Aktientipp - William Demant: Lauschangriff per Smartphone
Die Hörgerätehersteller reiben sich die Hände: Der demografische Wandel soll ihren Markt wachsen lassen, um gut vier Prozent pro Jahr. In den Kursen steckt dieses Wachstum schon drin. Jetzt gibt sich die Branche ein junges Image. Per Bluetooth lassen sich Hörgeräte über das iPhone steuern. In Kürze bringt die dänische Holding William Demant Geräte ihrer Marke Oticon auf den Markt, die mit dem Smartphone kompatibel sind. Auch die Konkurrenten Sonova (Schweiz) und GN Store Nord (Dänemark) haben solche Hörgeräte neu im Programm.
Wichtigste Kunden von William Demant sind aber nicht technikaffine Senioren, sondern Gesundheitsversorger wie der britische National Health Service. Problem: Demant ist ihren Erstattungsrichtlinien ausgesetzt. Jüngst kürzten Dänemark und die Niederlande ihre Zuschüsse für Hörgeräte. Auf diesen wichtigen Märkten büßten die Dänen 2013 etwa zwei Prozent Umsatz ein. In Deutschland dagegen erstatten die gesetzlichen Kassen mit 785 Euro jetzt fast doppelt so viel wie noch 2012. Hier setzte William Demant zuletzt mehr um, als von Analysten erwartet. Insgesamt lief 2013 gut, das Konzern-Betriebsergebnis (EBIT) wuchs um acht Prozent.
Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln
Gegen die größer werdenden Unwägbarkeiten sollte man sich zuallererst mit einer Strategie wappnen: Wer an kräftiges Wachstum in Deutschland glaubt, an einen anhaltenden Boom der Schwellenländer und hohen privaten Konsum, kann weiter am Aktienmarkt investieren. Wer skeptisch ist, sollte seine Bestände hingegen nicht aufstocken.
Eng verbunden mit der ersten Regel: Immer wieder kommt es vor, dass sich Dinge anders entwickeln, als man erwartet hat. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nicht jeder Entwicklung hinterherzulaufen. Eine solche Reaktion zeugt nicht von einem geringen Vertrauen in die eigene Strategie. Es kostet meist auch Geld, weil die Masse schon vorher diese Richtung eingeschlagen und das Gros an Rendite eingefahren hat.
Groß oder klein, spekulativ oder konservativ, liquide oder illiquide, dividendenstark oder dividendenschwach, Substanz oder Wachstum: Bei Aktien ist die Auswahl riesig. Der richtige Mix aus spekulativen und konservativen Titeln hilft, Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten auszugleichen. Nicht zu unterschätzen sind starke Dividendenzahler, die Jahr für Jahr den Grundstock für eine solide Rendite legen.
Keine Frage, die Börsen haben in den vergangenen zehn Jahren stärker geschwankt als in allen Dekaden zuvor. Das wird so bleiben, mit wachsendem Computerhandel sogar noch zunehmen. Wer sein Risiko minimieren will, baut Barrieren ein – sogenannte Stopps. Gerne werden Stopps bei 20 Prozent über und unterhalb des aktuellen Kurses gewählt. Dann wird automatisch verkauft, wenn diese Grenzen erreicht sind. Kommt eine Phase überraschend steigender Kurse mit anhaltendem Aufwärtstrend, lässt sich die Barriere leicht nach oben verschieben. Wichtig ist dann, auch die Barriere am unteren Ende nachzuziehen.
Wichtig in Phasen überraschender Kurssteigerungen oder -stürze ist es, das Verhalten der Masse zu beobachten. Ist es noch nachvollziehbar oder völlig irrational? Häufig ist es irrational. Dann hilft meist die zweite Regel: Widerstandskraft zeigen. Nach einigen Monaten kehrt die Rationalität von ganz allein zurück. Der Kurssturz aus dem vergangenen Jahr und die jüngste Entwicklung beweisen das gerade wieder.
Sind Aktien wie seit Jahresbeginn schon um 30, 40 oder gar 50 Prozent gestiegen, dann sind Anschlussgewinne in der Regel nur noch schwer zu erzielen. Phrasenverdächtig ist zwar die alte Weisheit: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand zugrunde gegangen.“ Richtig ist sie trotzdem.
Firmenchefs haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber normalen Aktionären. Sie wissen weit mehr als jeder Analyst oder Kommentator, wie es in ihrem Unternehmen aussieht. Insider nennt man sie deshalb. Sie melden ihre Orders innerhalb von fünf Handelstagen an die Börsenaufsicht Bafin. Das Handelsblatt veröffentlicht alle zwei Wochen das sogenannte Insider-Barometer, das aus der Summe aller Kauf- und Verkaufsorders Schlüsse für den weiteren Verlauf in Dax & Co. zieht. Jüngste Tendenz: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen mehr als sie kaufen. Vorsicht also!
Terroranschläge und Naturkatastrophen kommen unerwartet. Politische Konflikte wie aktuell zwischen Israel und dem Iran schwelen meist länger. Entscheidende Wahlen wie jüngst in Russland und in diesem Jahr noch in Frankreich und den USA sind vorhersehbar und haben immer Einfluss auf die Börse. Dabei gilt generell: Wahljahre sind gute Börsenjahre.
Mit Optionsscheinen oder Bonus-Zertifikaten lässt sich zwar aus einem Aufwärtstrend ein noch größerer Profit schlagen. Dies sind jedoch in der Regel Wetten ohne realen Hintergrund. Aktien sind reale Werte.
Vor allem Aktien einzelner Branchen unterliegen immer wieder gewissen Moden. Doch die wechseln wie im realen Leben, und manchmal geht das schneller, als man denkt. Das bekommt gerade die einst angesehene Solarenergie-Branche bitter zu spüren.
Trotzdem stürzte die Aktie Ende Februar wegen eines schwachen Jahresausblicks um zwölf Prozent ab. William Demant rechnet nur mit fünf bis zehn Prozent Gewinnwachstum pro Aktie, zu wenig für Investoren. Nach dem Kursrutsch ist die Aktie auf Basis des für 2014 geschätzten Gewinns günstiger (Kurs-Gewinn-Verhältnis 19,1) als die Konkurrenten Sonova (24,7) und GN Store Nord (23,1). Demant dürfte keinen wilden Ritt nach oben starten, aber stetes Wachstum deutet sich an: Neue Versionen der Geräte der Marke Oticon bringen die Konkurrenz unter Zugzwang. Auch die Akquisitionen (vor allem des Implantatherstellers Neurelec) sollen drei bis vier Prozent Umsatzwachstum bringen. Aktienrückkäufe im laufenden Jahr von 500 Millionen Dänischen Kronen dürften den Kurs zusätzlich treiben.
Problematisch bleibt die Entwicklung auf den Devisenmärkten: Währungseffekte könnten das Ebit 2014 um 100 Millionen dänische Kronen schwächen.