Schloss Bedburg westlich von Köln ist genau so, wie Kinder sich eine Ritterburg vorstellen. Ein massiver Bau aus Backstein, rundherum ein Wassergraben. Schon aus der Ferne sind die weißen Fensterläden mit roten Karos zu sehen. Zwei Treppen laufen von rechts und links auf den Haupteingang zu. Neben der einen mäht – das Klischee ist perfekt – ein Gärtner den Rasen.
Im Schloss, Ende der Kinderfantasie, fechten aber keine Ritter mehr. Vielmehr hat der Kampf um schnöden Mammon Einzug gehalten in das über 800 Jahre alte Gemäuer – wenn auch in einer sehr exklusiven Form. Unter dem Dach haben sich Jost Thöne und Christian Reister eingemietet, die mit ihrem Unternehmen Violin Assets Geigen als Geldanlage vermarkten.
In dem Raum mit Kamin und Dielenboden stehen kaum Möbel, dafür aber jede Menge Geigen, Bratschen und Celli. Neben den Instrumenten sind Papiere mit kurzen Beschreibungen angebracht. Auf einigen prangt ein roter Stempel. Er markiert die Instrumente, die als Investment geeignet sein sollen.
Die teuersten Gemälde weltweit
"Adele Bloch-Bauer II" von Gustav Klimt. Preis: 87,9 Millionen US-Dollar.
"Dora Maar mit Katze" von Pablo Picasso. Preis: 95,2 Millionen Dollar.
"Junge mit Pfeife" von Pablo Picasso. Preis: 104,2 Millionen US-Dollar.
"Silver Car Crash" von Andy Warhol. Preis: 105,4 Millionen US-Dollar.
"Akt mit grünen Blättern und Büste" von Pablo Picasso. Preis: 106,5 Millionen US-Dollar.
"Der Schrei" von Edvard Munch. Preis: 119,9 Millionen US-Dollar.
"Adele Bloch-Bauer I" von Gustav Klimt. Preis: 135 Millionen US-Dollar.
"Woman III" von Willem de Kooning. Preis: 137,5 Millionen US-Dollar.
"No. 5, 1948" von Jackson Pollock. Preis: 140 Millionen US-Dollar.
"Three Studies of Lucian Freud (Triptychon)" von Francis Bacon. Preis: 142,4 Millionen US-Dollar.
Aktien sind über dem historischen Durchschnitt teuer, die Zinsen niedrig – aber Geld ist üppig vorhanden. Die Reichen dieser Welt suchen deshalb nach Alternativen bei Sachwerten, bei denen der erste Gedanke nicht immer der Wertsteigerung gilt: Kunst, Wein, Whisky, Old- und Youngtimer, Uhren und eben auch Musikinstrumente.
Die Preise für gesuchte Stücke ziehen an. Die Geige Lady Blunt des italienischen Geigenbauers Antonio Stradivari etwa ging vor drei Jahren für 11,1 Millionen Euro an einen neuen Besitzer. In diesem Jahr bot das Auktionshaus Sotheby’s eine Stradivari-Bratsche gar für 45 Millionen Dollar an, fand aber keinen Käufer.
Rekordsummen werden auch für Oldtimer gezahlt. Für einen Ferrari 250 GTO zahlte ein Bieter im August in Kalifornien umgerechnet 28,4 Millionen Euro. Der Oldtimerindex Dox des Verbands der Deutschen Automobilindustrie gewann von 2008 bis 2013 im Schnitt gut fünf Prozent pro Jahr.
Auch der Oldtimerindex der Südwestbank, in dem 20 klassische Fahrzeuge süddeutscher Hersteller gelistet sind, legt seit seinem Bestehen im Jahr 2005 kontinuierlich zu – im vergangenen Jahr um 28,8 Prozent.
Bei Geigen ist die Entwicklung ähnlich. Preise klassischer Geigen werden alle fünf bis sechs Jahre in der Taxe der Streichinstrumente (Fuchs-Taxe) veröffentlicht. Diese Instrumente brächten durchschnittlich fünf bis zehn Prozent Rendite jährlich, rechnet Geigenhändler Thöne aus.
Begehrte Stradivaris
Thöne, ein kräftiger und selbstbewusster Typ Anfang 50, schlägt in seinem Ausstellungsraum ein riesiges Buch auf. Auf glänzenden Doppelseiten kommen Bilder von Stradivari-Instrumenten in Originalgröße zum Vorschein. Vier dieser Schmöker hat Thöne verfasst, insgesamt 148 Geigen, Bratschen und Celli des italienischen Meisters beschrieben.
Stolz berichtet er, er habe Kontakte zu gut der Hälfte aller Stradivari-Besitzer. Der gebürtige Münsterländer hat Musik und Viola studiert und handelt seit 27 Jahren mit Instrumenten. Er ist der Musikexperte des Duos, sein Kompagnon Reister ist für die Finanzen zuständig.
Zu den Kunden zählt etwa der Vermögensverwalter eines reichen Mittelständlers aus dem Rhein-Main-Gebiet. Der kaufte gleich sechs Geigen als Geldanlage, zur Diversifizierung des Millionenbesitzes. „Wir schichten das Portfolio wegen des niedrigen Zinsumfelds um und investieren auch in Kunst oder Oldtimer“, sagt der Vermögensmanager, der ungenannt bleiben möchte.