Aktiv gegen passiv Fondsmanager Sauren fordert mit seinem Dachfonds einen ETF-Vertreter heraus

Kann ein Dachfonds mit aktivem Management ein Indexfonds-Portfolio dauerhaft schlagen? Der bekannte Fondsmanager Eckhard Sauren bittet zum Duell.

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Deutschlands bekanntester Dachfondsmanager fordert einen Vertreter des passiven Fondssegments heraus.

Düsseldorf Die Idee ist nicht neu. Vor einigen Jahren trat kein Geringerer als Superinvestor Warren Buffett mit einem börsengehandelten Indexfonds (ETF) auf den amerikanischen S&P 500 gegen einen Hedgefonds an. Buffet handelt mit seiner Beteiligungsholding Berkshire Hathaway eigentlich sehr aktiv. Dennoch war der Star-Investor überzeugt, der ETF würde eine bessere Rendite liefern als der Fonds von Manager Ted Seides. Die Bilanz nach zehn Jahren: Passiv schlug aktiv.

Nun bittet der deutsche Eckhard Sauren zum Duell. Der bekannte Dachfondsmanager fordert mit seinem ausgewogenen, vermögensverwaltenden Dachfonds „Sauren Global Balanced“ einen Vertreter des passiven Fondssegments heraus. Die Regeln: Wer über einen Zeitraum von zehn Jahren die höhere Wertentwicklung erzielt, hat gewonnen. Nur über eine solch lange Laufzeit könne man Zufall und Glück eliminieren, sagt Sauren. Der Wetteinsatz: Der Verlierer spendet eine Million Euro für einen guten Zweck.

Doch noch fehlt der Gegner. Erste Gespräche mit potenziellen Partnern aus der passiven Industrie hat Sauren bereits geführt, ein Wettbewerber hat sich bisher nicht gefunden. Auch auf Anfrage des Handelsblatts wiegelten ETF-Anbieter ab. Und das gleich aus mehreren Gründen.

„Aktiv gegen Passiv ist überholt", sagt Marc Bubeck, Sprecher des weltweit größten Vermögensverwalters Blackrock, der mit seiner Tochter iShares ein führendes ETF-Haus sein eigen nennt. „Jede Investmententscheidung ist aktiv. Darauf - und natürlich auf das Ergebnis - kommt es an, nicht auf das Vehikel.“ Blackrock bietet sowohl aktive als auch passive Produkte an.

Ähnlich argumentiert DWS, die Investmenttochter der Deutschen Bank. „Beide Managementarten haben ihre Berechtigung“, sagen deren Experten und erteilen dem Wettbewerb eine Absage. „Meist ist die Vermögensaufteilung eine aktive Entscheidung, die Umsetzung erfolgt immer häufiger mit passiven Bausteinen.“

Ähnlich sieht man es bei der Deka: „ETFs und aktive Produkte gehören zusammen“, heißt es dort. „Wir sehen grundsätzlich nicht, dass sich aktive und passive Ansätze ausschließen, sie ergänzen sich vielmehr, vor allem im institutionellen Bereich.“

Auch Heike Fürpaß-Peter von Lyxor, der ETF-Sparte der Société Générale, erscheint die Diskussion „Aktiv gegen Passiv“ nicht mehr zeitgemäß. „Studien zeigen, dass der Erfolg der Geldanlage langfristig im Wesentlichen, nämlich zu 85 Prozent, von der Asset-Allocation abhängt“, sagt sie.

Es kommt also vielmehr auf die Gewichtung der einzelnen Anlageklassen an als auf die Produktauswahl. Hierbei würde sich Kerninvestment gut und kostengünstig per ETF umsetzen lassen. „Gerade in weniger effizienten oder liquiden Märkten können aber auch aktive Strategien einen Mehrwert bieten“, sagt die Anlageexpertin. „Ein Entweder-oder gibt es also nicht.“

ETF-Anbieter, meist Töchter großer Banken, haben noch ein weiteres Problem mit Saurens Herausforderung: dem Wetteinsatz. Eine Million Euro müssten schließlich bewilligt und in einen Etat eingestellt werden. Eine inhabergeführte Gesellschaft wie Sauren könne solche Entscheidungen einfacher treffen, „wir müssen durch die Instanzen, und das ist mühsam“, sagt ein Vertreter der passiven Anbieter hinter vorgehaltener Hand.

Dass ein aktiv gemanagter Dachfonds nach Kosten überhaupt eine Chance hat, ein passives Portfolio zu schlagen, bezweifeln die Experten allerdings nicht. Herausforderer Sauren ist selbstverständlich überzeugt, dass ein aktives Investieren besser abschneiden kann als passives.

Passives Investieren erfreut sich in den vergangenen Jahren immer größerer Beliebtheit. Oft wird angeführt, dass ein Großteil der aktiven Fondsmanager es nicht schafft, den jeweiligen Vergleichsindex zu übertreffen. Doch das sei zu kurz gesprungen, ist Dachfondsmanager Sauren überzeugt. „Man muss als Anleger die Fondsmanager suchen, die es schaffen“, sagt er.

Die starke Konkurrenz durch passive Produkte, die auch von Verbraucherschützern beworben würden, sei eine Herausforderung. „Wir haben in unserem Sauren Global Growth bewiesen, dass wir im Aktienbereich über Jahre ein jährliches Alpha von zwei Prozent nach Kosten erreichen können“, gibt sich der Fondschef selbstbewusst. Er hofft weiter, einen würdigen Gegner zu finden. Es müsse kein großer ETF-Anbieter sein, auch ein Vermögensverwalter könne mit einem passiven Portfolio gegen ihn antreten.

Warren Buffett hat übrigens eine Neuauflage seiner Wette vor einigen Monaten abgelehnt. Aber nicht, weil er nicht an seinen Sieg glaubt. Er sieht ein anderes Problem: In zehn Jahren wäre er 97 Jahre alt - und höchstwahrscheinlich nicht mehr in der Verfassung, über die Ergebnisse zu sprechen.

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