Auch in der Chipindustrie könnte eine Übernahmewelle anrollen. Die Branche boomt: Die Umsätze mit Halbleitern wuchsen 2014 global um 7,9 Prozent, mehr als doppelt so schnell wie die Weltwirtschaft. Vor allem Spezialisten für Smartphones sind attraktiv, aber auch Hersteller von Kfz-Elektronik. Autochips gelten als besonders heiß, das jährliche Umsatzwachstum liegt bei 45 Prozent. "Das vernetzte Auto ist ein gigantischer Zukunftsmarkt für die Chipbauer", sagt Analyst John Vinh vom Broker Pacific Crest.
Gerade kauft NXP den Konkurrenten Freescale für 11,8 Milliarden Dollar, die teils in Cash, zum größten Teil aber in eigenen Aktien bezahlt werden. NXP ist die ehemalige Chipsparte des Elektronikriesen Philips und entwickelt Chips, die etwa Signale innerhalb der Bordnetze von Autos übertragen. Übernahmeziel Freescale ist die Ex-Chipsparte von Motorola und baut Sensoren für Fahrerassistenzsysteme.
Ein Kfz-Spezialist ist auch Infineon, nach dem jüngsten Kursanstieg mit 11,9 Milliarden Euro Börsenwert allerdings kein ganz billiger. Europäische Ziele wie Infineon oder die britische ARM haben aus Sicht von US-Konzernen einen Vorteil: Viele US-Giganten haben im Ausland zweistellige Milliardensummen angehäuft, auch die möglichen ARM- und Infineon-Interessenten Intel und Qualcomm. Würden sie das Geld für Aktienrückkäufe oder Dividenden verwenden, fielen bei der Repatriierung rund 30 Prozent Steuern an; wird es im Ausland in Firmenkäufe gesteckt, nicht.
Chips von ARM, die als besonders stromsparend gelten und zum Beispiel Handy-Akkulaufzeiten verdreifachen können, stecken in 95 Prozent aller Smartphones. ARM betreibt selbst keine Chipfabriken, entwickelt die Minischaltkreise nur und verdient dann an den Patenten. Ein Vorteil, denn Chipfabriken kosten mehrere Milliarden Dollar und können Hersteller ruinieren, etwa bei unzureichender Auslastung oder technischen Problemen.
Attraktiv wäre auch die schwäbische Dialog Semiconductor mit Sitz in London, die ebenfalls Halbleiter für das Energiemanagement von mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets entwickelt; auch in der neuen Smartwatch von Apple sollen Dialog-Chips verbaut sein. Solange der Trend zu mobiler Konsumelektronik anhält, wird die Nachfrage nach Dialog-Chips hoch sein. 2014 hat Dialog seinen Gewinn auf 138 Millionen Dollar glatt verdoppelt.
Rasantes Wachstum zeichnet auch die Anbieter von Software-as-a-Service aus: Dabei wird Software nicht mehr auf CDs gebrannt und per Lizenz verkauft, sondern in der globalen Datenwolke ("Cloud") gespeichert und per Abo vermietet. Splunk aus San Francisco gilt als führend bei der Analyse und Weiterverarbeitung von Maschinendaten, die etwa Fabriken, Web-Seiten oder mobile Geräte liefern. Splunk hat seinen Umsatz von 2011 bis 2014 verfünffacht. Als Interessenten kommen Google, Apple, aber auch Facebook infrage.
Begehrter Mittelstand
Vor Kurzem kaufte Star-Investor Warren Buffett den Hamburger Hersteller von Motorradbekleidung Detlev Louis für 400 Millionen Euro. Er finde deutsche Mittelständler sehr reizvoll, so Buffett, er suche weiter Kaufobjekte. "Kapitalstarke Konzerne suchen mittelständische Marktführer aus interessanten Branchen, um weiter wachsen zu können", meint Michael Kollenda, Vorstand von Salutaris Capital Management.
Aktienkultur in Deutschland
Menschen mit Aktieninvestments im Jahr 2014: 8,4 Millionen
Vorjahr: 8,9 Millionen
Anteil der Bevölkerung über 14 Jahren im Jahr 2014: 13,1 Prozent
Vorjahr: 13,8 Prozent
Wie die deutschen Aktionäre investiert sind:
4,3 Millionen Menschen besitzen nur Aktienfonds.
1,6 Millionen Menschen besitzen Aktien und Aktienfonds.
2,5 Millionen Menschen besitzen nur Aktien.
Seit 2001 haben rund 4,4 Millionen Menschen dem Aktienmarkt den Rücken gekehrt.
Aktionärsanzahl 2001: 12,8 Millionen
Aktionärsanzahl 2014: 8,4 Millionen
Das Interesse an Aktien hat in den vergangenen Jahren besonders bei den Jüngeren stark nachgelassen.
Anteil der Aktien- und Aktienfondsbesitzer nach Altersgruppen:
20-29 Jährige: 7,2 Prozent (2001: 17,5 Prozent)
30-39 Jährige: 12,1 Prozent (2001: 27,9 Prozent)
40-49 Jährige: 17,2 Prozent (2001: 25,5 Prozent)
50-59 Jährige: 17,1 Prozent (2001: 24,5 Prozent)
60-69 Jährige: 13,6 Prozent (2001: 14,4 Prozent)
Anteil von Aktienbesitzer nach beruflicher Position:
Leitende Angestellte: 28,4 Prozent
Leitende Beamte: 30,1 Prozent
Selbstständige/Freie Berufe: 26,0 Prozent
Sonstige Beamte: 29,5 Prozent
Öffentlicher Dienst: 22,7 Prozent
Sonstige Angestellte: 14,8 Prozent
Rentner/Pensionäre: 12,3 Prozent
Studenten: 4,3 Prozent
Facharbeiter: 8,9 Prozent
Selbstständige Landwirte: 23,5 Prozent
Schüler: 1,9 Prozent
Sonstige Arbeiter: 4,2 Prozent
Auszubildende: 4,6 Prozent
Menschen mit höherem Einkommen, haben ein höhere Interesse an Aktien.
Anteil von Aktien und Aktienfondsbesitzern nach Nettohaushaltseinkommen:
750-1.250 Euro: 2,5 Prozent
1.250-2.000 Euro: 6,9 Prozent
2.000-3.000 Euro: 24,6 Prozent
3.000-4.000 Euro: 18,5 Prozent
Über 4.000 Euro: 34,3 Prozent
Alte Bundesländer: 13,8 Prozent besitzen Aktieninvestments
Neue Bundesländer: 10,3 Prozent besitzen Aktieninvestments
Gesamt: 13,1 Prozent
So wie Delignit, ein Spezialist für Verbundstoffe mit Holz. Delignit fertigt Böden, Radkästen und Innenverkleidungen für Autos und zog gerade einen Millionenauftrag aus England an Land; dahinter soll Opel stecken, das dort seine neuen Transporter baut. Interessant ist Delignit vor allem wegen seiner neuen Leichtbau-Verbundstoffe, aus Holz und Aluminium oder aus Holz und Carbon: Diese verbinden die Vorteile von Carbon (Gewicht, Stabilität) mit denen von Holzfasern (Preis, Flexibilität). BMW und Audi sollen mit den neuen Delignit-Werkstoffen bereits experimentieren.