Allianz Global Investors Warum Anleger um ihre Dividende fürchten müssen

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Relativ hohe Gebühren

Fondsanleger haben übrigens nichts davon, dass es sich die AGI so einfach macht. Die AGI spart mit ihrer Struktur und der Auslagerung an ISS zwar wahrscheinlich viel Geld, auch wenn sie keine Summe nennen will. Dennoch verlangt sie relativ hohe Gebühren. Im Branchenschnitt kosten deutsche Aktienfonds 1,32 Prozent des verwalteten Vermögens an Gebühren. Die AGI aber kassiert für Adifonds, Allianz Vermögensbildung Deutschland und Concentra 1,8 Prozent von ihren Anlegern.

Der Berater übt Einfluss aus

Formal berät Stimmrechtsberater ISS die AGI zwar nur und richtet Vorschläge am AGI-Regelwerk aus. Doch der Verdacht, dass ISS die Linie vorgibt, liegt nahe. So behauptet ein AGI-Mitarbeiter, dass die französischen AGI-Fonds früher häufig anders abgestimmt hätten als die anderen Fonds der Gruppe, und führt als einen der möglichen Gründe an, dass ISS früher nicht involviert gewesen sei. Es habe deshalb nicht das Risiko bestanden, dass der Stimmrechtsberater „die auf seinem eigenen Kriterienkatalog basierenden Vorschläge einfach rüberkopiert“. ISS äußerte sich hierzu nicht konkret und erklärte nur allgemein, dass für jede Hauptversammlung maßgeschneiderte Abstimmungsvorschläge auf Basis der verschiedenen Regelwerke der Kunden erstellt würden. Die AGI erklärt: „Wie in der Branche üblich, haben die Investmenteinheiten die Stimmabgabe selbst grundsätzlich an einen spezialisierten Dienstleister delegiert, der sich nach unseren Vorgaben richtet.“

Das ist zweifelhaft. Denn die Abstimmungsvorschläge, die ISS auf Basis der AGI-Richtlinien erstellt haben will, sind zu 99,2 Prozent identisch mit den Vorschlägen, die ISS anhand eigener Richtlinien erarbeitet hat. ISS wollte dies nicht erklären.

Der Standard ist das jedenfalls nicht. Die genossenschaftliche Kapitalanlagegesellschaft lässt die Tagesordnungen der Hauptversammlungen vom Stimmrechtsberater Ivox auswerten. Union stimmt allerdings mitnichten immer so ab, wie Ivox es empfiehlt. „Die Abweichungsquote liegt im unteren zweistelligen Prozentbereich“, sagt Union-Fondsmanager Ingo Speich. Die Stimmrechtsberater könnten sich nicht so intensiv mit der individuellen Lage eines jeden Unternehmens befassen und die Union-Manager den Einzelfall oftmals besser beurteilen. „Den Vorschlägen eines Stimmrechtsberaters blind zu folgen wäre Harakiri“, sagt Union-Manager Speich.

Weil sich aber längst nicht alle Fondsmanager den eigenen Kopf zerbrechen, gewinnen Stimmrechtsberater an Einfluss. Michael Piwowar, Kommissar der US-Börsenaufsicht SEC, zeigt sich unlängst „zunehmend besorgt wegen des überproportionalen Einflusses dieser Firmen bei Abstimmungen auf Aktionärstreffen“. Die EU-Kommission beschäftigt sich ebenfalls mit dem Thema – Stimmrechtsberater sind weitgehend unreguliert.

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