Aktien, Anleihen, Fonds Die Anlagetipps der Woche

Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé hat etwa so viel Eigenkapital in der Bilanz wie Siemens und BASF zusammen. Für Aktionäre bedeutet das seit Jahrzenten steigende Dividenden. Aktien, Anleihen und Fonds für die private Geldanlage.

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Kursverlauf der Nestlé-Aktie

Aktientipp - Nestlé: So stark wie Siemens und BASF zusammen

Auf den ersten Blick hat der Schweizer Nahrungsmittelkonzern derzeit einen schweren Stand: Mit der geplanten Fusion der niederländischen Master Blenders (Jacobs) und der amerikanischen Mondelez (ehemals Kraft) entsteht ein starker Konkurrent auf dem lukrativen Kaffeemarkt. Dennoch geben Nestlé-Aktien ein Signal zur Fortsetzung der langen Hausse – zu Recht.

Mit 92 Milliarden Schweizer Franken (CHF) Jahresumsatz ist Nestlé der größte Nahrungsmittelhersteller der Welt. Bis zur Mitte des Jahrhunderts, so rechnen die Zukunftsforscher des Club of Rome, wird sich der weltweite Nahrungsmittelbedarf verdoppeln. Vor allem in den Schwellenländern steigt der Bedarf. Nestlé macht hier schon jetzt die Hälfte seines Geschäfts und wächst jährlich um bis zu neun Prozent. 2013 musste Nestlé zwar Rückschläge hinnehmen, weil Währungen wie der brasilianische Real oder der mexikanische Peso an Wert verloren; derzeit aber erholen sich diese Währungen.

Bilanzbegriffe und was sie bedeuten

Das stabile Nahrungsmittelgeschäft ergänzt Nestlé durch Zukäufe in der Sparte Gesundheitsprodukte. Die Marktforscher von Euromonitor rechnen bei Spezialnahrung in Zukunft mit doppelt so hohen Wachstumsraten wie bei klassischen Nahrungsmitteln. Mit dem amerikanischen Biotechniker CDI erforscht Nestlé die Zusammenhänge von Ernährung und Krankheiten; von Danone könnte Nestlé das Geschäft mit medizinischer Ernährung kaufen. Ziel wäre die personalisierte Nahrung: Ernährung gegen Massenkrankheiten wie Diabetes oder Alzheimer. Henri Nestlé, der das Unternehmen 1866 gründete, war Apotheker. Nestlé geht zurück zu den Wurzeln.

Seit dem Konzernumbau 2011/12 ist Nestlé nicht nur auf Wachstumskurs, die Nettomargen (Reingewinn vom Umsatz) ziehen an und liegen über zehn Prozent. 15 Milliarden CHF dürfte Nestlé in diesem Jahr aus dem laufenden Geschäft holen. Selbst in Jahren der schweren Krise 2008/09 schafften die Schweizer Cash-Flows in zweistelliger Milliardenhöhe.

Mit 63 Milliarden CHF hat Nestlé etwa so viel Eigenkapital in der Bilanz wie die (durchaus solventen) Industriekonzerne Siemens und BASF zusammen. Aktionäre profitieren davon: Seit mehreren Jahrzehnten steigt die Nestlé-Dividende, ausgefallen ist sie noch nie.

Aktientipp - Gazprom: Alles eine Frage des Gaspreises

Kursverlauf der Gazprom-Aktie

Dass die Sanktionsdrohungen der Europäischen Union (EU) gegenüber Russland zu einer energiepolitischen Neuausrichtung beim wichtigsten Energielieferanten der EU führen werden, bestätigte sich in der vergangenen Woche in Peking. Im Rahmen des Staatsbesuchs des russischen Präsidenten Wladimir Putin in China kam es nach zehnjährigen Verhandlungen zum Abschluss des langfristigen, insgesamt 400 Milliarden Dollar schweren chinesisch-russischen Gasdeals. Vereinbart wurde, dass der russische Staatskonzern Gazprom durch eine neue, 22 Milliarden Dollar teure Pipeline von 2018 an über einen Zeitraum von 30 Jahren jährlich 38 Milliarden Kubikmeter Gas nach China liefert. Das wäre etwa ein Fünftel der Menge, die Gazprom derzeit nach Europa liefert. Auch zwischen Russen und Chinesen war letztlich alles eine Frage des Preises. Gazprom wollte einen Preis durchsetzen, der sich an den Lieferkontrakten in Europa orientiert. Dieser lag 2013 im Schnitt bei 380,50 Dollar pro 1000 Kubikmeter. Die Chinesen wollten aber nicht mehr zahlen als für Gasimporte aus Asien, aktuell etwa 335 bis 350 Dollar. Irgendwo in der Mitte wird man sich getroffen haben. Zwar hat sich China selbst zum Ziel gesetzt, die eigene Erdgasproduktion bis 2020 auf 420 Milliarden Kubikmeter zu steigern. Doch das wäre gegenüber 2013 eine Steigerung um mehr als 150 Prozent und dürfte kaum zu realisieren sein.

Weil niemand russische Aktien mag, könnte gerade jetzt der Zeitpunkt zum Einstieg gekommen sein. Gazprom ist eine politische Aktie, aber eine sehr preisgünstige.

Anleihentipp - Polen: Dollar aus dem Osten

Ertragreiches Land: Agrarwirtschaft im Norden Polens Quelle: dpa

Polen ist ein zuverlässiger Schuldner. Die Ratingagentur Standard & Poor’s bewertet polnische Staatsanleihen mit der Note A. Das ist mittlerer Investmentgrade, also eine ziemlich sichere Anlage. Das Problem für Polen-Anleger: Die polnische Währung Zloty schwankt erheblich. In den vergangenen vier Jahren etwa hat sie gegenüber dem Euro vorübergehend bis zu 15 Prozent verloren. Eine Alternative wären polnische Staatsanleihen, die in Euro notieren. Die allerdings bringen wenig: Papiere mit Laufzeit bis 2022 etwa (ISIN XS0282701514) werfen gerade 1,8 Prozent Jahresrendite ab.

Fast das Doppelte, nämlich 3,4 Prozent Jahresrendite, bringen polnische Staatsanleihen, die in Dollar notieren. Dass sie als Fremdwährungsanleihen vom Rating eine Stufe tiefer angesiedelt sind (A-), sollte bei einer Weltwährung wie dem Dollar kein Nachteil sein; vor allem, da die europäische Notenbank derzeit alle Hebel in Bewegung setzt, den Euro nicht überschießen zu lassen, und damit indirekt den Dollar stabilisiert. In einem Depot aus internationalen Anleihen ist der Dollar eine Kernwährung – und Staatsanleihen aus Polen sind dafür interessante Papiere.

Anleihe-Info: Polen
Kurs (Prozent)111,03
Kupon (Prozent)5,00
Rendite (Prozent)3,41
Laufzeit 23. März 2022
WährungDollar
ISINUS857524AB80

Seit Polen vor zehn Jahren der EU beigetreten ist, blüht das Land auf. Um 49 Prozent ist das Bruttoinlandsprodukt seitdem insgesamt gestiegen. Mit seinen fast 40 Millionen Menschen ist Polen die größte Wirtschaft der neuen EU-Mitglieder in Mittel- und Osteuropa. Einerseits ist Polen über einen lebhaften Handel besonders eng mit der deutschen Wirtschaft verflochten; das ist angesichts der deutschen Stärke ein Vorteil. Andererseits ist Polen eine Drehscheibe in die Länder der ehemaligen Sowjetunion. Das ist derzeit angesichts der Ukraine-Krise ein Risikofaktor. Ein Handelskrieg der EU mit Russland würde, so rechnen die Volkswirte der polnischen Großbank PKO hoch, das Wachstum um 0,3 bis 0,6 Prozentpunkte drücken. Immerhin, selbst dann sollten gut zwei Prozent plus beim Inlandsprodukt bleiben. Dabei hat die Ukraine-Krise für Polen sogar einen Vorteil: Sie dürfte die pro-europäischen Kräfte stärken und Premier Donald Tusk helfen, im Land so bald wie möglich den Euro einzuführen.

Finanziell ist Polen dafür reif. Die Inflation pendelt wie in Westeuropa zwischen ein und zwei Prozent; die Neuverschuldung dürfte in diesem Jahr dank Verzicht auf Gehaltserhöhungen im öffentlichen Dienst auf rund drei Prozent der Wirtschaftsleistung sinken. Und bei den Staatsschulden (gemessen am Inlandsprodukt) steht Polen mit 57 Prozent sogar besser da als Deutschland mit 78 Prozent.

Fondstipp - DWS Global Value: Warten auf einen neuen Einstiegszeitpunkt

Kursverlauf des Fonds DWS Global Value

Fondsmanager Peter Steffen sucht für den DWS Global Value weltweit nach unterbewerteten Aktien mit Nachholpotenzial. Die sind am Markt gerade rar. „Es ist heute schwieriger, passende Aktien zu finden, als noch vor vier, fünf Jahren“, sagt Steffen. „Aber natürlich gibt es sie.“

Vor allem in den Branchen Telekommunikation und Gesundheitswesen sieht Steffen Chancen. Die japanische Nippon Telegraph & Telephone (NTT) hat er als größte Position in seinem Fonds aufgenommen. Aber auch große US-Technologieunternehmen liegen in seinem Portfolio, wie etwa Microsoft. Internet-Werte dagegen passen trotz Kurskorrektur nicht in sein Anlageprofil. Denn Steffen sucht nach soliden Werten, die Dividenden zahlen oder die zum Beispiel ein niedriges Kurs-Umsatz-Verhältnis aufweisen. Vor allem aber setzt er auf Unternehmen mit einem aktionärsfreundlichen Management, das etwa durch Aktienrückkäufe die Kurse stärkt. Seine etwas defensivere Strategie zahlt sich im Vergleich zur Konkurrenz aus: Sein Fonds ist weniger anfällig für Schwankungen.

Das Fondsvermögen vom Global Value liegt bei 490 Millionen Euro. Etwa zehn Prozent davon hält Fondsmanager Peter Steffen gerade in bar: „Das ist der Tatsache geschuldet, dass einige meiner Aktien 2013 ihre Zielwerte so weit übertroffen haben, dass ich verkaufen musste.“ Ersatz für die Renditebringer hat er noch nicht gefunden. Zwar liegen in seinem Fonds im Schnitt nur 30 bis 40 Aktien, trotzdem wartet er auf einen besseren Einstiegszeitpunkt.

Denn die Luft ist raus, vor allem Industrie- und Finanzwerte hält Steffen für überbewertet. Seine Beteiligungen an Versicherungen und einigen Banken hat er seit Jahresanfang von etwa 20 Prozent des Fondsvermögens auf nun 15 Prozent abgebaut. „Für das laufende Jahr bin ich relativ vorsichtig, was die Kursentwicklungen angeht. Ich erwarte keinen Crash, aber eine Korrektur, nachdem der Bullenmarkt einen historisch langen Zyklus von fünf Jahren erreicht hat.“ Im laufenden Jahr dürfte es schwierig werden, die Wertsteigerung des Fonds von 2013 zu wiederholen. Sechs Prozent plus für die meisten seiner Aktien dürften aber drin sein, rechnet Steffen vor.

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