Aktien, Anleihen, Fonds Die Anlagetipps der Woche

Südzucker-Aktien sind selbst bei vorsichtiger Prognose günstig, Stahlhersteller Salzgitter könnte vor der Wende stehen. Aktien, Anleihen und Fonds für die private Geldanlage.

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Weißes Gold - Bis zu 800 Millionen Euro netto eintüten Quelle: dapd


Aktientipp - Südzucker: Unterschätzter Marktführer mit viel Kapital

Mit einem Gewinnsprung von 125 Prozent in der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres (bis Februar 2013) zeigt Südzucker, wie effizient Europas größter Zuckerproduzent seine starke Marktstellung umsetzt. Von den hohen Preisen für Zucker profitiert das Unternehmen aus Mannheim gleich doppelt: auf dem freien, internationalen Markt vor allem durch die Beteiligung an der britischen ED&F, dem zweitgrößten Zuckerhändler der Welt. In der EU ist der Markt zwar über Produktionsquoten und Zölle reguliert; ein immer größerer Teil aber wird vom Weltmarkt importiert und trägt damit auch in Europa zu einem hohen und stabilen Preisniveau bei.

Angesichts der Bedeutung des Zuckergeschäfts, das drei Viertel der operativen Gewinne von Südzucker einbringt, ist absehbar, dass die Saison 2012/13 mit Rekordzahlen abgeschlossen wird. Nach 483 Millionen Euro Nettogewinn in den ersten sechs Monaten können es im Gesamtjahr bis zu 800 Millionen Euro werden; ein gutes Stück mehr als die aktuellen Hochrechnungen annehmen.

Südzucker

Auch für die folgenden Jahre sieht es nicht schlecht aus. Die EU-Zuckermarktordnung läuft zwar 2015 aus, es ist aber wenig wahrscheinlich, dass die aktuelle Mengenversorgung grundlegend gekippt wird. Zudem wird Südzucker von seinen weiteren Sparten beflügelt: Im Geschäft mit Bioethanol zeichnet sich ein zweistelliger Gewinnzuwachs ab.

Südzucker-Aktien sind auch bei vorsichtigen Prognosen günstig. Dazu bekommen Anleger ein solides Unternehmen, dessen 4,3 Milliarden Euro Eigenkapital drei Viertel des aktuellen Börsenwerts deckt.

Aktientipp - Salzgitter: Wende-Chance nach fünf Jahren Rückgang

Salzgitter

ArcelorMittal kündigt die Schließung einzelner Stahlwerke an, ThyssenKrupp warnt vor Ergebnis- und Margenverlusten, in Deutschland rechnet der Stahlverband in diesem Jahr mit vier Prozent Produktionsrückgang. Ohne Frage, die Nachrichten zur Stahlbranche sind alles andere als rosig – aber auch alles andere als neu: So sind die Aktien des Stahlkochers Salzgitter in den vergangenen fünf Jahren um bis zu 78 Prozent gesunken, eben weil die Stahlindustrie nicht auf die Beine gekommen ist.

Nur noch 2,1 Milliarden Euro sind alle Salzgitter-Anteile zusammen an der Börse derzeit wert. Zieht man davon den aktuellen Cash-Bestand des Unternehmens (535 Millionen Euro) und den Wert der Beteiligung am Kupferkonzern Aurubis (540 Millionen Euro) ab, bleibt gut eine Milliarde Euro. Dafür gibt es den zweitgrößten Stahlhersteller des Landes, der langfristig die Chance auf einen Gewinndreh hat.

Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln


Mehr als 22 Millionen Euro Verlust schrieb Salzgitter im ersten Halbjahr 2012. Das ist nach 94 Millionen Euro Reingewinn in der gleichen Zeit des Vorjahres zwar kein Ruhmesblatt, aber auch keine Katastrophe. Im Geschäftsbereich Stahl drücken zwar schwache Preise, doch die Auslastung der Werke ist nicht schlecht. Im ersten Halbjahr stieg das Auftragsvolumen sogar um zwölf Prozent.

Noch rückläufig sind die Bestellungen im Röhrengeschäft; doch immer deutlicher zeigt sich, dass Salzgitter hier von Aufträgen aus der Energiewirtschaft profitiert – und das verspricht langfristiges und vergleichsweise wenig konjunkturabhängiges Wachstum. Im Bereich Stahlhandel ist das Geschäft lebhaft, der Umsatz stieg im ersten Halbjahr fast um ein Drittel. Ebenfalls mehr Umsatz holt der Salzgitter-Ableger KHS (Abfüllanlagen) herein, der von der steigenden Nachfrage der Nahrungsmittelindustrie beflügelt wird.

Insgesamt dürfte Salzgitter in diesem Jahr zwar nur so eben schwarze Zahlen schreiben, 2013 aber besteht die Chance auf einen deutlichen Gewinndreh. In guten Jahren verdiente das Unternehmen netto 500 Millionen bis zu einer Milliarde Euro. Wer einen langen Atem hat, kann schon heute zu günstigen Kursen auf diesen großen Turn-around setzen.

Aktientipp - Givaudan: Damit Genuss nicht in Frust umschlägt

Givaudan

Gesundheitsfanatiker und Politiker wollen nur das Beste für ihre Mitbürger. Nur trauen sie denen immer weniger zu, selbst darüber zu entscheiden, was für sie das Beste ist, und mischen sich ein in immer mehr Lebensbereiche. Das passiert vor allem im einst freiheitsliebenden Amerika. Wehrlos ausgeliefert seien dort die Bürger zum Beispiel den Herstellern von Süßigkeiten, Snacks, Süßgetränken und anderen kaloriengeladenen Produkten. Entsprechend erhöht hat sich dort der Druck auf die Hersteller, weniger Zucker, Salz und Fett in ihren Produkten zu verarbeiten.

Profitieren werden von diesem Trend, der vor dem Rest der Welt kaum haltmachen wird, die Spezialisten von Geschmacksstoffen. Denn sie müssen mit ihren Kreationen dafür sorgen, dass die Konsumenten keinen Geschmacksverlust in abgespeckten Produkten spüren. Was nicht schmeckt, wird nicht gekauft.

Kuriose Börsenpannen


Der weltgrößte Hersteller von Aromen und Riechstoffen ist der in Genf beheimatete Konzern Givaudan. Nach neun Monaten 2012 erlösten die Schweizer 3,23 Milliarden Schweizer Franken. Das waren 8,8 Prozent mehr als im Vorjahr, in Lokalwährungen gerechnet plus 6,1 Prozent.

Givaudan will in Zukunft weiter doppelt so schnell wachsen wie der Markt, der jährlich zwischen zwei und drei Prozent zulegt. Gelingen soll das aus eigener Kraft, weil Marktanteils- gewinne über Zukäufe mit Blick auf die starke Konzentration auf der Anbieterseite kaum mehr machbar sind. Die freien Mittelzuflüsse sollen bis 2015 auf mindestens 14 Prozent des Umsatzes steigen. 2011 war die Quote von 10,3 auf 3,0 Prozent der Erlöse geschrumpft. Grund für den Schwund waren die stark anziehenden Rohstoffkosten und der Höhenflug des Schweizer Frankens.

Drei Aktientipps für alle Anleger
BASF - Die Chemie stimmt nochAm weltgrößten Chemiekonzern würde ein Einbruch des chinesischen Wirtschaftswachstums nicht spurlos vorübergehen. Doch langfristig würde BASF aus einer neuen Krise gestärkt hervorgehen und Marktanteile gewinnen: Die Bilanz ist solide, die Kosten sind im Griff, und bei fast allen Kunden kann BASF derzeit Preiserhöhungen durchsetzen. Quelle: ZB
Dank der Konzerntochter Wintershall (Öl- und Gasförderung) leiden die Ludwigshafener weniger unter steigenden Energiepreisen als andere Chemiekonzerne. Zudem ist die Aktie nicht teuer. Umsatz 2012 (in Mrd. €): 76,8 Kurs/ Stoppkurs (in €): 67,06/ 53,20 Börsenwert (in Mrd. €): 61,6 Dividendenrendite (in %): 3,7 KGV 2012/ 2013: 12,3/ 11,1 Chance/Risiko: 6/5 Quelle: Bloomberg, Stand: 4. Oktober 2012
SAP - Erfolge in der WolkeSAP hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: 2015 will der Konzern als erster Anbieter weltweit vollständig profitabel in der Cloud (Software flexibel im Netz mieten, statt sie zu kaufen und fest zu installieren) arbeiten. Cloud Computing ist eine Revolution, herkömmliche Softwareumgebungen werden nach und nach verschwinden. Quelle: dapd
SAP, dort groß geworden, hat die Herausforderung wider Erwarten gut angenommen. Die Produkte der Kurpfälzer sind inzwischen auch für kleinere Kunden aus Schwellenländern und Mittelstand attraktiv – lange ein Manko. Umsatz 2012 (in Mrd. €): 16,1 Kurs/ Stoppkurs (in €): 54,93/ 44,30 Börsenwert (in Mrd. €): 67,5 Dividendenrendite (in %): 1,4 KGV 2012/ 2013: 18,0/ 15,6 Chance/Risiko: 6/5 Stand: 4. Oktober 2012
Bayer - Die Apotheke vom RheinDie Aktie ist schon gut gelaufen, Skeptiker werden auf das deshalb gestiegene KGV und das respektable Kurs-Buchwert-Verhältnis von 2,6 verweisen. Doch Bayer hat in den vergangenen Jahren viele Probleme beseitigt oder verkleinert, die zuvor auf dem Kurs gelastet hatten, etwa die früher sehr schwache Pharma-Pipeline aufgefüllt. Quelle: dapd
Zudem expandiert Bayer stark im Pflanzenschutz und bei Saatgut, also in zwei sehr zukunftsträchtigen Branchen. Auch das stabile Geschäft mit Veterinärmedizin baut Bayer aus, etwa in den USA. Umsatz 2012 (in Mrd. €): 38,9 Kurs/ Stoppkurs (in €): 67,60/ 58,60 Börsenwert (in Mrd. €): 55,9 Dividendenrendite (in %): 2,4 KGV 2012/ 2013: 12,6/ 11,5 Chance/Risiko: 7/6 Stand: 4. Oktober 2012

Givaudan will 60 Prozent der freien Mittelzuflüsse an seine Aktionäre ausschütten, sobald der Verschuldungsgrad (Nettoschulden im Verhältnis zur Summe aus Nettoschulden und Eigenkapital) 25 Prozent erreicht. 2011 lag dieser Wert noch darüber bei gut 28 Prozent. Wird die Zielquote 2012 erreicht, errechnet sich bei geschätzten freien Mittelzuflüssen von 488 Millionen Franken eine Ausschüttung pro Aktie von etwa 31 Franken und eine Dividendenrendite von 3,5 Prozent.

Anleihetipp - SAF-Holland: Prozente auf Achse

SAF Holland

Drei Viertel des europäischen Güterverkehrs läuft über Lkws. Bis Mitte des Jahrhunderts, so die Prognose der Wirtschaftsorganisation OECD, kann sich der Gütertransport auf der Straße verdreifachen. In den Schwellenländern ist der Trend hin zum Straßentransporter noch stärker. Daimler-Nutzfahrzeugvorstand Andreas Renschler rechnet damit, dass allein in China der Lkw-Markt in den nächsten zehn Jahren um 50 Prozent zulegt. Von diesem Umfeld profitieren nicht nur große Lkw-Hersteller wie Mercedes oder MAN, sondern auch Spezialisten wie SAF-Holland. Das Unternehmen aus dem fränkischen Bessenbach produziert Sattelkupplungen für Auflieger sowie Achsen, Federungen und Bremsen für Nutzfahrzeuge. Mit knapp sieben Prozent Rendite sind neue Anleihen von SAF ein verlockendes Angebot.

Dass SAF-Holland üppige Zinsen bietet, hat einen Grund. Der Markt für Nutzfahrzeuge und deren Zulieferer ist zwar langfristig vielversprechend, kurzfristig aber stark von Konjunkturschwankungen abhängig. Das bekommt auch SAF zu spüren: In den allgemeinen Krisenjahren 2008 und 2009 rutschte das Unternehmen tief in die roten Zahlen. Immerhin, dass die Bessenbacher mit Service und Ersatzteilen schon gut ein Viertel ihres Umsatzes machen (und hier zweistellig wachsen) hilft, Konjunkturschwankungen abzufedern; wenn keine neuen Lastwagen gekauft werden, müssen alte länger gewartet und mit Ersatzteilen versorgt werden. Rund 850 Millionen Euro Umsatz sollte SAF in diesem Jahr erreichen, drei Prozent mehr als 2011. An Nettogewinn dürften ähnlich wie im Vorjahr gut 25 Millionen hängen bleiben. Dass es nicht mehr werden, hat mit Vorleistungen für den Produktionsausbau zu tun – vor allem in Schwellenländern, in denen SAF Nachholbedarf hat.

Kurs (%) 103,95
Kupon (%) 7,00
Rendite (%) 6,88
Laufzeit bis 26. April 2018
Währung Euro
ISIN DE000A1HA979

Finanziell ist SAF gut ausgestattet. In den Büchern stehen 208 Millionen Euro Eigenkapital, 37 Prozent der Bilanzsumme. Die Nettoschulden (158 Millionen Euro zum Halbjahr) sind seit zwei Jahren rückläufig und machen etwa das Zweieinhalbfache des Gewinns vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation (Ebitda) aus. Die Unternehmensfinanzierung wurde früher als erwartet bis ins Jahr 2017 gesichert, mit der neuen Anleihe sind zusätzlich 75 Millionen Euro hereingekommen.

Vom deutschen Rating-Spezialisten Euler Hermes wird das Unternehmen mit BBB- eingestuft und damit in der oberen Hälfte der Ratingskala. Das Papier ist als kleine spekulative Beimischung für ein Anleihedepot geeignet.

Fondstipp - DKB Pharma Fonds: Gesunder Mix aus Pharma und Biotech

DKB Pharma Fonds_CG

Mit mehr als 30 Prozent Wertzuwachs binnen eines Jahres haben Fonds aus der Branche Gesundheit den Dax deutlich hinter sich gelassen. Zu den Aufsteigern gehört der DKB Pharma Fonds der Anlagegesellschaft Bayerninvest, eines Ablegers der Bayerischen Landesbank (Bayern LB).

Jörg Marienhagen, der den Fonds seit Mitte des Jahres betreut, konzentriert sich auf weltweit aktive Pharmakonzerne, die ein überdurchschnittliches Wachstum versprechen. Offensichtlich mit Erfolg, wie der Vergleich mit wichtigen Branchenindizes zeigt: Während der Fonds lange Jahre ähnlich lief wie der Branchendurchschnitt, liegt er seit 2009 mit wachsendem Abstand vorne.

Fonds-Gebühren im Überblick

Biotechnologie ist der Kurstreiber

Der Grund dafür ist das verstärkte Investment in Biotechnologieaktien, die rund ein Fünftel des Fondsvolumens ausmachen. Wichtigster Posten ist hier die amerikanische Amgen, der größte Biotechnikkonzern der Welt. Amgen wird in diesem Jahr erstmals mehr als fünf Milliarden Dollar Reingewinn erzielen. Im Fonds macht Amgen derzeit gut zwei Prozent aus.

Auf ebenso viel kommt der kleine US-Biotechniker Ariad, der sich auf Medikamente gegen Krebs spezialisiert hat – ein Markt, in dem weltweit ein enormer Bedarf besteht. Darüber hinaus stecken noch zahlreiche kleine Biotech-Unternehmen im Fonds, die aber aus Risikogründen jeweils nur den Bruchteil eines Prozents ausmachen. Aktuell fährt Marienhagen den Biotech-Anteil nach der zuletzt starken Kursentwicklung etwas herunter.

Mit 40 bis 50 Prozent des Fondsvolumens immer noch Schwerpunkt sind klassische Pharmaaktien. Am wichtigsten sind hier derzeit die Schweizer Roche (mit einer besonders vielversprechenden Pipeline an neuen Medikamenten) sowie Novartis, die mehr als 22 Prozent Nettogewinnmarge erzielt.

Aufgestockt werden im Fonds derzeit US-Werte. Größte Position ist der Gesundheitskonzern Abbott Laboratories, der neben dem Pharmageschäft stark in den Sparten Medizintechnik und medizinische Ernährung ist. Abbott gehört zu den stabilsten Wachstumsaktien der Welt: Seit mehr als 15 Jahren hat das Unternehmen in jedem Jahr Umsatz und Gewinn je Aktie erhöht. Dass die Nettomarge dabei zulegte, zeigt, wie gesund das Geschäftsmodell ist.

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