Aktien Diese Übernahmekandidaten sind eine Spekulation wert

Der Dax hat sich in lichte Höhen geschwungen. Zu hoch für Käufer? Nicht ganz: Das Geschäft mit Übernahmen etwa läuft gerade erst an - und sorgt für neue Kursfantasie. Welche Kandidaten eine Spekulation wert sind.

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Die größten Deals der Unternehmensgeschichte
Platz 1072,0 Mrd. Dollar zahlte der Kabelkonzern Comcast für AT&T Broadband (2001). Quelle: dapd
Platz 972,6 Mrd Dollar zahlte der Versicherer Travelers Group für Citicorp (1998). Quelle: REUTERS
Platz 872,7 Mrd Dollar zahlte der Mobilfunkkonzern AT&T für BellSouth (2006). Quelle: AP
Platz 774,6 Mrd Dollar zahlte der Ölmulti Royal Dutch Petroleum für Shell Transport & Trading (2004). Quelle: dapd
Platz 676,0 Mrd Dollar zahlte der Pharmakonzern Glaxo Wellcome für SmithKline Beecham (2000). Quelle: AP
Platz 5 78,9 Mrd Dollar zahlte der Ölkonzern Exxon für Mobil (1998). Quelle: AP
Platz 489,2 Mrd Dollar zahlte der Pharmamulti Pfizer für Warner-Lambert (1999). Quelle: AP

Der Dax eilt von Rekord zu Rekord. Nun kommt auch das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen in Gang: Fast täglich sorgt ein neuer, milliardenschwerer Deal an der Börse für Furore: Der Ölkonzern BP schluckt die britische BG, Warren Buffett fusioniert Heinz Ketchup mit Kraft Foods, FedEx will TNT schlucken, selbst das defizitäre Twitter soll angeblich das Interesse Googles geweckt haben, und Sky soll angeblich bei Vivendi auf der Kaufliste stehen. Milliardenschwere Übernahmen häufen sich, und sie werden die Börsen noch ein Stück weiter treiben. Die Risiken für Anleger freilich wachsen.

Der Dax hat die Rekordmarke von 12.000 Punkten zurück erobert. Fast jeder Anleger, der in den vergangenen Jahren Aktien gekauft hat, ist dick im Plus. Nun wird vielen etwas mulmig, angesichts des scheinbar unaufhaltsamen Höhenflugs der Börse. Heben Aktien jetzt endgültig ab, weil noch dem letzten Anleger klar wird, dass Anleihen und Tagesgeld keinen Zins mehr bringen? Oder laufen wir schnurstracks in die nächste Blase, wollen wir die Symptome nicht erkennen, die denen der letzten Überhitzungsphasen deutlich ähneln, 1999 2000 und 2003 bis 2008?

Meilensteine des Dax von 1988 bis 2015

Überhitzungssignale...

Die meisten deutschen Privatanleger waren nicht bei der Rally dabei. Nur jeder achte Deutsche besitzt Aktien. Jetzt denken viele um. "In Kundengesprächen registrieren wir deutlich steigendes Interesse an Aktien", sagt Christian Fischl, Geschäftsführer beim Vermögensverwalter Huber, Reuss, Kollegen, "bis vor Kurzem durfte man den meisten Privatleuten damit nicht kommen."

Es herrscht Optimismus. "Negative Meldungen verpuffen", sagt Thomas Paul, Vorstand beim Vermögensverwalter Böker & Paul. Die Nachricht etwa, dass die Pfandbriefbank Düsselhyp vom Einlagensicherungsfonds gerettet werden muss, "hätte 2010 einen veritablen Crash ausgelöst; heute ist sie eine Randnotiz".

Aktien klettern schneller als die Gewinne der Firmen. Die der 30 Dax-Konzerne sollen, so die gewöhnlich optimistischen Analysten, 2015 um acht Prozent steigen. Der Dax hat in drei Monaten 24 Prozent zu gelegt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), basierend auf den erwarteten Nettogewinnen der kommenden zwölf Monate, liegt bei 15; der 10-Jahres-Durchschnitt bei 11,4.

Auch charttechnisch wird die Luft dünn: Gut 20 Prozent ist der Dax aktuell von seinem gleitenden 200-Tages-Durchschnitt entfernt, so weit wie seit 1999 nicht mehr. Ein Zeichen, dass es kurzfristig an weiteren Käufern mangeln könnte.

Das globale Volumen der Fusionen und Übernahmen hat noch nicht das Niveau früherer Börsenhochs erreicht. (zum Vergrößern bitte anklicken)

Fusionen und Übernahmen kommen…

Nun kommen auch wieder große Fusionen und Übernahmen, beinahe börsentäglich wird ein neuer Milliardendeal oder zumindest eine konkrete Kaufabsicht verkündet. Für 64 Milliarden Euro übernimmt Shell den britischen Gasproduzenten BG Group. Shell bietet 383 Pence in bar und 0,4454 Shell-B-Aktien. Das entspricht einem Aufschlag von immerhin rund 50 Prozent auf den Schlusskurs von BG am Vortag.

...und Argumente für Aktien

Der US-Logistikriese FedEx will sich derweil seinen niederländischen Konkurrenten einverleiben. FedEx will 4,4 Milliarden Euro bezahlen. Vor zwei Jahren wollte der direkte Konkurrent UPS bereits TNT kaufen, scheiterte aber an kartellrechtlichen Bedenken. Ungeachtet solcher Bedenken schoss die  TNT-Aktie am Dienstag vergangener Woche um 30 Prozent nach oben.

Wie die Dax-Konzerne ihre Anleger verwöhnen
Dax-Konzerne werden 2015 wohl einen Rekordwert von 30 Milliarden Euro an ihre Aktionäre ausschütten Quelle: AP
Die Allianz verwöhnte ihre Aktionäre bereits in diesem Jahr und wird 2015 wohl die höchste Dividendenrendite ausweisen. Der Konzern erhöht seine Ausschüttungsquote um fast 30 Prozent. Dass die Allianz so spendabel ist, liegt unter anderem am hohen Nettogewinn des Versicherungskonzerns: Dieser wird fürs laufende Jahr wohl 6,5 Milliarden Euro betragen (in den ersten neun Monaten verdiente die Allianz bereits fünf Milliarden Euro).Dividendenrendite: 4,7 ProzentDividende: 6,85 Euro pro Aktie Quelle: dpa
Der Rückversicherungskonzern Munich Re gehört ebenfalls zu den spendablen Dividendenzahlern. Der Konzern geht von einem Ergebnis von „leicht über drei Milliarden Euro“ aus. Vor allem weniger Belastungen durch Naturkatastrophen sorgten bei der Munich Re für einen Gewinnsprung im vergangenen Quartal. Dividendenrendite: 4,3 Prozent Dividende: 7,75 Euro pro Aktie Quelle: dpa
BASF Quelle: obs
Daimler Quelle: dpa
Die Zahlungen der Deutschen Telekom an die Anteilseigner sollen von 2015 bis 2018 im Schnitt jährlich um zehn Prozent wachsen. Die Dividendenprognose ist an das Wachstum des Free Cash Flow gekoppelt. Damit bleibt die Telekom eine der spendabelsten Dax-Konzerne. Dividendenrendite: 3,1 Prozent Dividende: 0,50 Euro pro Aktie Quelle: REUTERS
Die Deutsche Börse hat unter der Führung von Reto Francioni glänzende Jahre hinter sich. Der neue Chef Carsten Kengeter, ein früherer Investmentbanker, wird erst einmal zeigen müssen, ob er an Francionis Erfolg anknüpfen kann. Dividendenrendite: 3,0 Prozent Dividende: 2,10 Euro pro Aktie Quelle: dpa

Der französische Mischkonzern Vivendi, zu dem der Medienkonzern Universal Music gehört, soll angeblich die Finger nach dem Bezahlsender Sky ausgestreckt haben; Vivendi hat das zwar inzwischen dementiert; völlig aus der Luft gegriffen ist das Gerücht aber nicht, denn Universal kämpft im margenschwachen Musikgeschäft mit darbenden Umsätzen und kaufte just in der selben Woche ein Videoportal; als sicher gilt, dass Vivendi stärker in den Markt mit Video, TV und Film-Streaming drängen wird.

Der Essener Chemiekonzern Evonik schließlich will sich die Schweizer Clariant einverleiben. Der Chipriese NXP (ex Philips-Halbleiter) kauft für über 11 Milliarden Dollar den texanischen Konkurrenten Freescale, und und und… die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Was aber bedeutet die neue , große Übernahmewelle für Anleger? In den beiden letzten Haussen, 1999 / 2000 und bis 2007, schoss das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen ebenfalls drastisch nach oben ­und hätte im Nachhinein als Warnung dienen können: Just auf dem Peak, der vor allem 2000 Riesendeals wie AOL/TimeWarner und Vodafone/Mannesmann zeitigte, brachen die Börsen damals ein.


Übernahmen sind Kurstreiber und Warnsignal zugleich

Übernahmen gelten als typisch für die Spätphasen langer Aktienhaussen. Zum Ende der beiden letzten Zyklen, 2008 und 2000, jedenfalls nahmen die Firmenkäufe ebenfalls stark zu (siehe Grafik Seite 92). Nun kommen milliardenschwere Übernahmen fast im Wochentakt: Star-Investor Warren Buffett und der Finanzinvestor 3G etwa wollen jetzt den Milliardenkonzern Kraft Foods schlucken und mit Heinz Ketchup fusionieren; in der Chipindustrie bietet NXP 11,8 Milliarden Dollar für den Konkurrenten Freescale; auch in der Pharmabranche tobt ein Wettkampf um Firmen mit lukrativen Patenten. Der Essener Evonik-Konzern hat seine Fühler nach der Schweizer Clariant ausgestreckt; die Clariant-Aktie reagierte am Donnerstag mit einem Kursfeuerwerk, legte in der Spitze um acht Prozent zu.
Doch, das ist beruhigend, noch hat die Fusionswelle längst nicht das Ausmaß der Jahre vor den letzten Crashs erreicht. "Der Dax hat noch Luft nach oben", folgert Philipp Vorndran, Leiter Kapitalmarktstrategie bei Flossbach von Storch. "Die letzte Stufe der Hausse hat noch nicht gezündet."
Unternehmen, die im Visier von Firmenkäufern stehen, bieten noch Chancen. Sie gewinnen selbst dann, wenn der allgemeine Markt fällt.

Und bei Übernahmen dürfte sich noch einiges tun: "Die Unternehmen haben rekordhohe Cash-Polster. Der Druck auf die Vorstände steigt, dieses Geld jetzt sinnvoll auszugeben, zumal es keine Zinsen bringt, oder gar Strafzinsen kostet", sagt Frank Wieser, Geschäftsführer des Vermögensverwalters PMP. Umgekehrt gilt: Kredit bekommen Konzerne fast für lau. SAP, Apple oder Nestlé müssen kaum zwei Prozent Zins bezahlen. "Solange die Gewinnrendite der Übernahmeziele im Schnitt bei sechs bis acht Prozent liegt, lohnen sich auch kreditfinanzierte Käufe", sagt Paul.

Die besten Börsenweisheiten
Pik-König und Pik-Ass Quelle: dpa
Schotten im Kilt Quelle: dpa
„Besitzer von Zinspapieren schlafen gut. Aktionäre hingegen leben gut.“ Quelle: dpa
eine Frau beißt in einen Burger Quelle: dpa
US-Investor Warren Buffett Quelle: dpa
Eine Schafherde Quelle: dpa
Roulette-Tisch Quelle: dapd

Gerangel um Wohnungen

Noch halten sich Firmenjäger in Deutschland zurück. Seit Januar wurden weltweit Firmenkäufe mit deutscher Beteiligung für 17,2 Milliarden Dollar angekündigt - deutlich weniger als im ersten Quartal 2014. International ist das Übernahmekarussell aber schon in vollem Gang. Das Volumen zog um 13 Prozent an, auf 668 Milliarden Dollar in nur drei Monaten. Deutschland dürfte folgen: Seine Wirtschaft gilt als Hort der Stabilität. "Deutsche Unternehmen rücken in den Fokus internationaler Firmenjäger, die Unternehmen mit guten Produkten und stabilen Cash-Flows suchen", sagte Mathew Cestar von Credit Suisse auf einer Konferenz des Marktforschers Mergermarket vergangene Woche in Düsseldorf.

Die Hausse nährt sich selbst

Und: Die Konzerne bezahlen Übernahmen von Konkurrenten wieder vermehrt mit ihren eigenen Aktien, statt mit Geld, genau wie im letzten großen Boom bis 2000. So nährt die Hausse sich selbst: Gestiegene Aktienkurse der Käufer erlauben richtig große Übernahmen. Große Übernahmen wiederum treiben die Kurse anderer Aktien.

Diese Immobilien-Aktien sollten Sie im Depot haben
Häuser im Berliner Prenzlauer Berg Quelle: dpa
Homepage des Frankfurter Immobilienunternehmen Adler Real Estate Quelle: Screenshot
Logo von Conwert Quelle: REUTERS
Schild der Deutschen Annington Quelle: dpa
Schild der Deutsche Wohnen Quelle: dpa
schild der Gagfah Quelle: dpa
Homepage von Grand City Properties Quelle: Screenshot

In einigen Branchen ist auch der Konsolidierungsdruck hoch: "Bei Immobilien etwa lässt sich durch das Zusammenlegen von Wohnungsportfolios relativ schnell bei Bewirtschaftung, Vermarktung und Verwaltung sparen", sagt Stefan Bongardt, Analyst bei Independent Research.

Marktführer Deutsche Annington übernimmt gerade für vier Milliarden Euro die Nummer drei, die Gagfah. Die Deutsche Wohnen mit ihren 147 000 Wohnungen bietet 1,2 Milliarden Euro für Conwert. Am Dienstag lehnte das Conwert-Management die Offerte als zu niedrig ab. Anleger hoffen, dass die Deutsche Wohnen, die zuvor schon die Berliner GSW geschluckt hat, nachlegt. "Die beiden Großen pushen sich jetzt gegenseitig, sie haben genug Geld in der Kasse", sagt der Manager eines kleineren Immobilienkonzerns. "Der Markt für größere Wohnungspakete in attraktiven Lagen der Großstädte ist leergefegt", sagt Georg Kanders, Analyst bei der Lampe Bank. Wer wachsen will, muss einen Konkurrenten schlucken.

Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln

Die Kassen der potenziellen Käufer sind voll: "Immobilienbestandshalter profitieren überproportional von den niedrigen Zinsen, da sie ihren traditionell hohen Kapitalbedarf vorrangig aus Krediten decken. Alle Großen der Branche haben sich inzwischen zu günstigen Konditionen refinanziert", sagt Kanders. Die Zahl der Übernahmeziele ist überschaubar. In den Fokus von Aufkäufern geraten könnte deshalb TAG Immobilien. 2014 gab es schon mal Verkaufsgerüchte; die hatte der damalige Chef und heutige Aufsichtsrat Rolf Elgeti dementiert. Ein attraktives Ziel für einen der beiden Großen wäre TAG aber allemal: Die Masse der 70 000 Wohnungen der Hamburger liegt zwar in strukturschwachen Regionen Ostdeutschlands und Niedersachsens. Aber die TAG gilt als professionell geführt und ist mit einer Eigenkapitalquote von 30 Prozent solide finanziert. Das Portfolio würde außerdem die Bestände der beiden Großen gut ergänzen.

In keiner anderen Branche gab es in diesem Jahr so viele Übernahmen wie in der Medikamentenindustrie. Der Statistikdienstleister Dealogic zählte für 2015 bereits weltweit  22 Aufkäufe im Wert von mehr als einer Milliarde Dollar – insgesamt ergibt sich ein Volumen von 105 Milliarden Dollar.   Damit liegen die Medizinhersteller deutlich vor den Telekomanbietern (68 Milliarden Dollar) und   Immobilienunternehmen (43 Milliarden Dollar). Der Trend zu Fusionen und Übernahmen bei den Pillen-Produzenten wird sich weiter fortsetzen, erwarten Experten wie Vir Lakshman, Leiter für den Bereich Chemie und Pharma  beim Beratungsunternehmen KPMG.

Was die Aufkäufer anlockt, sind vor allem die hoffnungsvollen Medikamente der Konkurrenz. Um die Schwächen im eigenen Pillen-Portfolio zu kompensieren, sind viele Unternehmen bereit, traumhafte Preise zu zahlen. Anfang März kündigte etwa der US-Konzern Abbvie den Kauf des kleinen Biotechunternehmen Pharmacyclics für 21 Milliarden Dollar an. Dabei erreicht Pharmacyclics gerade mal einen Jahresumsatz von 500 Millionen Dollar und einen Nettogewinn von 86 Millionen Dollar. Motiviert war der Kauf vor allem durch das von Pharmacyclics entwickelte Präparat imbruvica gegen Leukämie, dem Analysten in einigen Jahren einen jährlichen Spitzenumsatz von drei bis vier Milliarden Dollar zutrauen. Einige Wochen später kaufte der kanadische Hersteller Valeant für 14,5 Milliarden Dollar die amerikanische Salix, die auf Medikamente für den Verdauungstrakt spezialisiert ist. 65 Milliarden Dollar zahlte schließlich das irisch-amerikanische Pharmaunternehmen Actavis, um Zugriff auf die Botox-Spritzen vom US-Konzern Allergan zu erhalten.

Neun Übernahmekandidaten im Vergleich

Andere Aufkäufer investieren bewusst in Generika und rezeptfreie Mittel, um sich vom risikoreichen Geschäft mit verschreibungspflichtigen Präparaten unabhängiger zu machen. 16,5 Milliarden Dollar zahlte der US-Primus Pfizer für den Generikaanbieter Hospira. In der vergangenen Woche wurde ein Angebot des US-Generikaspezialisten Mylan bekannt: Perrigo, ein führender Hersteller von rezeptfreien Arzneimitteln aus Irland, ist den Amerikanern danach  29 Milliarden Dollar wert ist. Im vergangenen Jahr hatte Bayer 14,2 Milliarden Dollar gezahlt, um rezeptfreie Mittel aus dem Portfolio des US-Konzerns Merck & Co. übernehmen zu können.

Lukrative Chips

Auch in der Chipindustrie könnte eine Übernahmewelle anrollen. Die Branche boomt: Die Umsätze mit Halbleitern wuchsen 2014 global um 7,9 Prozent, mehr als doppelt so schnell wie die Weltwirtschaft. Vor allem Spezialisten für Smartphones sind attraktiv, aber auch Hersteller von Kfz-Elektronik. Autochips gelten als besonders heiß, das jährliche Umsatzwachstum liegt bei 45 Prozent. "Das vernetzte Auto ist ein gigantischer Zukunftsmarkt für die Chipbauer", sagt Analyst John Vinh vom Broker Pacific Crest.

Die spannendsten Hauptversammlungen 2015
Adidas AGWie geht es weiter mit Vorstandschef Herbert Hainer und „seiner“ Adidas AG? Die Frage nach der richtigen Strategie muss er beantworten. Die Russlandsanktionen und der fallende Rubelkurs setzten dem Sportartikelhersteller zuletzt arg zu. 2015 steht zudem kein wirklich großes Sportereignis an, das positive Impulse setzen könnte. Die Aktionäre sind besorgt. Termin für die Hauptversammlung ist der 7. Mai 2015.Quelle: Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW; eigene Recherchen) Quelle: REUTERS
Commerzbank AGDie Commerzbank gehört zu den Dauerbrennern unter den kritischen Aktionärstreffen. Die Themen sind nicht trivial: Kommt das Unternehmen unter Führung von Martin Blessing endlich wieder auf die Füße? Wann gibt es wieder eine Dividende? Und kann die Commerzbank am Ende zum Branchenprimus Deutsche Bank aufschließen? Diese Fragen werden Vorstand und Aufsichtsrat auf der Hauptversammlung beantworten müssen. Die Hauptversammlung findet am 7. Mai 2015 statt. Quelle: dpa
Delticom AGDer Reifen-Onlinehändler hatte im letzten Jahr den Konkurrenten Tirendo übernommen. Bisher hat sich das nicht wirklich bezahlt gemacht. Ein weiteres Thema wird der nicht ausreichend aufgearbeitete Weggang des Finanzvorstands Frank Schuhardt im vergangenen Geschäftsjahr sein. Die Hauptversammlung findet am 5. Mai 2015 statt. Quelle: dapd
Deutsche Bank AGDie größte deutsche Bank gilt schon seit einigen Jahren als Synonym für aufwühlende Hauptversammlungen (HV). In der diesjährigen wird es in erster Linie um die Frage nach der Verantwortlichkeit für Schäden durch Rechtsprozesse gehen. Auch das schwächelnde Hauptgeschäft wird sicher für Diskussionsstoff sorgen. Im Zentrum wird dabei die bis zur HV ausgerufene „neue“ Strategie stehen. Hauptversammlungstermin ist der 21. Mai 2015. Quelle: dpa
Reto Francioni Quelle: dpa
Deutsche Lufthansa AG Quelle: dpa
Deutsche Telekom AG Quelle: dpa

Gerade kauft NXP den Konkurrenten Freescale für 11,8 Milliarden Dollar, die teils in Cash, zum größten Teil aber in eigenen Aktien bezahlt werden. NXP ist die ehemalige Chipsparte des Elektronikriesen Philips und entwickelt Chips, die etwa Signale innerhalb der Bordnetze von Autos übertragen. Übernahmeziel Freescale ist die Ex-Chipsparte von Motorola und baut Sensoren für Fahrerassistenzsysteme.

Ein Kfz-Spezialist ist auch Infineon, nach dem jüngsten Kursanstieg mit 11,9 Milliarden Euro Börsenwert allerdings kein ganz billiger. Europäische Ziele wie Infineon oder die britische ARM haben aus Sicht von US-Konzernen einen Vorteil: Viele US-Giganten haben im Ausland zweistellige Milliardensummen angehäuft, auch die möglichen ARM- und Infineon-Interessenten Intel und Qualcomm. Würden sie das Geld für Aktienrückkäufe oder Dividenden verwenden, fielen bei der Repatriierung rund 30 Prozent Steuern an; wird es im Ausland in Firmenkäufe gesteckt, nicht.

Chips von ARM, die als besonders stromsparend gelten und zum Beispiel Handy-Akkulaufzeiten verdreifachen können, stecken in 95 Prozent aller Smartphones. ARM betreibt selbst keine Chipfabriken, entwickelt die Minischaltkreise nur und verdient dann an den Patenten. Ein Vorteil, denn Chipfabriken kosten mehrere Milliarden Dollar und können Hersteller ruinieren, etwa bei unzureichender Auslastung oder technischen Problemen.

Attraktiv wäre auch die schwäbische Dialog Semiconductor mit Sitz in London, die ebenfalls Halbleiter für das Energiemanagement von mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets entwickelt; auch in der neuen Smartwatch von Apple sollen Dialog-Chips verbaut sein. Solange der Trend zu mobiler Konsumelektronik anhält, wird die Nachfrage nach Dialog-Chips hoch sein. 2014 hat Dialog seinen Gewinn auf 138 Millionen Dollar glatt verdoppelt.

Rasantes Wachstum zeichnet auch die Anbieter von Software-as-a-Service aus: Dabei wird Software nicht mehr auf CDs gebrannt und per Lizenz verkauft, sondern in der globalen Datenwolke ("Cloud") gespeichert und per Abo vermietet. Splunk aus San Francisco gilt als führend bei der Analyse und Weiterverarbeitung von Maschinendaten, die etwa Fabriken, Web-Seiten oder mobile Geräte liefern. Splunk hat seinen Umsatz von 2011 bis 2014 verfünffacht. Als Interessenten kommen Google, Apple, aber auch Facebook infrage.

Begehrter Mittelstand

Vor Kurzem kaufte Star-Investor Warren Buffett den Hamburger Hersteller von Motorradbekleidung Detlev Louis für 400 Millionen Euro. Er finde deutsche Mittelständler sehr reizvoll, so Buffett, er suche weiter Kaufobjekte. "Kapitalstarke Konzerne suchen mittelständische Marktführer aus interessanten Branchen, um weiter wachsen zu können", meint Michael Kollenda, Vorstand von Salutaris Capital Management.

Aktienkultur in Deutschland

So wie Delignit, ein Spezialist für Verbundstoffe mit Holz. Delignit fertigt Böden, Radkästen und Innenverkleidungen für Autos und zog gerade einen Millionenauftrag aus England an Land; dahinter soll Opel stecken, das dort seine neuen Transporter baut. Interessant ist Delignit vor allem wegen seiner neuen Leichtbau-Verbundstoffe, aus Holz und Aluminium oder aus Holz und Carbon: Diese verbinden die Vorteile von Carbon (Gewicht, Stabilität) mit denen von Holzfasern (Preis, Flexibilität). BMW und Audi sollen mit den neuen Delignit-Werkstoffen bereits experimentieren.

Der richtige Zeitpunkt bei Übernahmeversuchen

Anleger versuchen meist, Übernahmekandidaten möglichst früh zu kaufen, um von Kurssteigerungen zu profitieren. "Sie glauben: Ist die Nachricht erst mal im Markt, dann sind auch die Kursgewinne schon gemacht", sagt Schlote von Solventis, "aber das stimmt so nicht." Es kann sich auch lohnen, bei bereits laufenden Übernahmeversuchen noch einzusteigen.

„Das Übernahme-Karussell dreht sich immer schneller“

Schlote hat 38 Übernahmen von 2011 bis 2013 untersucht. Anleger verdienten im Schnitt 20,8 Prozent, obwohl erst nach einem Übernahmeangebot gekauft wurde. Bei einigen lag die Rendite über 100 Prozent, etwa bei Heiler Software. Schlote: "Es gibt zwar ein Restrisiko, dass ein Übernahmeversuch scheitert, wie etwa beim Klinikkettenbetreiber Rhön, und der Kurs dann wieder in sich zusammenfällt; aber die meisten Übernahmen gelingen." Und: Fast immer laufen die Aktien der Ziele auch dann noch gut, wenn die Börse in schwieriges Fahrwasser gerät. "Strategische Firmenkäufer lassen sich nicht so leicht von ihren Zielen abbringen", so Schlote.

Bahntechnik im Visier

Interessant sind auch Spekulationen mit Aktien von Unternehmen, an denen Großaktionäre bereits größere Pakete halten. Mit Vossloh zum Beispiel. Die Sauerländer sind führend in der Bahntechnik. Die Branche wächst stark, bevölkerungsreiche Schwellenländer wie Indien und China bauen ihre Bahnnetze aus. Großaktionär Heinz Hermann Thiele überschritt erst Anfang März die Schwelle von 30 Prozent der Vossloh-Aktien. Er muss laut Gesetz den übrigen Vossloh-Aktionären ein Kaufangebot machen. Bislang bietet Thiele ihnen nur den gesetzlichen Mindestpreis, derzeit knapp 49 Euro. Dabei kommt ihm zupass, dass der Vossloh-Kurs gerade im Keller ist. Obwohl Thiele Komplett-Übernahmepläne stets dementiert (WirtschaftsWoche 51, 2013), kann es gut sein, dass er noch einmal nachlegen muss und sein Angebot erhöht. Thiele, der bereits Vossloh-Aufsichtsratschef ist und den kompletten Vorstand austauschte, könnte die Hauptversammlungsmehrheit anstreben. Dazu braucht er 40 bis 45 Prozent der Vossloh-Aktien.

10 Tipps für Börseneinsteiger


Selbst Übernahmen, die seit Jahren laufen, können sich für Anleger noch auszahlen. Seit 2011 ist VW am Lkw-Bauer MAN dran, will die eigene Lkw-Sparte mit MAN und der VW-Tochter Scania zusammenlegen. Weil VW 75 Prozent an MAN hält, hat der Konzern mit den Münchnern einen Beherrschungsvertrag abgeschlossen. MAN-Aktionären muss VW seither 3,07 Euro je Aktie Garantiedividende bezahlen.

Noch nicht das letzte Wort

Das letzte Angebot VWs lag mit 80,89 Euro zwar unter dem aktuellen Kurs. Aber es sichert die MAN-Aktie ab: Unter das derzeit geltende Kaufangebot wird der Kurs kaum fallen. "Gut möglich ist, dass VW noch mal nachlegt", sagt Dirk Sammüller, Manager des TBF Special Situations Fonds, der auf laufende Übernahmen spezialisiert ist. "Oft klagen die Minderheitsaktionäre auf eine höhere Barabfindung. Die Chance ist gut, dass ein Gericht den MAN-Aktionären diese dann zuspräche." In den vergangenen Jahren sei dies in mehr als 80 Prozent Verfahren der Fall gewesen. Und wenn nicht? Dann kassieren MAN-Aktionäre immerhin noch knapp vier Prozent Dividendenrendite - garantiert. Allemal besser als nichts, in Zeiten von Null- und Strafzinsen.

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