Aktienanlage nach Regionen So grasen Investoren die Börsen nach Rendite ab

Europa - und zuvorderst Deutschland – steht in der Gunst von Profi-Investoren so hoch wie nie. Aber USA und Schwellenländeraktien holen auf. Ist ein regionaler Anlagefokus eine lohnende Strategie?

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Wo brummt die Wirtschaft und die Börse? Seine Aktienkäufe auf bestimmte Länder und Regionen zu konzentrieren, hat so seine Tücken. Quelle: dpa, Montage

Der Dax tendelt um die 10.000 Punkte, der breite US-Index S&P 500 eilt von Rekord zu Rekord und selbst an Spaniens Börse geht es seit fast zwei Jahren steil aufwärts. Keine Frage, die Aktienmärkte boomen, Aktien bleiben das Investment der Stunde. Wo aber dürfen Anleger die zuverlässigsten Kursgewinne erwarten?

Die Börsenprofis sind sich da nicht ganz einig. In die engere Wahl kommen die Anlageregionen Europa – mit Deutschland an der Spitze - , USA, Japan und die Schwellenländer.

In einer kürzlich veröffentlichten Umfrage unter Fondsmanagern und Vermögensverwaltern der Bank of America Merrill Lynch war das Urteil auf den ersten Blick eindeutig: Europäische Aktien liegen in der Gunst der Profiinvestoren weit vorne. Besonders Deutschland rückte im vergangenen Monat wieder verstärkt ins Visier der Anlagestrategen: 31 Prozent von ihnen wollen ihre Aktieninvestments in Deutschland ausbauen. Einen Monat zuvor lag dieser Wert noch bei 17 Prozent.

Die Gewinner und Verlierer am Aktienmarkt
GewinnerBorussia Dortmund: 22 Prozent Der einzige börsennotierte Fußballklub Deutschlands ist nicht nur sportlich erfolgreich, sondern auch wirtschaftlich. Im Juni ist die Aktie in den SDax aufgerückt, nicht zuletzt, weil sich der Börsenwert in den vergangenen zwei Jahren verdoppelt hat. Quelle: dpa
RWE: 23 ProzentDie Aktie des deutschen Energieversorgers ist wieder im kommen, von dem starken Abwärtstrend um 60 Prozent zwischen Anfang 2010 und September 2013 ist fast nichts mehr zu spüren. Warum? Das Investment ist durch eine günstige Bewertung und eine gute Dividendenrendite wieder attraktiv. Allerdings ist es unklar, ob das auf Dauer so bleiben wird. Quelle: dpa
Fielmann: 25 ProzentDas Unternehmen ist der Marktführer im Bereich "Augenoptik": 578 Niederlassungen gab es 2012 in Deutschland und einen Absatzmarktanteil von 51 Prozent. Auch in Zukunft sieht es nicht schlecht für den Brillenhersteller aus - es werden nämlich immer mehr Brillen und Kontaktlinsen gebraucht. Das Geschäftsmodell ist sicher, die Dividendenrendite stark - alles gute Zeichen für Fielmann. Lediglich die Online-Versandhändler könnte die gute Bilanz vermiesen. Quelle: dpa
Xing: 27 Prozent Das Unternehmen ist seit 2006 an der Börse und seit September 2011 im TecDax notiert - es gibt nicht viele soziale Medien, die am deutschen Aktienmarkt gehandelt werden. Das Netzwerk für berufliche Kontakte hat eine relativ gute Bewertung. Quelle: dpa
Hornbach: 28 ProzentEs wird vermutet, dass die Baumarktkette ihren Geschäftsblick für das laufende Jahr noch anheben wird. Denn das Unternehmen ist gut unterwegs: Alleine im ersten Quartal 2014 konnte der Umsatz um 16 Prozent auf eine Milliarde Euro gesteigert werden. Quelle: dpa
Sixt: 32 ProzentMieten ist attraktiver als kaufen - davon profitiert das Unternehmen. Außerdem gibt es zwei weitere Punkte, warum Sixt so erfolgreich ist: Das internationale Geschäft wird wichtiger und der Limousinenservice "my Driver" soll das Wachstum antreiben. Quelle: dpa
Kuka: 33 ProzentIndustrietaugliche Roboter bescheren dem Unternehmen einen Vorsprung gegenüber den Wettbewerber. Die hohe Bewertung wird auch durch Gerüchte um den Einstieg eines anderen Unternehmens angeheizt. Quelle: dpa

Aktien aus Spanien und Italien sind gefragt

Auch für Europa insgesamt ist die Stimmung der Umfrage zufolge "bullish": Die Zahl der Fondsmanager, die Europa auf Sicht der kommenden zwölf Monate übergewichten, steigt nochmals deutlich. 43 Prozent der Befragten haben in ihren Portfolios bereits einen Schwerpunkt auf europäischen Aktien gelegt. Es ist der zweithöchste Wert seit Juli 2007. Zudem sind sie hinsichtlich des Wirtschaftswachstums in der Euro-Zone optimistischer.

Selbst Aktien aus Spanien und Italien waren bei den Anlagestrategen zuletzt besonders beliebt. Aktien aus den beiden angeschlagenen Peripheriestaaten wollen jeweils 19 Prozent der Fondsmanager übergewichten – der zweithöchste Wert in der Umfrage. Zwei Drittel aller Befragten erwarten zudem eine weitere Lockerung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank und damit einhergehend eine Belebung der Konjunktur – insbesondere in Krisenländern.

Also alles auf Dax, EuroStoxx oder die Euro-Peripherie setzen? Solche Überlegungen hält Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege bei der Kölner Vermögensverwaltung Flossbach von Storch, für den falschen Weg. „Ich finde es schon fast unterhaltsam, wie oft bei der Diskussion um die regionale Gewichtung Äpfel mit Birnen verglichen werden. Da heißt es, der EuroStoxx sei günstiger bewertet als der S&P, der Nikkei sehe attraktiver aus als der FTSE – und dabei wird vergessen, dass die jeweiligen Indizes sehr unterschiedliche Zusammensetzungen nach Sektoren aufweisen“, argumentiert Vorndran. Der eine Index enthielte beispielsweise sehr viele Banken, der andere sehr viele Unternehmen aus dem Bereich Minen und Rohstoffe.

US-Aktien profitieren

Deshalb sollten Anleger, wenn sie die Performance der wichtigsten Börsenindizes verschiedener Länder betrachten, die Häufungen bestimmter Branchen berücksichtigen. „Bei solchen Vergleichen sollte man für die Indizes, die betrachtet werden, erst einmal die Sektorgewichtung kalibrieren. Dann verschwindet ein Großteil der Bewertungsdifferenz“, so Vorndran. Selbst dann müsste man aufpassen, denn innerhalb eines Sektors unterscheide sich die Qualität der Unternehmen teilweise drastisch. „Eine Deutsche Telekom ist keine Vodafone, General Motors oder Fiat nicht Porsche oder BMW, und Wells Fargo keine Commerzbank“, bringt es Vorndran auf den Punkt.

Wie man an der Börse die besten Chancen hat

Das relativiert auch die Argumente, die derzeit eher für die USA und gegen Europa als Anlageregion sprechen. Für die USA spricht derzeit ein dynamischeres Wachstum. „Die Amerikaner sind im Konjunkturzyklus weiter. Und weil der sehr gut aussieht, kann sich die Fed erlauben, ihre expansive Geldpolitik zu drosseln“, sagt auch Harald Preißler, Chefvolkswirt beim Anleihenmanager Bantleon.

Allerdings sei das Argument für den US-Aktienmarkt auch umkehrbar. „Das kann man negativ sehen, weil eben der Ausstieg bevorsteht. Oder man sieht es als Ritterschlag für den Aufschwung, der so stabil ist, dass er auch ohne die Geldspritzen der Notenbank auskommt“, so Preißler. Auch die im ersten Quartal gesunkenen Unternehmensgewinne in den USA hält Preißler in beide Richtungen für interpretationsfähig. „Die Gewinne in den USA sind zuletzt zwar geschrumpft. Andererseits gab es dort mehr positive Überraschungen als in Europa. Weil sich das nicht zu einem logischen Gesamtbild zusammensetzen lässt, konzentrieren wir uns auf den Konjunkturzyklus insgesamt.“

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