Allianz Bill Gross ist immer noch eine „Legende“

Bill Gross verwaltet den größten Pimco-Fonds und hat ein Problem: Sein Fonds hinkt seit Jahren der Konkurrenz hinterher. Die Anleger laufen weg, doch in der Personaldiskussion spricht die Allianz nun ein Machtwort.

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Bill Gross rückt seine Sonnenbrille zurecht: Der Star-Manager stand zuletzt in der Kritik. Quelle: Reuters

New York Die Allianz, der größte Versicherer Europas und Eigentümer von Pacific Investment Management Co. (Pimco), hat Pimco-Investmentchef Bill Gross den Rücken gestärkt und ihn als Branchen-„Legende'' bezeichnet. Sein Flaggschiff-Fonds hinkt derweil den Wettbewerbern hinterher und kämpft mit einer Rekordserie an Nettoabflüssen von Kundengeldern.

Gross habe keine Rücktrittsabsicht signalisiert und sei „sogar noch energiegeladener“, da sich die Entwicklung des größten Pimco-Fonds anfange zu verbessern, sagte Jay Ralph, der im Vorstand des deutschen Versicherers das Ressort Asset Management leitet, im Gespräch mit Bloomberg News in München.

„Wir wollen, dass Bill Gross so lange als CIO arbeitet, wie er dazu willens und in der Lage ist“, erklärte der 55- jährige Ralph in dem auf Englisch geführten Interview vergangene Woche.

Der Allianz-Vorstandschef Michael Diekmann musste bei der Hauptversammlung im Mai die Tochter aus dem kalifornischen Newport Beach gegen die Kritik einiger Aktionäre verteidigen. Denn Gross hat in drei von vier Jahren hinter den Rivalen hinterher gehinkt, und Anleger haben seit Mai 2013 insgesamt 64 Milliarden Dollar aus seinem Pimco Total Return Fund abgezogen.

Auch der Führungsstil des 70-jährigen Gross kam auf den Prüfstand, nachdem der ehemalige Pimco-Vorstandschef Mohamed El-Erian im Januar plötzlich zurückgetreten war. Berichten zufolge soll es heftige Auseinandersetzungen zwischen den beiden gegeben haben. Gross habe in den vergangenen sieben Jahre mehrfach seinen Rücktritt angeboten, auch als El-Erian sein Ausscheiden ankündigte, berichtete das Wall Street Journal am 14. Juli.

„Bill hat uns niemals einen Hinweis darauf gegeben, dass er abtreten will“, sagte Ralph. „Unglücklich ist er nur dann, wenn er eine Tag ohne eine hervorragende Leistung hat.“

Ralph und Diekmann sehen nach eigenen Angaben keinen Anlass dazu, die Kontrolle über die Geschäftstätigkeit von Pimco zu verstärken, nachdem der Rücktritt von El-Erian zum größten Management-Umbau in der Geschichte von Pimco geführt hatte. Douglas Hodge wurde anschließend neuer Vorstandschef, außerdem wurden sechs Vize-Investmentchefs ernannt, darunter Daniel Ivascyn, Virginie Maisonneuve und Andrew Balls.


„Der ultimative Test ist die Anlageperformance“

„Bill Gross war schon immer ein hervorragender Investmentmanager“, schrieb Diekmann in einer E-Mail an Bloomberg. „Wir sind davon überzeugt, dass er und sein Team bei Pimco sehr gut positioniert sind, um weiterhin erfolgreich zu sein, und wir unterstützen die neue Managementstruktur vollumfänglich.“

Während das verwaltete Vermögen von Pimco in der ersten Jahreshälfte um 53 Milliarden Dollar auf 1,97 Billionen Dollar kletterte, schrumpfte der Total Return Fund zum 30. Juni auf 225,2 Milliarden Dollar - verglichen mit 237 Milliarden Dollar im Dezember. Das zeigen Daten des Analyseunternehmens Morningstar.

Der Pimco-Fonds hat in diesem Jahr bis zum 17. Juli um 3,7 Prozent zugelegt und damit eine schlechtere Entwicklung aufgewiesen als 55 Prozent ähnlich aufgestellter Fonds, wie von Bloomberg zusammengestellte Daten belegen. Über die vergangenen vier Wochen jedoch gewann der Pimco Total Return ein Prozent hinzu und schlug den Daten zufolge 96 Prozent seiner Rivalen.

„Als ich Bill Gross vergangene Woche traf, fühlte er sich zuversichtlicher, weil sich die Investmentleistung gewandelt hat“, sagte Ralph. „Er ist bei den heutigen Investmentdebatten sogar noch energiegeladener.“

Die Abflüsse aus dem Total Return Fund seien Folge davon, dass Anleger von Kern-Strategien in Nicht-Kern-Strategien umschichteten, erklärte Ralph, der seit 2010 im Allianz-Vorstand sitzt und das Asset-Management-Ressort 2012 übernahm.

„Das Hauptaugenmerk auf einen einzigen Fonds zu richten, wo sich die Investmentallokationen der Anleger ändern, ist eine falsche Betrachtungsweise“, sagte er. „Gross ist der CIO des ganzen Unternehmens und kümmert sich um die Strategien über den Total Return Fund hinaus.“

Die Allianz hatte der Investmentgesellschaft, die Gross 1971 mitbegründet hatte, 2011 mehr Unabhängigkeit eingeräumt, indem Pimco von dem übrigen Vermögensverwaltungsgeschäft getrennt wurde. Die anderen Asset Manager sind bei Allianz Global Investors unter Führung von Elizabeth Corley gebündelt.

Der ganze Asset-Management-Bereich der Allianz sei „auf dem Weg“, in diesem Jahr das Ziel eines gesamten operativen Gewinns von 2,5 Milliarden bis 2,9 Milliarden Euro zu erreichen, erklärte Ralph. Das würde unter den 2013 berichteten 3,2 Milliarden Euro liegen.

Gross hat auch einige seiner stärksten Verbündeten wieder zu Pimco zurückgeholt, darunter Paul McCulley für die neu geschaffene Position des Chefökonomen, und Sudi Mariappa als generalistischen Fondsmanager.

„Der ultimative Test für Pimcos neue Führungsstruktur ist die Anlageperformance“, sagte Ralph. „Wir sehen sie wieder dahin zurückkehren, wo sie historisch gelegen hatte.“

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