Allianz Global Investors Warum Anleger um ihre Dividende fürchten müssen

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Zweifel bei den Konzernjuristen

Die AGI kommentierte dies nicht und erklärt nur allgemein, dass es eine „klare Trennung“ zwischen übergeordneten, abstrakten Leitlinien auf globaler Ebene und „der Entscheidung über das Abstimmungsverhalten bei den jeweiligen Investmenteinheiten“ gebe.

Doch selbst AGI-Juristen haben Zweifel, dass die Gesellschaftsstruktur rechtens ist. So schreibt ein Mitarbeiter der Rechtsabteilung, dass das „signifikante Risiko“ bestehe, dass die BaFin oder ein deutsches Gericht die Struktur wegen des globalen Abstimmungsregelwerks und des globalen Abstimmungskomitees als „Acting in Concert“ bewerten könnte.

Der Fachbegriff umschreibt die Tatsache, dass unterschiedliche Gesellschaften in der Praxis wie eine Partei handeln. Investoren, die Acting in Concert betreiben, sprechen sich darüber ab, wie sie auf Hauptversammlungen votieren. Weil ihre Macht durch so eine Bündelung von Stimmen gewaltig zunimmt – sie könnten sogar die Mehrheit auf der Hauptversammlung übernehmen –, haben die anderen Aktionäre ein Recht darauf, darüber informiert zu werden. So will es das Gesetz.

Gemeinsam handelnde Aktionäre müssen dann ihren Aktienbesitz zusammenfassen und, falls sie gemeinsam eine Meldeschwelle überschreiten, dies bekannt machen. Das hat die AGI nicht getan – und hätte damit gegen das Gesetz verstoßen.

Das verdienen die Hedgefonds-Stars
David TepperDavid Tepper gilt in der Hedgefonds-Branche nicht gerade als bescheiden. Bei einer Preisverleihung sagte der 56-Jährige einmal, er wolle als der beste Manager seiner Generation anerkannt werden. Im Ranking der reichsten institutionellen Investoren des Alpha-Magazins belegt Tepper bereits zum zweiten Mal in Folge die Top-Position. Im vergangenen Jahr verzeichneten die zwei wichtigsten Fonds seiner Investment-Gesellschaft, Appaloosa I und Palomino, geschätzte Gewinne von 42 Prozent. Seine Karriere startete Tepper mit Kauf und Verkauf von Junkbonds. In den vergangenen zwei Jahren wurde er vor allem mit Aktienwetten bekannt, die er auf Unternehmen und Branchen abschloss, die scheinbar aus der Mode gekommen waren, etwa Delta Airlines und United Continental Holdings.Gesellschaft: Appaloosa ManagementVerdienst 2013: 3,5 Milliarden DollarQuelle: Forbes Quelle: Screenshot
Steven CohenFür Steven Cohen war 2013 juristisch gesehen kein gutes Jahr. Die US-Aufsichtsbehörden verurteilten seine Hedgefonds-Firma SAC Capital wegen Insiderhandels zu einer Geldstrafe von 1,8 Milliarden Dollar (1,3 Milliarden Euro). Das ist die höchste Strafe, die in den USA jemals verhängt wurde. Die US-Behörden hatten im Juli Anklage gegen den Fonds des Milliardär Cohen erhoben. Sie waren überzeugt, dass SAC bei Spekulationen verbotenerweise Tipps von Informanten aus Unternehmen genutzt hatte, mehr als ein Jahrzehnt lang. Für den rund 15 Milliarden schweren Fonds könnte die Klage das Aus bedeuten. Finanziell geht es Cohen aber wohl nach wie vor blendend. Mit 2,4 Milliarden Dollar Gewinn gehört er nach wie vor zu den Top-Verdienern der Wall Street.Gesellschaft: SAC Capital AdvisorsVerdienst 2013: 2,4 Milliarden Dollar Quelle: REUTERS
John PaulsonJohn Paulson machte sich 2007 einen Namen, als er 3,7 Milliarden Dollar durch Wetten gegen den Subprime-Hypothekenmarkt verdiente. Doch in den Folgejahren ging es für den Manager steil nach unten. 2011 etwa büßten die von Paulson verwalteten Vermögenswerte rund die Hälfte ein. 2013 feierte der Manager sein Comeback mit Aktien, offenbar erfolgreich. Inzwischen fährt er seine Gewinne durch Investments in den Telekommunikationssektor und die Gesundheitsbranche. Gesellschaft: Paulson & Co.Verdienst 2013: 2,3 Milliarden Dollar Quelle: dpa
James SimonsJames Simons ist beim Reichenranking ein alter Hase. Der Manager hat es in den vergangenen 13 Jahren jedes Mal auf die Alpha-Liste geschafft und das, obwohl er lange keinen Hedgefonds mehr verwaltet. Der 75-Jährige ist eigentlich Mathematikprofessor. Die Vorliebe für Zahlen spiegelt sich auch in der Mitarbeiterpolitik von Renaissance Technologies wieder: Simons stellt besonders gerne Physiker, Statistiker und Astronomen ein.Gesellschaft: Renaissance TechnologiesVerdienst 2013: 2,2 Milliarden Dollar Quelle: AP
Kenneth GriffinDer 45-jährige Griffin stand im vergangenen Jahr auf der Gewinnerseite, wenn auch nicht so stark wie in den Jahren davor. Obwohl seine Hedgefonds-Firma Citadel nur einer mäßige Performance am US-Aktienmarkt aufweisen konnte, brachten die wichtigsten Fonds mit 19,25 Prozent ordentlich Rendite. 2012 waren es noch 25 Prozent. Von sich reden machte der Manager durch seine 150 Millionen Dollar schwere Spende an die Uni Harvard. Das Geld soll finanziell schwachen Studenten zugute kommen.Gesellschaft: CitadelVerdienst 2013: 950 Millionen Dollar Quelle: REUTERS
Israel (Izzy) Englander Mehr als 21 Milliarden Dollar verwaltet die von Israel Englander 1990 gegründete Hedgefonds-Gesellschaft Millennium Management. Gewinn 2013: 13,07 Prozent laut Forbes. Das Besondere am Management Stil Israels: Er teilt die Kosten und Gewinne mit seinen Investoren, anstatt eine fixe Verwaltungsgebühr zu verlangen. Das bedeutet auch, dass der Manager nur dann bezahlt wird, wenn er Gewinne einfährt. Gesellschaft: Millennium ManagementVerdienst 2013: 850 Millionen DollarQuelle: mpl.com Quelle: Screenshot
Leon CoopermanDie Fonds von Leon Coopermans Omega Advisors verzeichneten 2013 ein besonders starkes Jahr. Die Gewinne der Hedgefonds-Gesellschaft betrugen 30 Prozent und stiegen damit im Vergleich zu 2012 (25 Prozent). Gesellschaft: Omega InvestorsVerdienst 2013: 825 Millionen DollarQuelle: Forbes Quelle: Screenshot

Millionenschaden droht

Dass der Hausjurist vor den möglichen Konsequenzen der AGI-Strukturen warnte, ist verständlich. Sie könnten die AGI und ihre Fondsanleger Millionen kosten:

- Bußgeld. Die harmloseste Waffe liegt bei der BaFin. Wenn Investoren Aktien nicht korrekt melden, muss sie handeln. Sie könne „ein Bußgeld von bis zu einer Million Euro verhängen“, sagt der Münchner Kapitalmarktrechtler Klaus Rotter.

- Dividendenrückzahlung. Viel teurer für die Anleger könnte der Umstand werden, dass die Fondsexperten von ihrem Juristen im vergangenen Jahr vor möglichen Risiken gewarnt wurden. Man könnte daraus schlussfolgern, dass sie seitdem vorsätzlich gehandelt haben. „Wer vorsätzlich gegen die Meldepflichten verstößt, kann seine Aktionärsrechte verlieren“, sagt Rotter, etwa den Anspruch auf eine Dividende.

Beispiel Infineon: Allein 22 AGI-Fonds für Privatanleger hielten Ende Januar knapp 35,2 Millionen Aktien – und damit mehr als drei Prozent der Stimmrechte. Die hatten sie nicht gemeldet, ebenso nicht die unbekannte Zahl von Aktien, die bei Spezialfonds für Großinvestoren liegen.

Hochgerechnet auf die knapp 35,2 Millionen Aktien, die allein die Publikumsfonds der AGI im Januar hielten, haben die Fonds für 2013 von Infineon 4,2 Millionen Euro Dividende erhalten. Die könnten den Fonds wieder entzogen werden.

Zweites Beispiel: An Hugo Boss waren Ende Oktober mindestens 16 Fonds der AGI beteiligt, die von mehreren Gesellschaften verwaltet wurden. Jede Gesellschaft für sich hielt weniger als drei Prozent der Stimmrechte und blieb damit unter der Meldeschwelle. Alle Fonds zusammen kamen aber über die Drei-Prozent-Hürde. Das hat die AGI nicht gemeldet. Unterstellt man Vorsatz, hätten die Fonds über sieben Millionen Euro Boss-Dividende kassiert, die ihnen wegen Verletzung der Meldepflichten möglicherweise nicht zustanden.

Beispiel Hamborner Reit: Ende September hielten zwei AGI-Fonds 1,8 Millionen Aktien der Immobiliengesellschaft. Das entspricht einem Anteil von etwa vier Prozent. Hierfür hatten die Fonds Dividenden in Höhe von 0,74 Millionen Euro erhalten.

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