Alternative Anlagen Rendite aus Straßen, Dämmen und Flughäfen

Investieren in Infrastruktur: Das Thema ist wegen der Nullzinspolitik schwer in Mode gekommen. Privatanleger können über ETF-Produkte einsteigen, aber die Anlageklasse hat auch ihre Tücken.

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Flexjet-Maschine im Anflug auf den London City Airport: Viel Geld steht für relativ wenige Assets bereit, die auf den Markt kommen. Quelle: AP

Frankfurt Wegen der Nullzins-Politik der Europäischen Zentralbank stehen sogenannte Real Assets – also handfeste Anlageprodukte – hoch im Kurs bei den institutionellen Investoren. Laut der Unternehmensberatung McKinsey werden weltweit jedes Jahr 2,5 Billionen Dollar in die Bereiche Transport, Energieerzeugung, Wasserversorgung und Telekommunikation investiert – aber der Bedarf bis zum Jahr 2030 liege bei geschätzten 3,3 Billionen per annum.

Von entsprechenden Investments erwarten sich die Profi-Anleger langfristig stabile, inflationsgeschützte, laufende Erträge. Allerdings stehen dafür vor allem Vehikel aus dem Private Equity-Markt oder geschlossene Infrastrukturfonds zur Verfügung. Diese sind komplex und oftmals sind die „Eintrittspreise“ für Direktinvestments in solche speziellen Fonds sehr hoch. „Insbesondere Kleinanleger scheuen daher bislang vor Anlagen in Infrastrukturunternehmungen zurück“, sagt Heike Fürpaß-Peter vom Anlagespezialisten Lyxor ETF.

Investments in Infrastrukturindizes mittels Indexprodukten – abgekürzt ETFs – könnten ihrer Meinung nach hier eine Alternative sein. Wobei Lyxor als ETF-Anbieter natürlich auch ein Eigeninteresse hat. Die Vorteile lägen in kleinen Anlagesummen, einer erhöhten Diversifikation des Portfolios bis hin zur täglichen Handelbarkeit. Aber der Ansturm der institutionellen Investoren, auf alles, was niet- und nagelfest ist, hat auch die Preise für börsennotierte Infrastrukturkonzerne – die in den jeweiligen Indizes abgebildet werden – in die Höhe getrieben. Schnäppchen sind Mangelware geworden.

„Es fließt viel Geld in den Sektor, das auf relativ wenige Investmentmöglichkeiten trifft“, sagt Andreas Huber, Infrastrukturspezialist beim Finanzinvestor EQT. Die Folge davon sind steigende Preise. Beim Kauf des Londoner City Airports wurden beispielsweise stattliche Bewertungen aufgerufen. Wegen der Geldschwemme rechnen Experten heute nur noch mit Renditen, die für die Profis im Durchschnitt bei fünf bis zehn Prozent liegen dürften. Spitzenhäuser können aber nach wie vor auch 15 bis 20 Prozent erzielen.

Aber das ist für den privaten Anleger kaum erreichbar, er kann sich jedoch beispielsweise auf ETFs konzentrieren und damit einen Großteil der börsennotierten Gesellschaften mit einem Bezug zur Infrastruktur abdecken. Blackrock bietet beispielsweise zwei ETF-Produkte an, die unter anderem die Unternehmen Airports of Thailand und China Gas Holdings in den Schwellenländern umfassen oder Union Pacific und die Canadian National Railway im globalen Infrastruktur-ETF. Die Deutsche Asset Management investiert über den Index S&P Global Infrastructure etwa in Iberdrola, Vonovia oder Vestas Wind Systems.

„Gegenwärtig steht Anlegern in Europa noch eine überschaubare Anzahl an Infrastruktur ETFs zu Verfügung“, so Lyxor-Expertin Fürpaß-Peter. Die meisten orientieren sich dabei an global ausgerichteten Indizes. Die Renditechancen für die Lyxor-Produkte reichen nach eigenen Angaben von bis zu 2,95 Prozent beim US Infrastrukturfonds und von bis zu vier Prozent beim europäischen Pendant. Die Gesamtkostenquote liegt in beiden Fällen bei 0,5 Prozent.

Vor allem für langfristig orientierte Anleger sind Infrastrukturthemen interessant als Beimischung im Depot. Aber man muss schon genau hinschauen, welche Gesellschaften im ETF stecken. Die Betreiber von Wind- und Solarparks hängen beispielsweise stark von energiepolitischen Entscheidungen ab, während die Betreiber von Alten- und Pflegeheimen von der demographischen Entwicklung profitieren.

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