Anleihetipp - Venezuela: Riskante Devise
Der Tod des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez beflügelte die Hoffnung vieler Investoren, dass Venezuela wirtschaftlich einen anderen Kurs einschlägt, also weg vom Sozialismus. Wahrscheinlicher ist aber, dass der derzeitige Interimspräsident Nicolás Maduro im April gewählt wird und die Linie seines Vorgängers fortführt. Immerhin hatte Chávez den ehemaligen Außenminister selbst zu seinem Nachfolger ernannt. Maduro wird die Popularität von Chávez nutzen, um Wählerstimmen zu gewinnen.
Anleihe-Info: Venezuela | |
Kurs (in Prozent) | 101,30 |
Kupon (in Prozent) | 7,00 |
Rendite (in Prozent) | 6,28 |
Laufzeit bis | 16. März 2015 |
Währung | Euro |
ISIN | XS0214851874 |
Chávez hatte in seiner Amtszeit die Armut in dem Land mit den weltweit größten Ölreserven reduziert, den Armen Häuser und Nahrung geschenkt und die Gaben mit den Einnahmen aus dem Ölgeschäft finanziert. Dass Maduro als Übergangspräsident Zugang zum Staatsfernsehen hat, ist ein weiterer Vorteil für ihn. Es sieht also schlecht aus für den Herausforderer Henrique Capriles, der bei den vergangenen Wahlen schon einmal gegen Chávez angetreten ist. Der Ausgang der Wahl dürfte die Preise für Anleihen maßgeblich beeinflussen und zu starken Kursschwankungen führen. Wer also in Venezuela-Bonds investiert, sollte sich eines hohen Risikos bewusst sein. Eine interessante, wenn eben auch spekulative Kaufgelegenheit stellt die in Euro denominierte Anleihe dennoch dar. Das Papier läuft bis 2015 und liefert eine jährliche Rendite von knapp 6,3 Prozent als Zitterprämie.
Venezuela wuchs in der vergangenen Dekade zwar langsamer als die Nachbar-Schwellenländer Brasilien und Kolumbien, hat aber durch die Einnahmen aus dem Ölgeschäft eine stete Einnahmequelle. Problem der Wirtschaft ist allerdings, dass sie zu stark am Öl hängt. Mit 95 Prozent macht der Sektor das Gros der venezolanischen Exporte aus. Sinkt also der Ölpreis, leidet das Land. Die Privatwirtschaft ist wegen zahlreicher Verstaatlichungen unter Chávez in einem desolaten Zustand. Problem ist auch die Inflationsrate von mehr als 20 Prozent. Steigt sie weiter, könnte dies zu Zahlungsschwierigkeiten führen. Eine gute Nachricht dagegen ist das wachsende Bruttoinlandsprodukt Venezuelas. Die Wirtschaftsleistung legte 2012 immerhin um schätzungsweise 5,7 Prozent dank höherer Staatsausgaben zu. Die Staatsverschuldung ist mit 49 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt im internationalen Vergleich relativ gering. Unterm Strich sollten sich Anleger an den Ratings orientieren. Moody’s verpasst der Anleihe das Rating B2 mit negativem Ausblick. B2 bedeutet hoch spekulativ.