Solange der Aufwärtstrend an den Börsen anhält, ist es also sinnvoller, gezielt nach Aktien besonders gewinnträchtiger und solider Unternehmen Ausschau zu halten, egal wo sie beheimatet sind. Um Währungsrisiken zu mindern, sollten es aber Unternehmen sein, die ihre Geschäfte in den Wachstumsmärkten weltweit machen.
Die Vermögensverwaltung Flossbach von Storch geht deshalb auch an Schwellenländer-Investments anders heran. „In unserem Unternehmensauswahl-Prozess gibt es den Faktor ‚Profiteur der Globalisierung‘, und nicht ‚Aktien aus den Emerging Markets‘“, erläutert Vorndran. „Wir fragen uns, wie und wo Unternehmen in Zukunft noch wachsen können. Wachstum hängt nicht ab vom juristischen Standort, sondern dem Wachstum in den Regionen, in dem ein Unternehmen aktiv ist. Esprit ist beispielsweise ein Unternehmen das in Hongkong gelistet, aber primär in Europa tätig ist. Colgate ist in den USA notiert, aber sehr stark in den Schwellenländern aktiv.“
Ende des Börsenbooms voraus
Solange der globale Aufschwung anhält, stehen die Chancen für Anleger mit wert- und wachstumsorientierter Aktienauswahl noch gut. Allerdings könnte der schon in einigen Monaten abflauen. Der globale Aufwärtstrend wird Preißlers Prognose - mit zeitweiligen Rückschlägen- nur noch halten, bis die für das Frühjahr erwartete Zinserhöhung der US-Notenbank Fed zu wirken beginnt. „Ab Frühjahr oder Sommer kommenden Jahres könnte es dann an den Märkten ziemlich ungemütlich werden. Denn dann werden die steigenden Renditen an den Anleihemärkten die Bereitschaft der Anleger erhöhen, beim nächsten Konjunkturabschwung aus den Aktienmärkten in die Anleihemärkte umzuschichten. Und weil die Notenbanken dann nicht mehr wie im bisherigen Umfang die Märkte stützen, dürfte es an der Börse recht holprig werden“, sagt Preißler.
Deshalb empfehlen Börsenprofis Privatanlegern für ihr Aktienengagement einen Anlagehorizont von mindestens drei bis fünf Jahren und starke Nerven. Denn dann können sie mindestens einen kompletten Konjunkturzyklus überstehen und kräftige – aber vorübergehende – Kursverluste mit der nächsten Aufschwungphase wieder wettmachen.
Wer sehr kurzfristig anlegen will und Rückschläge vermeiden muss oder in den nächsten ein oder zwei Jahren an sein Geld heran muss, sollte besser überhaupt nichts machen. „Dann bleibt das Geld besser auf dem Konto“, sagt Bantleon-Chefvolkswirt Preißler. „Alternativ sind aktiv gemanagte Fonds in so einer Marktphase immer noch die beste Wahl. Für einen Privatanleger ist das schnelle Umschichten sonst zu schwierig.“