Aktien, Anleihen, Fonds Die Anlagetipps der Woche

Deutsche Wohnen ist günstig, Daimler trotzt Umbruch, Rendite mit Marine Harvest und ertragsstarke Barrick Gold. Aktien, Anleihen und Fonds für die private Geldanlage.

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Bauarbeiter in Silver Spring, Maryland. Quelle: REUTERS

Aktientipp: Emcor Group - Projekte für die größten der Größten

Die in Umfragen führende US-Präsidentschaftsanwärterin Hillary Clinton (Demokraten) hat ihr Wirtschaftsprogramm präsentiert. Sie werde als Präsidentin in den nächsten fünf Jahren 275 Milliarden Dollar in die US-Infrastruktur stecken. Dazu gehöre die Modernisierung von Straßen, Brücken, Flughäfen und Stromnetzen. Zudem sollen alle US-Bürger bis 2020 über Breitband ans Internet angeschlossen sein.

Käme Clinton ins Weiße Haus und setzte ihren Plan auch um, dann würde das der Baubranche in den USA nicht schaden. Profitieren könnte Emcor Group. Das Unternehmen bietet mechanische und elektrische Baudienstleistungen an, etwa die Vernetzung neuer Kraftwerke. Hinzu kommt eine Dienstleistungssparte (Gebäudemanagement, Industrieservice). Die beiden Sparten kommen jeweils auf etwa 50 Prozent Anteil am Konzernumsatz. Emcor bedient Kunden aus nahezu allen Branchen. In den vergangenen zehn Jahren führten 31 000 Mitarbeiter Projekte für 75 Prozent der 500 größten US-Unternehmen (Fortune 500) aus.

Für 2016 peilt der Vorstand einen Umsatz von 7,2 Milliarden Dollar an, gut sieben Prozent mehr als 2015. An der Börse wird Emcor aktuell mit 3,1 Milliarden Dollar bewertet. Die Bilanz ist gesund, mit gut 80 Millionen Dollar Nettoliquidität. Der Bauspezialist fährt regelmäßig positive freie Mittelzuflüsse ein, in den zwölf Monaten bis Ende März 2016 rund 210 Millionen Dollar. In den Orderbüchern standen Aufträge im Volumen von rund 3,9 Milliarden Dollar.

Aktientipp: Smith & Nephew - In 103 Ländern präsenter Übernahmekandidat

Der zunehmende Kostendruck im Gesundheitswesen treibt auch die Medizintechnikbranche verstärkt zu Übernahmen und Fusionen. Größenvorteile und ein breites Produktspektrum sind gefragt im internationalen Wettbewerb. Immer wieder gehandelt als Übernahmekandidat wird die britische Smith & Nephew.

Angebissen hat bisher zwar noch kein Konkurrent. Doch es gibt Signale, dass es bald so weit sein könnte. Die Aktienkurse potenzieller Übernahmekandidaten steigen oft schon vor der Abgabe eines offiziellen Übernahmeangebots. Der Aktienkurs von Smith & Nephew zog zuletzt stramm an, ebenso die Handelsumsätze an der Londoner Börse. Charttechnisch knackte die Aktie den Kurswiderstand bei 1200 Pence – ein Kaufsignal. An der Börse wird das 1856 gegründete Unternehmen aktuell mit 15 Milliarden Dollar bewertet. Dazu kämen für einen Käufer, abgesehen von einer Übernahmeprämie, noch 1,4 Milliarden Dollar Nettoschulden. Die Nettoschulden liegen bei einem Faktor von weniger als eins zum Ergebnis vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisation (Ebitda). Das ist solide.

Smith & Nephew ist mit einem Marktanteil von zehn Prozent der weltweit viertgrößte Hersteller von Hüft- und Knieimplantaten hinter den Branchengrößen Zimmer Biomet (35 Prozent), DePuy Synthes (21) und Stryker (19). Die Briten sind in 103 Ländern präsent und kamen 2015 mit 11 000 Mitarbeitern auf 4,6 Milliarden Dollar Jahresumsatz. Weitere Geschäftsfelder neben der Orthopädie sind Traumatologie (Schrauben, Platten, Nagelsysteme), Endoskopie (Produkte für die minimalinvasive Chirurgie) und medizinische Wundversorgung. Smith & Nephew wächst in etwa so stark wie der 380 Milliarden Dollar schwere Weltmarkt für Medizintechnikprodukte. Dieser legt um vier bis fünf Prozent pro Jahr zu.

Aktientipp: ProSiebenSat.1 - Wachstumsprogramm ist noch nicht zu Ende

Die Aktie des Medienkonzerns ProSiebenSat.1, empfohlen in WirtschaftsWoche 8/2016 zu 43,80 Euro, ist bisher eine Enttäuschung. Zwar stieg der Kurs im März bis auf 48,66 Euro, doch in der Brexit-Baisse ging es dann bis auf 35,90 Euro zurück, fast auf den Stoppkurs bei 34,90. Derzeit liegt die Aktie bei Kursen um 39 Euro mit elf Prozent im Minus. Ein Verkaufskandidat ist ProSieben jedoch nicht – eher das Gegenteil.

Um 22 Prozent legte der Umsatz von ProSieben im ersten Quartal zu. Das Basisgeschäft mit deutschsprachigem Fernsehen und Werbung wächst mit einer Jahresrate von fünf Prozent. Mit 29,5 Prozent Marktanteil an der werbewichtigen Gruppe der 14- bis 49-Jährigen sind die ProSieben-Sender weiterhin Marktführer. Wichtigster Wachstumstreiber ist das Digitalgeschäft, das stark über Beteiligungen anzieht. Vor Kurzem stieg ProSieben beim kalifornischen Unternehmen Band of Outsiders ein, das auf digitale und lineare Video- und Fernsehproduktionen spezialisiert ist. Zugleich baut ProSieben damit seine Position auf dem wichtigen US-Markt aus. Zweistellig wächst auch die Sparte internationale Programme.

ProSieben dürfte in diesem Jahr erstmals mehr als 3,5 Milliarden Euro Umsatz erzielen, das Ergebnis je Aktie soll um 2,30 Euro liegen. Richtig billig sind ProSieben-Aktien zwar immer noch nicht; doch damit dürfte die zuletzt auf 1,80 Euro je Aktie erhöhte Dividende zu halten sein. Schon das wären 4,5 Prozent Rendite – und es ist sogar eine weitere Erhöhung möglich. Dass führende Manager des Medienkonzerns Anfang Juli für insgesamt eine Million Euro Aktien von ProSieben gekauft haben, ist kein schlechtes Zeichen. Angesichts des stabilen Geschäfts ist es vertretbar, den Stoppkurs bei 30 Euro etwas tiefer anzusetzen.

Anleihe- und Fondstipp

Anleihetipp: Vodafone - Europäische Verbindung mit rheinischer Option

Nach mehreren schwächeren Jahren hat der Mobilfunkkonzern Vodafone die Wende geschafft. Wahrscheinlich wird der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr (bis März 2017) von 41 Milliarden Pfund Sterling auf rund 43 Milliarden steigen. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation, der sich im vergangenen Geschäftsjahr bei 11,6 Milliarden Pfund stabilisiert hat, dürfte dank stabiler Margen auf mehr als zwölf Milliarden klettern. Daran gemessen machen die Nettoschulden etwa das Zweieinhalbfache aus – das ist etwas schwächer als die 2,2-fache Relation des Konkurrenten Deutsche Telekom. Dafür ist die Vodafone-Bilanz mit 50 Prozent Eigenkapitalquote gut gepolstert. Standard & Poor’s betrachtet Vodafone mit der Note BBB+ als Investment im unteren, etwas riskanteren Bereich. Vodafone ist damit eine geeignete Adresse für Anleihekäufer, die bei Laufzeit bis 2023 mit 2,7 Prozent Jahresrendite rechnen können. Die Anleihen, die in US-Währung notieren, haben einen gesamten Nennwert von 1,6 Milliarden Dollar. Angesichts der Krisen in Europa und der hier extrem niedrigen Zinsen sind Dollar-Anlagen eine Alternative.

Kurs101,73 Prozent
Rendite2,68 Prozent
Kupon
2,95 Prozent
Laufzeit bis19.02.2023
WährungDollar
ISINUS92857WBC38

Stand: 21.07.2016

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Mit 462 Millionen Kunden ist Vodafone der zweitgrößte Mobilfunkanbieter weltweit. Vodafone profitiert vom globalen Wachstum des mobilen Internets. Neue Trends wie die Vernetzung alltäglicher Gegenstände bescheren hier Zuwachsraten von mehr als 30 Prozent; im Hochleistungsnetz der vierten Generation hat sich die Kundenzahl binnen eines Jahres verdoppelt. Entscheidend für den Geschäftserfolg ist die Position in Europa, hier erzielt Vodafone zwei Drittel seiner Umsätze. Der Schwerpunkt liegt in Deutschland, Italien und Spanien. Kein Wunder, dass die Vodafone-Manager darüber nachdenken, nach dem Brexit ihre Zentrale aus London in die EU zu verlegen. Gute Chancen hat Düsseldorf, hier hat Vodafone seinen Standort erst vor Kurzem ausgebaut.


Fondstipp: Prisma Aktiv R - Stiftungsgelder arbeiten in Indien und Indonesien

Keine britischen Immobilienaktien, weder Bankaktien noch -anleihen und stattdessen fünf Prozent Gold – das ist ein Teil des Rezepts, mit dem der Mischfonds Prisma Aktiv in der Spur bleibt. Andreas Rachor, Chef von Prisma Investment aus Frankfurt, verwaltet seit 14 Jahren Geld für die Darmstädter Software-AG-Stiftung, und da ist Vorsicht das oberste Gebot. Mit im Durchschnitt 5,5 Prozent pro Jahr konnte sich die Rendite sehen lassen. Seit 2014 können auch Privatanleger in eine – allerdings teurere – Tranche des Fonds investieren, der die Stiftungsmillionen beherbergt. „Um Schocks abzufedern, ist der Fonds stets breit gemischt. In diesem Jahr hatten wir wenig zyklische Aktien im Depot und nichts, was vom Brexit unmittelbar betroffen war“, sagt Rachor. Da er in Europa von weiteren politischen Störfeuern ausgeht, hat er sich nach Asien orientiert. „In Indien und Indonesien sind die Wachstumsraten hoch, die Inflation ist rückläufig und die Politik wirtschaftsfreundlich.“ Weil noch 20 Prozent des Fonds liquide sind, könnte der Asienanteil von 7 auf 15 Prozent steigen.

Als verlässlichen Schuldner schätzt Rachor den indonesischen Gasnetzbetreiber PT Perusahaan Gas Negara, der zum 40-prozentigen Anleiheanteil des Fonds gehört. 2015 hat er die Dollar-Anleihen mit Fälligkeit 2024 für damals 4,8 Prozent (aktuell 3,9) Rendite in den Fonds gekauft. Mit fünf Prozent Anteil sind US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit im Fonds hoch gewichtet. Nach der Brexit-Entscheidung zahlte sich das aus, weil Anleihekurse und der Dollar gemeinsam gestiegen sind. Den aktuell 35-prozentigen Aktienanteil des Fonds bestückt Rachor mit globalen Unternehmen, die hohe Umsätze in Schwellenländern erzielen wie Svenska Cellulosa (Tempo, Tena, Zewa), Unilever und Adidas. Damit nichts anbrennt, kommen sie jeweils nur mit maximal 1,5 Prozent ins Depot. Aus Indien hält er Aktien von Mahindra & Mahindra (Autobau), Bajaj Finance (Kreditvermittler) sowie der HDFC Bank.

Vorsichtige Mischfonds - Zwischen Aktiencrash und Minuszins nur wenig Schutz

Aktien- und Anleihemix mit moderaten Kursschwankungen
Wertentwicklung
in Prozent
FondsnameISIN seit 3 Jahren¹seit 1 JahrVolatilität in Prozent²

Portfolios, die auf stabile Dividendenausschüttungen setzen

Nordea-1 Stable Return BP EURLU02273840207,28,24,1
Invesco Balanced-Risk AllocationLU04326167374,15,85,9
MFS Meridian Global Total ReturnLU1123736917neu4,1neu
Flossbach Multi Asset Balanced RLU03235781457,43,97,5
Fidelity Global Multi Asset Income LU0987487336neu3,1neu
JPMorgan Global BalancedLU00702125915,21,36,0
Allianz Strategy 50 CT EURLU03523121848,61,06,8
Deutsche Bank Zins & Dividende-OffensivLU07911954714,10,94,5
JPMorgan Global IncomeLU03957943074,30,76,1
UniRakDE00084910447,90,410,0

Die Gewinner bei den kleineren Fonds (846 Millionen bis 20 Millionen Euro)

DC Value One (PT)DE000A0YAX726,05,56,0
WHC Global DiscoveryDE000A0YJMG110,95,26,3
Pioneer Discount BalancedDE00070127004,94,64,0
MFS Meridian Diversified IncomeLU1099986645neu4,1neu
W&W SachInvestDE000A1J19U73,33,77,5
Investec GSF Global Multi AssetLU1328179103neu3,4neu
Parium Relaxed FundLU04256713273,83,03,6
JSS Quant Portfolio GlobalLU00683372103,12,63,7
Capital Group Global AllcationLU1006076209neu2,3neu
Prisma Aktiv RDE000A1W9A77neu2,2neu

¹ = jährlicher Mittelwert (in Euro gerechnet);
² = je höher die Jahresvolatilität (Schwankungsintensität) in den vergangenen drei Jahren, desto riskanter der Fonds;

Quelle: Morningstar
Stand: 12. Juli 2016

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