Aktientipp - William Demant: Lauschangriff per Smartphone
Die Hörgerätehersteller reiben sich die Hände: Der demografische Wandel soll ihren Markt wachsen lassen, um gut vier Prozent pro Jahr. In den Kursen steckt dieses Wachstum schon drin. Jetzt gibt sich die Branche ein junges Image. Per Bluetooth lassen sich Hörgeräte über das iPhone steuern. In Kürze bringt die dänische Holding William Demant Geräte ihrer Marke Oticon auf den Markt, die mit dem Smartphone kompatibel sind. Auch die Konkurrenten Sonova (Schweiz) und GN Store Nord (Dänemark) haben solche Hörgeräte neu im Programm.
Wichtigste Kunden von William Demant sind aber nicht technikaffine Senioren, sondern Gesundheitsversorger wie der britische National Health Service. Problem: Demant ist ihren Erstattungsrichtlinien ausgesetzt. Jüngst kürzten Dänemark und die Niederlande ihre Zuschüsse für Hörgeräte. Auf diesen wichtigen Märkten büßten die Dänen 2013 etwa zwei Prozent Umsatz ein. In Deutschland dagegen erstatten die gesetzlichen Kassen mit 785 Euro jetzt fast doppelt so viel wie noch 2012. Hier setzte William Demant zuletzt mehr um, als von Analysten erwartet. Insgesamt lief 2013 gut, das Konzern-Betriebsergebnis (EBIT) wuchs um acht Prozent.
Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln
Gegen die größer werdenden Unwägbarkeiten sollte man sich zuallererst mit einer Strategie wappnen: Wer an kräftiges Wachstum in Deutschland glaubt, an einen anhaltenden Boom der Schwellenländer und hohen privaten Konsum, kann weiter am Aktienmarkt investieren. Wer skeptisch ist, sollte seine Bestände hingegen nicht aufstocken.
Eng verbunden mit der ersten Regel: Immer wieder kommt es vor, dass sich Dinge anders entwickeln, als man erwartet hat. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nicht jeder Entwicklung hinterherzulaufen. Eine solche Reaktion zeugt nicht von einem geringen Vertrauen in die eigene Strategie. Es kostet meist auch Geld, weil die Masse schon vorher diese Richtung eingeschlagen und das Gros an Rendite eingefahren hat.
Groß oder klein, spekulativ oder konservativ, liquide oder illiquide, dividendenstark oder dividendenschwach, Substanz oder Wachstum: Bei Aktien ist die Auswahl riesig. Der richtige Mix aus spekulativen und konservativen Titeln hilft, Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten auszugleichen. Nicht zu unterschätzen sind starke Dividendenzahler, die Jahr für Jahr den Grundstock für eine solide Rendite legen.
Keine Frage, die Börsen haben in den vergangenen zehn Jahren stärker geschwankt als in allen Dekaden zuvor. Das wird so bleiben, mit wachsendem Computerhandel sogar noch zunehmen. Wer sein Risiko minimieren will, baut Barrieren ein – sogenannte Stopps. Gerne werden Stopps bei 20 Prozent über und unterhalb des aktuellen Kurses gewählt. Dann wird automatisch verkauft, wenn diese Grenzen erreicht sind. Kommt eine Phase überraschend steigender Kurse mit anhaltendem Aufwärtstrend, lässt sich die Barriere leicht nach oben verschieben. Wichtig ist dann, auch die Barriere am unteren Ende nachzuziehen.
Wichtig in Phasen überraschender Kurssteigerungen oder -stürze ist es, das Verhalten der Masse zu beobachten. Ist es noch nachvollziehbar oder völlig irrational? Häufig ist es irrational. Dann hilft meist die zweite Regel: Widerstandskraft zeigen. Nach einigen Monaten kehrt die Rationalität von ganz allein zurück. Der Kurssturz aus dem vergangenen Jahr und die jüngste Entwicklung beweisen das gerade wieder.
Sind Aktien wie seit Jahresbeginn schon um 30, 40 oder gar 50 Prozent gestiegen, dann sind Anschlussgewinne in der Regel nur noch schwer zu erzielen. Phrasenverdächtig ist zwar die alte Weisheit: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand zugrunde gegangen.“ Richtig ist sie trotzdem.
Firmenchefs haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber normalen Aktionären. Sie wissen weit mehr als jeder Analyst oder Kommentator, wie es in ihrem Unternehmen aussieht. Insider nennt man sie deshalb. Sie melden ihre Orders innerhalb von fünf Handelstagen an die Börsenaufsicht Bafin. Das Handelsblatt veröffentlicht alle zwei Wochen das sogenannte Insider-Barometer, das aus der Summe aller Kauf- und Verkaufsorders Schlüsse für den weiteren Verlauf in Dax & Co. zieht. Jüngste Tendenz: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen mehr als sie kaufen. Vorsicht also!
Terroranschläge und Naturkatastrophen kommen unerwartet. Politische Konflikte wie aktuell zwischen Israel und dem Iran schwelen meist länger. Entscheidende Wahlen wie jüngst in Russland und in diesem Jahr noch in Frankreich und den USA sind vorhersehbar und haben immer Einfluss auf die Börse. Dabei gilt generell: Wahljahre sind gute Börsenjahre.
Mit Optionsscheinen oder Bonus-Zertifikaten lässt sich zwar aus einem Aufwärtstrend ein noch größerer Profit schlagen. Dies sind jedoch in der Regel Wetten ohne realen Hintergrund. Aktien sind reale Werte.
Vor allem Aktien einzelner Branchen unterliegen immer wieder gewissen Moden. Doch die wechseln wie im realen Leben, und manchmal geht das schneller, als man denkt. Das bekommt gerade die einst angesehene Solarenergie-Branche bitter zu spüren.
Trotzdem stürzte die Aktie Ende Februar wegen eines schwachen Jahresausblicks um zwölf Prozent ab. William Demant rechnet nur mit fünf bis zehn Prozent Gewinnwachstum pro Aktie, zu wenig für Investoren. Nach dem Kursrutsch ist die Aktie auf Basis des für 2014 geschätzten Gewinns günstiger (Kurs-Gewinn-Verhältnis 19,1) als die Konkurrenten Sonova (24,7) und GN Store Nord (23,1). Demant dürfte keinen wilden Ritt nach oben starten, aber stetes Wachstum deutet sich an: Neue Versionen der Geräte der Marke Oticon bringen die Konkurrenz unter Zugzwang. Auch die Akquisitionen (vor allem des Implantatherstellers Neurelec) sollen drei bis vier Prozent Umsatzwachstum bringen. Aktienrückkäufe im laufenden Jahr von 500 Millionen Dänischen Kronen dürften den Kurs zusätzlich treiben.
Problematisch bleibt die Entwicklung auf den Devisenmärkten: Währungseffekte könnten das Ebit 2014 um 100 Millionen dänische Kronen schwächen.
Aktientipp - Münchener Rück: Günstige Gelegenheit für ein Top-Investment
Aktientipp - Münchener Rück: Günstige Gelegenheit für ein Top-Investment
1,3 Milliarden Euro müsste die Münchener Rückversicherung verdienen, um ihren Aktionären auch in Zukunft die gerade erhöhte Dividende (7,25 Euro je Aktie) zu zahlen. Drei Milliarden Euro, so die Münchener, sollen 2014 netto bleiben. Eine selbstbewusste, aber realistische Prognose.
Wegen ihrer Top-Position auf dem internationalen Rückversicherungsmarkt dürfte es den Münchnern gelingen, den Preisdruck in der Branche abzufedern. Wie kleinere Konkurrenten musste Munich Re bei den diesjährigen Neuverhandlungen zwar niedrigere Prämien hinnehmen, dafür gewann sie aber Marktanteile. Und sollten die Großschäden im Jahresverlauf wieder zunehmen, dürften auch die Prämien wieder steigen. Im vergangenen Jahr waren die Schadenszahlungen für Naturkatastrophen von 1,3 Milliarden auf 764 Millionen Euro gesunken.
Was Gewinnkennzahlen aussagen, welche taugen
Hinter EBIT verbergen sich die „Earnings before interest and taxes“, also die Gewinne vor Steuern und Zinsen. Gemeinhin wird EBIT auch als operativer Gewinn bezeichnet. Gerade bei großen Konzernen gehören Steuern und Zinszahlungen und -einkünfte jedoch zum täglichen Zahlenwerk. Kaum ein Unternehmen kommt ohne Kredite aus, dementsprechend sind auch immer Zinsen zu zahlen. Entscheidend ist der Finanzierungsanteil durch Fremdkapital. Je höher die Kreditschuld, um schöner erscheint die Gewinngröße EBIT. Steuern hingegen fallen vor allem in Jahren mit hohen Gewinnen an, in Verlustjahren können sie über Verlustvorträge die Steuerlast in der Zukunft senken. Kritiker halten deshalb wenig von dieser konstruierten Gewinnkennzahl.
Je mehr Bilanzposten aus dem Gewinn herausgerechnet werden, umso höher fällt regelmäßig der ausgewiesene Gewinn aus. Bei den „Earnings before interest, taxes, depreciation and amortization" wird der Konzerngewinn berechnet, der ohne Steuern, Zinsen, Abschreibungen auf Sachanlagen und Amortisation von immateriellen Vermögenswerten entstanden wäre. Die Kennzahl soll den internationalen Vergleich der operativen Ertragskraft von Gesellschaften ermöglichen, da nationale Steuern keine Berücksichtigung finden. Wird besonders gerne verwendet, wenn ein Unternehmen einen hohen Goodwill (geschätzten Firmenwert) hat, den es abschreiben muss - was natürlich das Ergebnis belastet. Mit dem EBITDA wird ein möglichst positives Bild von der operativen Gewinnsituation in den Vordergrund gestellt. Mit der wirtschaftlichen Realität hat diese Kennzahl nicht mehr viel gemein.
Sind EBIT oder EBITDA „bereinigt“, so sind dort in der Regel Sondereffekte wie Unternehmenskäufe oder -verkäufe aus der Gewinnkennzahl entfernt. Der Informationsgehalt für Anleger ist schwach, denn Sondereffekte können in zahllosen Varianten auftreten und gehören in Großkonzernen schon fast zum Alltag. Was ein Sondereffekt ist, liegt im Ermessen der Unternehmensführung.
Die operative Gewinnmarge gibt an, welcher Anteil am Umsatz vor Steuern und Zinsen als Gewinn im Unternehmen verbleibt. Ist das Unternehmen jedoch zum Beispiel hoch verschuldet, können die fälligen Zinszahlungen den Nettogewinn aufzehren. Die EBIT-Marge zeichnet daher ein Bild von der Rentabilität eines Unternehmens in einer idealen Welt ohne Schulden und Steuerpflicht.
Der Jahresüberschuss wird auch als Nettogewinn oder Nettoreingewinn bezeichnet und ist die einzig harte Gewinngröße eines Unternehmens. Hier steht, was dem Unternehmen am Jahresende tatsächlich übrig geblieben ist, nachdem alle Rechnungen bezahlt, alle Kredite bedient, die Steuerpflicht beglichen und alle notwendigen Abschreibungen erfolgt sind. Der Jahresüberschuss wird auch verwendet, um den Gewinn je Aktie (Earnings per share, EPS) zu ermitteln. Diese Zahl ist wiederum Basis für die Berechnung des Kurs-Gewinn-Verhältnisse (aktueller Kurs dividiert durch Gewinn je Aktie). Das so ermittelte KGV ist eine wichtige und beliebte Kennzahl für die Bewertung des Unternehmens an der Börse. Gemeinhin gilt: Ein KGV unter zehn signalisiert eine niedrig bewertete Aktie, ein Wert über 15 gilt als teuer. Das KGV kann auch mit den Gewinnschätzungen des kommenden Geschäftsjahres berechnet werden. Deshalb steht oftmals eine Jahreszahl bei diesem Wert.
Der Cash-Flow (Kassenfluss) nennt vereinfacht dargestellt den Nettozufluss liquider Mittel eines Unternehmens ab. Dazu werden alle Zahlungsströme eines Unternehmens erfasst. Ein Unternehmen, das mehr Geld einnimmt als es ausgibt, hat also immer einen positiven Cash-Flow. Bei einem negativen Cash-Flow spricht man daher auch von Cash-Drain oder Cash-Loss, also Geldvernichtung. Der Cash-Flow muss positiv sein, damit ein Unternehmen Investitionen tätigen, Schulden tilgen und Dividenden ausschütten kann – es sei den, es zehrt sein Eigenkapital und damit seine Substanz auf. Bei einem negativen Cash-Flow droht früher oder später Insolvenz. Es gibt allerdings verschiedene Cash-Flow-Größen, die sich auf das operative Geschäft, die Investitionstätigkeit oder die Finanzierungstätigkeit beziehen können. Eine Cash-Flow-Rechnung (Kapitalflussrechnung) ist für börsennotierte Unternehmen zwingend vorgeschrieben und Bestandteil des Jahresabschlusses.
Der Cash-Flow eines Unternehmens kann auf verschiedenen Wegen berechnet und ermittelt werden. Eine gerne von Unternehmen präsentierte Kennzahl ist der Operative Cash-Flow, der darstellen soll, wie viel Geld im Unternehmen hängen bliebe, wenn man nur das operative Geschäft, also die Kerntätigkeit betrachtet und Abschreibungen, Änderungen bei den gebildeten Rückstellungen, Anlagenverkäufe, sowie Änderungen bei Vorräten, Forderungen und Verbindlichkeiten unberücksichtigt ließe. Durch entsprechende Maßnahmen vor dem Bilanzstichtag ist diese Größe vom Unternehmen beeinflussbar und daher wenig aussagekräftig.
Der Free Cash-Flow wird ausgehend vom Nettogewinn eines Unternehmens ermittelt. Vom zunächst kalkulatorischen Netto-Cash-Flow werden dazu Ausgaben für Privatentnahmen der Gesellschafter, Steuern, Investitionen, den Auf- oder Abbau von Rücklagen oder Einnahmen aus Verkäufen von Vermögenswerten abgezogen beziehungsweise addiert. Der so ermittelte frei verfügbare Cash-Flow gilt vielen kritischen Anlegern als die einzige Kennzahl, die eindeutig belegt, wie viel Geld in einem Unternehmen am Jahresende verbleibt und damit für Investitionen und Dividendenausschüttungen zur Verfügung steht.
Nachholbedarf hat die Erstversicherungstochter Ergo. Sie leidet unter dem niedrigen Zinsniveau und dem zähen Geschäft mit Lebensversicherungen. Immerhin, neue Policen ohne Garantiezins und Spezialversicherungen (etwa für Kunstwerke) gleichen das zum Teil aus. Die Rendite aus den Kapitalanlagen (insgesamt 210 Milliarden Euro) dürfte zwar weiter schrumpfen; dafür holen sich die Münchner Zusatzerträge wie gerade 58 Millionen Euro aus dem Verkauf ihres 8,5-prozentigen Pakets am Technologiezulieferer Jenoptik.
Am 2. Mai (nach der Hauptversammlung am 30. April) gibt es die nächste Dividende. An diesem Tag wird die Aktie deutlich niedriger notieren – eine gute Gelegenheit für den Einstieg in ein langfristiges Investment.
Anleihentipp - Kelag: Öko und rentabel
Anleihentipp - Kelag: Öko und rentabel
An 150 Zapfstationen in Österreich können Fahrer des BMW i3 ihren Elektroflitzer aufladen. Bis Jahresende sollen es 300 Ladepunkte werden, an denen sich natürlich auch Besitzer anderer Stromer bedienen können. Hinter der alpenländischen E-Dynamik steht unter anderem die Kelag, die Kärtner Elektrizitäts-Aktiengesellschaft aus Klagenfurt, einer der führenden Energieversorger Österreichs. Dass der i3 und andere Elektromobile in Bewegung kommen, ist für Kelag mehr als ein PR-Gag: Die Kärtner holen 100 Prozent ihres Stroms aus erneuerbaren Quellen und sind damit seit Jahrzehnten rentabel. Anleihen von Kelag (Laufzeit bis 2022, 150 Millionen Euro Volumen) sind mit 2,4 Prozent Jahresrendite zwar nicht ganz so flott, jedoch ein solides Investment, das von Standard & Poor’s ein A-Rating mit stabilem Ausblick bekommt.
Seit der Gründung als Kärtner Wasserkraftwerke (1923) setzt das Klagenfurter Unternehmen auf die Nutzung von Speicherkraftwerken. Kern der Energieerzeugung sind heute die Speicherkraftwerksgruppe Fragant in den Hohen Tauern und das Pumpspeicherkraftwerk Koralpe an der Grenze zur Steiermark. Zum Stromgeschäft (drei Viertel des Umsatzes) gehört auch der Betrieb von 17.900 Kilometer Leitungen.
Anleihe-Info Kelag | |
Kurs (%) | 106 ,31 |
Kupon (%) | 3,25 |
Rendite (%) | 2,41 |
Laufzeit bis | 24. Oktober 2022 |
Währung | Euro |
ISIN | AT0000A0X913 |
Neu ausgebaut wird das Geschäft mit Bioenergie, industrieller Abwärme und Restmüllverwertung. In Villach wurde ein Biomassekraftwerk in Betrieb genommen, im Burgenland eine Fernwärmeversorgung. Die Expansion im Ausland kommt voran: Energiehandel in Slowenien, Kleinwasserkraftwerke im Kosovo, Windkraftanlagen an Bulgariens Schwarzmeerküste.
Kelag holte im vergangenen Jahr aus 1,5 Milliarden Euro Umsatz 96 Millionen Euro Nettogewinn. Da sich der Rückgang des Stromhandels im vergangenen Jahr nicht noch einmal wiederholen sollte, sind für 2014 bei insgesamt stabilem Geschäft ähnliche Zahlen zu erwarten. Vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation dürften mehr als 200 Millionen Euro bleiben. Das allein würde die Nettoverschuldung (Ultimo 2013: 225 Millionen Euro) etwa decken. Die Bilanz ist mit 37 Prozent Eigenkapital gut gepolstert.
Hinter Kelag stehen der österreichische Energiekonzern Verbund (35 Prozent), das Bundesland Kärten (26 Prozent) und der Essener Versorger RWE (38 Prozent). Ein Prozent der Aktien werden gehandelt. Dass einer der Großaktionäre auf absehbare Zeit aussteigt, ist angesichts der vielversprechenden Geschäftsentwicklung von Kelag wenig wahrscheinlich.
Fondstipp - nordIX Renten plus: Riskante Wetten
Fondstipp - nordIX Renten plus: Riskante Wetten
Die Hamburger nordIX ist eigentlich ein Rentenmakler. Nebenprodukt des Makelns ist ein Anleihefonds für risikofreudige Anleger. Das Managementteam um nordIX-Vorstand Claus Tumbrägel kauft vor allem Bank- und Staatsanleihen mit kleinen Emissions- und Handelsvolumina. „Papiere, die Versicherungen und Pensionskassen nicht halten dürfen, sind für uns häufig Kaufgelegenheiten“, sagt Fondsmanager Tumbrägel. Oft kauft das nordIX-Team, wenn der Emittent in einer Krise steckt, eine Pleite aber wenig wahrscheinlich scheint. So nutzten die Hamburger die Schieflage der österreichischen Hypo Alpe Adria. „Das Bundesland Kärnten, das für die Schulden der Bank bürgt, kann sich eine Pleite nicht leisten, denn sonst wäre es selbst zahlungsunfähig“, sagt Tumbrägel.
Fonds-Gebühren im Überblick
Der Ausgabeaufschlag fällt beim Kauf an. Je nach Anlagestrategie des Investmentfonds kann er relativ gering sein, bei Geldmarktfonds liegt der Satz etwa häufig bei rund ein Prozent. Er kann aber auch deutlich höher sein wie bei Aktienfonds, wo fünf Prozent keine Seltenheit sind. Dies bedeutet, dass bei einer monatlichen Sparrate von 50 Euro beim Geldmarktfonds für 49,50 Euro Anteile erworben werden, beim Aktienfonds hingegen nur für 47,61 Euro.
Fondskäufer können den Ausgabeaufschlag aber reduzieren. Direktbanken oder Fondssupermärkte im Internet bieten niedrigere Sätze an oder verzichten sogar ganz auf diese Gebühr. Zu den bekanntesten Fondssupermärkten zählen beispielsweise fondssupermarkt.net, avl-investmentfonds.de und infos.com. Gute Kunden dürfen außerdem auf Sonderkonditionen bei der Hausbank hoffen.
Je länger der Anleger investiert bleibt, desto weniger stark wirkt die Kaufgebühr. Wer monatlich 100 Euro in einen Sparplan mit 5 Prozent Ausgabeaufschlag einzahlt und durchschnittlich fünf Prozent Jahresrendite erzielt, steht nach drei Jahren bei 3.690 Euro. Ohne Kaufgebühren wären es 3.885 Euro. Wer zehn Jahre investiert bleibt, kommt mit dem Ausgabeaufschlag auf ein Guthaben von 14.725 Euro, ohne Gebühr wären es 15.500 Euro.
Die Verwaltungsgebühr liegt im Regelfall zwischen null und zwei Prozent. Oft ist dieser Satz etwas höher, wenn der Ausgabeaufschlag gering ist und umgekehrt. Die Verwaltungsgebühr wird - einmal im Jahr oder auch monatlich - aus dem Fonds bezahlt. Wenn die Gebühr zum Beispiel 1,2 Prozent ist und der Fondswert 10.000 Euro, beträgt die Gebühr 120 Euro im Jahr und das neue Fondsvermögen noch 9.880 Euro.
Die Investmentgesellschaft hinterlegt das Fondsvermögen bei einer sogenannten Depotbank. Für das Führen dieses Depots wird eine Gebühr erhoben, die im Regelfall aus dem Fondsvermögen bezahlt wird. Diese Gebühr kann bei großen Fonds bis zu 0,3 Prozent des Fondsvolumens per anno ausmachen.
Zusätzlich ist die Depotbank berechtigt, eine Transaktionsgebühr von bis zu 100 Euro je Transaktion, die nicht über die Depotbank getätigt wird, zu erheben. Auch eine zusätzliche Verwahrgebühr von bis zu 0,1 Prozent pro Jahr ist rechtens. Neben den genannten Vergütungen verlangen einige Gesellschaften eine weitere tägliche Vergütung in Höhe von bis zu 0,75 Prozent pro Jahr.
Die Performance Fee ist eine erfolgsabhängige Gebühr. Wenn ein aktiv gemanagter Fonds eine bessere Wertentwicklung aufweist als ein vorher festgelegter Vergleichsindex, wie zum Beispiel der DAX, wird die Performance Fee gezahlt. Wenn eine Performance Fee von 20 Prozent vorgesehen ist, bedeutet das zum Beispiel: Ein Kunde hat ein Fondsvermögen in Höhe von 20.000 Euro. Der Fonds hat in diesem Jahr sechs Prozent Plus gemacht, der Vergleichsindex nur vier Prozent. Das Mehr an Rendite von zwei Prozent sind 400 Euro. Davon bekommt die Gesellschaft 20 Prozent, also 80 Euro.
Performance Fees sind an ganz unterschiedliche Bedingungen geknüpft. Die Investmentgesellschaft profitiert von einem besseren Abschneiden im Vergleich zum Vergleichsindex, muss sich aber nicht zwangsweise auch an Verlusten beteiligen, falls der Index besser war.
Es ist auch möglich, dass Anleger Performance Fee`s zahlen müssen, obwohl der Fonds Verluste gemacht hat. Wenn der Vergleichsindex zehn Prozent Minus gemacht hat, der Fonds aber nur sechs Prozent Minus, war er besser als der Vergleichsindex. Dann lässt die
Investmentgesellschaft es sich vergüten, dass der Fond zwar Verluste gemacht hat, aber eben nicht so viel wie andere.
Transaktionskosten entstehen, wenn im Fonds eine Umschichtung der Wertpapiere stattfindet, also beispielsweise Aktien verkauft und andere dafür gekauft werden. Bei einer solchen Umschichtung entstehen Transaktionskosten, die von den Anlegern bezahlt werden. Je öfter umgeschichtet wird, desto mehr Gebühren müssen gezahlt werden und desto geringer ist die Rendite.
Wegen mangelnder Transparenz bleibt die Höhe der Transaktionskosten in der Regel im Dunkeln. Eine Ausweisung der relevanten Daten im Fondsprospekt geschieht laut Studie der Verbraucherzentrale NRW kaum oder nur unzureichend.
Der Fantasie sind bei den sonstigen Kosten keine Grenzen gesetzt. Rechtliche Vorgaben gibt es so gut wie nicht. So kann es passieren, dass Anleger nicht nur den Ausgabeaufschlag beim Kauf bezahlen, sondern auch einen Rücknahmeabschlag bei der Rückgabe der Anteilsscheine. Und wenn ein Fonds Geld einnimmt, weil er Wertpapiere verleiht, dann kassiert die Gesellschaft dafür oft auch eine Gebühr. Hier empfiehlt sich eine genaue Prüfung der Fondsunterlagen und des amtlichen Verkaufsprospekts um herauszufinden, welche sonstigen Kosten anfallen können.
Eine Hilfe beim Vergleich von Fonds anhand der anfallenden Kosten ist die Total Expense Ratio (TER). Die TER ist eine Gesamtkostenquote, die für Transparenz sorgen soll. Das gelingt allerdings nur zum Teil. Grund ist, dass in der TER nicht alle Kosten enthalten sind. So sind weder die Ausgabeaufschläge enthalten, noch die erfolgsabhängigen Gebühren (Performance Fees). Die Aussagekraft der TER ist daher begrenzt. Laut Morningstar liegt sie bei Aktienfonds bei gut zwei Prozent.
Auch die Krise in Griechenland schreckt nordIX nicht ab. So kauften sie Papiere der Hellenic Railways. „Die Anleihen sind nach englischem Recht aufgelegt und wären daher von einem Schuldenschnitt, den der griechische Staat verordnet, nicht betroffen“, sagt der nordIX-Vorstand. Nur wenige Stücke der Hellenic-Anleihe gingen an der Börse um, der Fonds habe sie in sehr kleinen Paketen, teilweise von einigen Zehntausend Euro, kaufen müssen. Derzeit hält der Fonds noch Papiere von Hellenic Railways im Wert von etwa einer halben Million Euro.
Wenn es zu brenzlig wird, zieht nordIX die Notbremse. Zuletzt war das bei der niederländischen Sparkassengruppe SNS der Fall. Der Fonds hielt zeitweise Nachranganleihen des niederländischen Kreditinstituts. „Wir hatten den Eindruck, dass das Management die Wende nicht schafft und der niederländische Staat die angeschlagene Immobilienfinanzierungssparte abwickeln will“, sagt Tumbrägel. Auch bei der HSH Nordbank stiegen die Hamburger aus, weil sie eine Abwicklung wie bei der WestLB fürchteten.
Derzeit hat nordIX die russische VTB Bank im Visier. Im Zuge der Ukraine-Krise sei die Aktie des Kreditinstituts abgestraft worden. Noch allerdings, so Tumbrägel, sei das Kursniveau der Anleihen, gemessen am Risiko, zu hoch. Die 2017 und 2018 auslaufenden Papiere notieren derzeit zwischen 102 und 103 Prozent.