Aktien, Anleihen, Fonds Die Anlagetipps der Woche

Deutsche Wohnen ist günstig, Daimler trotzt Umbruch, Rendite mit Marine Harvest und ertragsstarke Barrick Gold. Aktien, Anleihen und Fonds für die private Geldanlage.

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Deutsche Wohnen Quelle: dpa

Aktientipp: Deutsche Wohnen - Wo Immobilien noch relativ günstig sind

Der mögliche Austritt Großbritanniens aus der EU hat auch zur Folge, dass manche Investoren oder Mieter, die bisher britische Immobilien im Visier hatten, nach Alternativen suchen. Und die gibt es, im internationalen Vergleich sogar relativ günstig in deutschen Ballungsräumen. Einer der führenden Anbieter am heimischen Immobilienmarkt ist die Deutsche Wohnen, die ein Portfolio aus 160 000 Wohnungen und Geschäftsobjekten bewirtschaftet. Zwei Drittel der Immobilien befinden sich im Großraum Berlin, die weiteren Schwerpunkte sind die Regionen Rhein/Main und Rheinland. Hier dürften Wohnraum und Immobilien auf Jahre hinaus stark nachgefragt werden. Um 131 Millionen Euro erhöhte sich im ersten Quartal der Nettoinventarwert (NAV) der Deutschen Wohnen, der Wert der Immobilien abzüglich Schulden.

Aktientipp Deutsche Wohnen

Dazu beigetragen haben der Wertzuwachs der Immobilien, höhere operative Einnahmen und niedrigere Zinskosten. Dieses Umfeld gilt weiterhin. So liegen bei neuen Verträgen die durchschnittlichen Mieten mit 7,20 Euro pro Quadratmeter deutlich über den 5,93 Euro aus allen Verträgen. Der Nettoinventarwert je Aktie dürfte bis Ende dieses Jahres von 23,39 Euro (31. März) auf über 24 Euro klettern. Allerdings werden die Aktien
der Deutschen Wohnen auch dann mit einem deutlichen Aufschlag zum NAV gehandelt. Das erhöht das Risiko der Aktie, macht sie aber nicht uninteressant. Immerhin ist das Unternehmen mit 48 Prozent Eigenkapital gut finanziert.

Aktientipp: Daimler - Mitfahrgelegenheit zum Vorzugspreis

Um 47 Milliarden Euro hat sich der Börsenwert aller Daimler- Aktien zusammengenommen seit Frühjahr 2015 verringert. Gründe dafür sind die Angst vor möglichen Strafzahlungen wegen zu hoher Dieselabgase in den USA, Ermittlungen der EU wegen Preisabsprachen in der Lastwagenbranche und die Krise in den Schwellenländern, die das Nutzfahrzeuggeschäft belastet. Gut möglich, dass Daimler- Aktien bei einer Börsenschwäche noch etwas nachgeben. Doch spätestens im Bereich um 50 Euro dürfte sich die Chance für ein antizyklisches Investment bieten. Mehr als drei Millionen Fahrzeuge kann Daimler in diesem Jahr erstmals verkaufen. Basis ist die Kernmarke Mercedes, die im bisherigen Jahresverlauf mit zwölf Prozent Verkaufsplus so gut läuft wie nie zuvor. Bei schweren Lastwagen musste Daimler zwar die Gewinnprognose kappen, doch das gleicht die lebhafte Nachfrage bei Transportern wieder aus.

Aktientipp Daimler

Operativ kann Daimler dieses Jahr das gute Niveau von 2015 wieder erreichen. Netto dürften allerdings etwas weniger als die 8,7 Milliarden des Vorjahres bleiben. Allein im ersten Quartal fielen über 400 Millionen Euro für Währungsverluste und Abschreibungen auf die Beteiligung am chinesischen Fahrzeugkonzern Baic an. Doch selbst wenn Daimler in diesem Jahr die Gewinnerwartungen der Banken (8,5 Milliarden Euro Nettogewinn) nicht erreicht und unterm Strich vielleicht nur acht Milliarden bleiben, ist die Aktie günstig und rentabel. Dazu bietet Daimler eine gute Langfristperspektive. Mit dem Kauf der niederländischen Athlon baut Daimler sein Geschäft mit Flottenmanagement aus. Im Oktober werden die Stuttgarter ihr neues Elektrofahrzeug mit einer Reichweite von 500 Kilometern vorstellen. Und beim Carsharing ist Daimler mit mehr als einer Million Car2Go-Kunden heute schon die Nummer eins.

Aktientipp: Marine Harvest - Teurer Lachs bringt satte Dividende

Knapp zehn Kilo betrug in den Sechzigerjahren der durchschnittliche Fischkonsum weltweit pro Kopf und Jahr. 2030, so rechnet die Weltbank hoch, werden es mehr als 18 Kilogramm sein. Vor allem in Volkswirtschaften, deren Wohlstand nachhaltig wächst, wird viel Fisch gegessen. Angesichts einer zunehmenden Weltbevölkerung und schwindender natürlicher Fischbestände entwickelte sich in den vergangenen Jahren mit der Produktion von Zuchtfischen eine Wachstumsindustrie. Führendes Börsenunternehmen dabei ist die norwegische Marine Harvest, bei der soeben der norwegische Staatsfonds seinen Anteil auf zehn Prozent aufgestockt hat. 414 000 Tonnen Zuchtlachs will Harvest in diesem Jahr produzieren. Das wären eineinhalb Prozent weniger als im vergangenen Jahr – und doch ein Grund für einen Gewinnanstieg.

Aktientipp Marine Harvest

2014/15 war die Branche unter Druck geraten, weil die Lachspreise wegen Überproduktion zusammengebrochen sind. In Norwegen, dem wichtigsten Produktionsland, kostete ein Kilo Exportlachs nur noch vier Euro. Seit Ende 2015 ziehen die Lachspreise an und sind auf gut sechs Euro gestiegen. Verantwortlich dafür sind Ernteausfälle durch Parasiten und Produktionsbeschränkungen in Chile, dem zweitwichtigsten Lachsexportland. Bei steigender Nachfrage und stagnierender Produktion erwartet der Branchenverband Norwegian Seafood weiterhin hohe Preise für Zuchtlachs. Im ersten Quartal kletterte der Umsatz von Marine Harvest um zehn Prozent auf 809,5 Millionen Euro, der Nettogewinn verdreifachte sich auf 128 Millionen Euro. Dank teurem Lachs ist dieses Jahr ein Gewinnsprung von 158 Millionen auf über 450 Millionen Euro möglich. Einen Großteil davon wird Harvest als Dividende servieren. Die norwegischen Finanzbehörden ziehen hiervon zwar ein Viertel ab, Anleger können sich das aber zum Teil rückerstatten lassen. Nach Abzug aller Steuern und ohne Rückerstattung dürften immer noch rund drei Prozent bleiben.

Anleihe- und Fondstipp

Anleihetipp: Barrick Gold- Höhere Zinsen dank wertvoller Edelmetalle

Um fast 30 Prozent ist der Preis für eine Feinunze Gold seit Jahresanfang gestiegen. Die deutliche Erholung des Edelmetalls kommt auch Anleihekäufern zugute, da die Minenkonzerne zahlreiche Anleihen am Markt haben – mit durchaus passablen Renditen. Anleihen von Barrick Gold mit Laufzeit bis 2023 bieten immerhin 3,3 Prozent Jahresrendite. Mit 1,5 Milliarden Dollar Nennwert handelt es sich um einen großen Unternehmensbond, der an deutschen Börsen ab einer Stückelung von 2000 Dollar zu handeln ist. Den Dollar als Anlagewährung im Depot zu haben ist kein Nachteil, wie die Turbulenzen um den Austritt Großbritanniens wieder einmal zeigen. Mit 91,9 Millionen Unzen Goldreserven ist Barrick der weltweit führende Goldminenkonzern. Bei einer in diesem Jahr geplanten Förderung von fünf bis fünfeinhalb Millionen Unzen würden allein die aktuellen Reserven 18 Jahre reichen. Eine Gewinngarantie ist das allerdings nicht.

Kurs104,97 Prozent
Rendite3,31 Prozent
Kupon:
4,10 Prozent
Laufzeit bis01,05,2023
WährungDollar
ISINNO0003054108
Stand: 14.07.2016

Niedrige Metallnotierungen, Währungsverluste und Abschreibungen führten im vergangenen Jahr zu 2,8 Milliarden Dollar Nettoverlust. Das allerdings sollte der Tiefpunkt gewesen sein. Die Förderkosten je Unze, die 2013 noch bei mehr als 900 Dollar lagen, gehen weiter zurück und dürften im Jahresverlauf nur noch bei durchschnittlich 780 Dollar liegen. Vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation blieben im ersten Quartal 696 Millionen Dollar. Setzt sich der Goldpreisanstieg fort, könnten bis Jahresende operativ über drei Milliarden Dollar bleiben. Gleichzeitig dürften die Nettoschulden von derzeit 6,8 Milliarden Dollar mindestens auf sechs Milliarden sinken. Das wäre etwa das Doppelte der operativen Gewinne, eine akzeptable Relation. Die Eigenkapitalquote von 37 Prozent ist schon heute in Ordnung. Standard & Poor’s stuft Barrick-Anleihen als Investment ein, mit der Note BBB- allerdings hier im spekulativen Bereich.


Fondstipp: Newton UK Income - Großkonzerne profitieren vom schwachen Pfund

Der Brexit sollte für seinen Fonds, der auf stabile Dividenden britischer Unternehmen setzt, keine Gefahr werden. Also hatte sich Christopher Metcalfe für jede Situation gewappnet. „Wir haben unser Portfolio an ein dauerhaft eher langsames Wirtschaftswachstum und niedrige Zinsen angepasst“, sagt der Fondsmanager des Newton UK Income Fonds. Heißt: Er setzt auf große Konzerne, die zwar in London an der Börse notiert sind, aber ihre Einnahmen weltweit erzielen und vom geschwächten Pfund-Kurs profitieren. „Als das Ergebnis des Referendums veröffentlicht wurde, waren es genau solche Unternehmen, die am besten abschnitten.“ Derzeit hat er in rund 40 Unternehmen investiert, knapp zwei Drittel davon sind Teil des britischen Leitindex FTSE 100. Mit Unternehmen, die stabile Erträge generieren, will er seinen Anlegern eine Dividendenrendite von rund vier Prozent bieten.

Aktientipp Newton UK Income

„Wir haben im Gegensatz zum Vergleichsindex stark in Medien- und Tabakkonzerne, Versorgungsunternehmen und den Gesundheitssektor investiert.“ Zu seinen größten Positionen mit jeweils rund sechs Prozent des Fondsvolumens zählen etwa das Verlagshaus Relx und British American Tobacco. Solche Konzerne, findet Metcalfe, sollten in der Lage sein, das erwartet schwächere Wirtschaftswachstum abzufedern. Das britische Bruttoinlandsprodukt könnte 2016 mit geschätzten 1,8 Prozent Zuwachs schwächer als im Vorjahr steigen. Bankaktien meidet Metcalfe: „Sie hängen zu stark vom Konjunkturzyklus ab. Angesichts
eines dauerhaft niedrigen Zinsumfelds werden solche Unternehmen Schwierigkeiten haben, angemessene Erträge zu erzielen.“ Dass die britische Zentralbank Bank of England nach dem Brexit-Votum nachhaltig Unterstützung bieten kann, glaubt er nicht. Eine Senkung des Leitzinses oder expansive Geldpolitik hätten nur noch wenig Wirkung auf die Realwirtschaft. Aber: „Die Anleihe- und Aktienkurse dürfte es für eine kurze Weile nach oben treiben.“

Aktienfonds UK - Kein Durchschnaufen nach Brexit-Votum

Die besten Fonds im Einjahresvergleich
Wertentwicklung in Prozent
FondsnameISIN seit 3 Jahren¹seit 1 JahrVolatilität in Prozent²
Portfolios, die auf stabile Dividendenausschüttungen setzen
6 Newton UK Income GBPGB000677921810,5-4,111,8
Threadneedle UK Equity Income GBPGB00014489009,7-12,413,2
Threadneedle UK Monthly Income GBPGB00015295689,2-14,113,8
Close OLIM UK Equity Income IncGB00312131756,9-14,314,2
Threadneedle UK Equity Alpha GB00B12WJY788,9-14,413,8
Close OLIM UK Equity Income AccGB00312130686,9-14,414,2
J O Hambro UK Equity Income A IncGB00B03KP2316-22,214,9
J O Hambro UK Equity Income B AccGB00B03KR8315,4-22,714,9
Portfolios ohne Dividendenstrategie
J O Hambro UK Opportunities IncGB00B3K76Q9310,5-6,912,3
Newton UK Opportunities GBP IncGB003118988812,7-6,913,2
Newton UK Equity GBP IncGB000677954910-10,313,3
TOBAM Most Div. AntiBench UK EquityLU1067856515neu-11,0neu
TT International UK EquityIE00342703758,5-11,213
MFS Meridian UK Equity W1 GBPLU05832455835,7-11,512,5
Fidelity FAST UK GBP AccLU052580277210,4-11,513,8
MFS Meridian UK Equity W2 GBPLU08085629605,8-11,512,5
TT International UK Equity BIE00B2R0SM448-11,713
Threadneedle UK Extended AlphaGB003302747410,7-11,814,1

¹ = jährlicher Durchschnitt (in Euro gerechnet);

² = je höher die Jahresvolatilität (Schwankungsintensität) in den vergangenen drei Jahren, desto riskanter der Fonds;

Quelle: Morningstar

Stand: 4. Juli 2016

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