um ihren Mittelwert. Krink geht davon aus, dass die Volatilität nach starken Ausschlägen wie in der vergangenen Woche stets zu ihrem langfristigen Durchschnittswert zurückkehrt. Um das daraus resultierende Renditepotenzial zu nutzen, verkauft er spezielle Finanzderivate auf die von ihm erwarteten Kursschwankungen des US-Aktienindex S&P 500 sowie des Euro Stoxx 50 mit Laufzeiten von etwa 45 Tagen. Mit den Terminkontrakten geht der Fonds eine Wette ein auf die Differenz zwischen der zurückliegenden und der in den Optionspreisen enthaltenen erwarteten Schwankungsintensität.

Fondstipp Allianz Volatility Strategy

Bei Investoren beliebt sind Volatilitätsfonds derzeit, weil sie von anderen Renditetreibern abhängiger sind als Aktien und Anleihen. Aber jeder Fonds nutzt eine eigene Strategie. Beim Performance-Spitzenreiter von Assenagon schwankt der Kurs stärker (siehe Chart und Tabelle). Der Allianz-Fonds ist für vorsichtige Anleger gedacht, die eine Rendite über Geldmarktniveau erwarten. Völlig vom Aktienmarkt abgekoppelt ist er nicht. Schwanken Kurse plötzlich unerwartet heftig, muss Krink eventuell offene Positionen neutralisieren oder auslaufende nicht ersetzen. Das hatte er vor dem Brexit getan und war fast nur im Geldmarkt investiert. Mit einem von Experten erwarteten Auf und Ab der Märkte („Sägezahnbörse“), so glaubt Krink, könnte er gut leben, da sein Ertrag vom Abstand zwischen erwarteten und tatsächlichen Kursschwankungen und nicht von Aktien abhängig ist.

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