Aktien im Fokus Discount-Broker schlagen Banken

Analysten hoffen auf mehr Geld von privaten Investoren. Denn das könnte der Aktienhausse einen weiteren Schub verleihen. Dass nun auch private Anleger und Haushalte einsteigen, verrät ein Blick auf die Broker-Aktien.

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Goldman Sachs-Logo an der New Yorker Börse. Discount-Broker haben wieder Zulauf. Quelle: Reuters

New York Die Aktien von US-Discount-Brokern haben sich im Vergleich zum S&P-500-Index zuletzt so stark entwickelt wie seit 2003 schon nicht mehr. Das ist ein Anzeichen dafür, dass Privatanleger bei der seit vier Jahren andauernden Rally mitmischen wollen.

Charles Schwab , TD Ameritrade Holding und E*Trade Financial sind im bisherigen Jahresverlauf im Schnitt um rund 38 Prozent gestiegen. Damit haben sie nicht nur den S&P-500 deutlich geschlagen, sondern auch Banken wie Goldman Sachs in den Schatten gestellt, wie Bloomberg-Daten zeigen.

Als es das letzte Mal eine solche Situation gab, flossen den Aktien-Investmentfonds etwa 91 Milliarden Dollar zu. Das lag rund ein Viertel über dem jährlichen Durchschnitt in den zwei Jahrzehnten vor der globalen Finanzkrise.

Aktien-Optimisten sehen in der Rally der Broker einen Beweis dafür, dass private Anleger wieder stärker in Aktien investieren wollen. Diese Anlegergruppe hatte in den vergangenen vier Jahren etwa 400 Milliarden Dollar aus Aktien-Investmentfonds abgezogen.

Pessimisten ziehen hingegen ganz andere Schlüsse. Sie betrachten das Engagement der Privatanleger, die die breite Rally am Markt verpasst hatten und jetzt den Einstieg suchen, sehr kritisch. Dies mache deutlich, dass sich die Kursgewinne am Aktienmarkt ihrem Höhepunkt nähern, weil eine weitere Quelle an nicht abgeschöpfter Nachfrage zu versiegen drohe.


„Wir hatten eine riesige Aufholjagd“

„Das sagt etwas aus über die Verbesserung des Vertrauens in unserem größten Sektor der Volkswirtschaft - private Anleger und Haushalte”, erklärt James Paulsen, Chef-Investment-Stratege bei Wells Capital Management. „Wenn der Privatanleger schließlich auch zuversichtlicher wird mit Blick auf die Zukunft, dann werden Kapitalflüsse folgen.”

Schwab, der Broker aus San Francisco, kommt bislang in diesem Jahr auf einen Kursgewinn von rund 40 Prozent. Allein seit dem 1. Mai ging es um 24 Prozent nach oben. Bei TD Ameritrade beträgt das Kursplus sogar mehr als 40 Prozent.

Zum Vergleich: Die Aktien von Goldman Sachs haben dieses Jahr bislang um 30 Prozent zugelegt, also deutlich weniger. Investoren machten sich Sorgen, dass die US-Finanzmarktreform, mit der das Eingehen von Risiken bei Banken beschnitten werden soll, auf die Gewinne drückt. Die Aktien von Bank of America liegen sogar nur rund 15 Prozent im Plus.

Discount-Broker wie Schwab bieten kostengünstigere Handels-Dienste an für jene Kunden, die sich keinen Voll-Service-Broker leisten können oder einen solchen nicht brauchen. Damit gilt die Branche als Barometer für den Enthusiasmus von Privatanlegern.

Die Aktien schlugen den Gesamtmarkt mindestens so stark wie dieses Jahr auch bereits 1997, 1999, 2003 und 2009. Das sind alles Jahre, in denen der S&P-500 zwischen Mitte Juni und Dezember im Schnitt um 14 Prozent stieg.

Auch der Mittelzufluss ist im historischen Vergleich interessant. In den letzten sechs Monaten 1997 flossen laut Bloomberg-Daten insgesamt rund 108,5 Milliarden Dollar in Aktien-Investmentfonds, in den letzten sechs Monaten 2003 waren es immerhin 91 Milliarden Dollar. Dieses Jahr sind es jedoch bislang erst 12,3 Milliarden Dollar. Grundlage für die Angaben sind Daten von Bloomberg News und vom Investment Company Institute.

„Wir hatten in diesem Jahr eine riesige Aufholjagd am Aktienmarkt. Wenn sich zeigt, dass die Konjunktur besser wird und der Aktienmarkt zulegt, dann gibt es immer mehr Leute, die da einsteigen wollen”, sagt Jerome Dodson, Präsident bei Parnassus Investments. „Das führt in aller Regel dazu, dass der Markt weiter steigt.”


Broker weiter auf Erfolgskurs

Investoren hatten zwischen 2009 und 2012 nahezu 400 Milliarden Dollar aus US-amerikanischen Aktien-Investmentfonds abgezogen. Gleichzeitig steckten sie mehr als 1000 Milliarden Dollar in Anleihe-Fonds. Wegen der Finanzkrise hatten viele auf vermeintlich sicherere Anlageformen gesetzt.

Das Tempo der Neuzuflüsse bei Fonds für Festverzinsliche hat sich dieses Jahr allerdings bereits auf 18,4 Milliarden Dollar pro Monat verlangsamt. Das ist so wenig wie seit 2008 nicht mehr, wie ICI-Daten zeigen. Stattdessen kaufen und verkaufen private Anleger mehr Aktien. Bei TD Ameritrade beispielsweise wurden im vergangenen Monat im Schnitt 417.000 Handelstransaktionen je Tag ausgeführt, was rund 13 Prozent über dem Vorjahreswert liegt.

Analysten gehen laut Bloomberg-Umfrage davon aus, dass der Gewinn bei Schwab in diesem Jahr um 10 Prozent und im kommenden Jahr um 18 Prozent steigen wird. Bei E*Trade rechnen sie mit einer Rückkehr in die Gewinnzone dieses Jahr und mit einem Plus von 24 Prozent beim Gewinn je Aktie im nächsten Jahr. Der Gewinn bei Banken, die im S&P-500 abgebildet sind, soll dieses Jahr laut der Umfrage lediglich um 6,2 Prozent und nächstes Jahr um 5,6 Prozent wachsen.

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