Fünf der zehn stärksten Aktien Europas stammen aus dem MDax, dem Index mittelgroßer deutscher Aktien. Hinter Spitzenreiter TUI geballte heimische Industrietechnik: Motoren und Dichtungen (Deutz, Elringklinger), Kunststoffe (Lanxess), Kabel (Leoni). Das passt zur Prognose der EU, die von Deutschland immerhin 0,6 Prozent Wachstum erwartet. Aktien von Leoni, Lanxess und Elring haben die Krise schon ausgebügelt. Interessant ist Nachzügler Deutz, der nach seinem Turn-around mit lebhafteren Bestellungen rechnet, vor allem aus China. Und sicher hätten die Kölner nichts dagegen, wenn nach dem Teilausstieg des Großaktionärs Same dafür der chinesische Partner Weichai ein paar Deutz-Aktien übernähme.
Bei den Finanzwerten ist die Ausgangssituation hingegen eine völlig andere. Auch wenn sich mit Commerzbank und BNP Paribas zwei Sorgenkinder der Finanzbranche auf Sicht der vergangenen drei Monate unter den relativ starken Aktien wiederfinden: Das Kursplus verdanken sie der Hoffnung, dass nicht alles so schlimm wird, wie zunächst befürchtet.
Dabei hat die Commerzbank-Aktie gerade nach der Veröffentlichung der Bilanzzahlen noch mal kräftig Federn lassen müssen. Die zweitgrößte Privatbank Deutschlands zapft zapft immer neue Geldquellen an. Vor allem Inhaber ihrer nachrangigen Papiere leiden.
Kreative Kapitalbildung
Noch 1,8 Milliarden Euro braucht die Commerzbank, um ihre Kapitallücke von 5,3 Milliarden Euro zu schließen. Ursprünglich sollten im ersten Halbjahr 2012 allein 1,2 Milliarden aus dem laufenden Geschäft hereinkommen. Dass die Cobank jetzt andere Quellen anzapft, ist ein Zeichen dafür, dass die Fortschritte im Operativen wohl doch nicht so groß sind. Bis 3. März sollen nun nachrangige Papiere (Genussscheine, Hybridanleihen) im Nennwert von einst 3,16 Milliarden Euro in Aktien getauscht werden. Die zählen dann zum harten Kernkapital, das der Bank dauerhaft zur Verfügung steht. Bis zu 511 Millionen neue Aktien sollen der Bank eine Milliarde bringen. Die Cobank rechnet also mit Aktienkursen um 1,95 Euro. Ob Besitzer von Hybridanleihen oder Genussscheinen (bisher schon mehr als zwei Milliarden Euro im Minus) gern mitspielen, ist fraglich. Commerzbank-Aktionäre, die 2011 beide Kapitalerhöhungen mitmachten, erlitten jedenfalls hohe Verluste.