Amazon schluckt Whole Foods Market Bezos schickt die neue Konkurrenz auf Talfahrt

Amazon kauft Whole Foods und wirbelt die gesamte Branche durcheinander. Weltweit sacken die Aktienkurse von Lebensmittelhändlern ab. Besonders in den USA setzen Händler zum Ausverkauf an.

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Düsseldorf Für Jim Cramer ist der Deal ein Kracher: Der Internethändler Amazon kauft die Biokette Whole Foods, den Supermarkt für ökobewusste Großstädter mit relativ hohen Preisen. „Das ändert die Lage völlig. Die Lebensmittelbranche wird davon in den kommenden zwei Jahren dominiert werden“, sagte der Ex-Hedgefonds-Manager und heutige Fernseh-Aktienexperte von CNBC als Reaktion auf den 13,7 Milliarden Dollar schweren Deal. Er reduziere seine Erwartungen an allen Lebensmittelhändlern.

Die Anleger an der Wall Street denken offensichtlich ganz ähnlich. Denn sie setzten angesichts der neuen Konkurrenz durch den als angriffslustig bekannten Amazon-Konzern zum Ausverkauf an. Aktien des amerikanischen Branchenprimus Wal-Mart verloren zum Handelsstart in New York über sieben Prozent. Der Supermarkt-Riese generiert die Hälfte seines Umsatzes mit Lebensmitteln. Andere erwischte es noch schlimmer.

Die Papiere des drittgrößten US-Einzelhändlers Kroger verloren am Freitagnachmittag bis zu 17 Prozent und rutschten auf ein Dreieinhalb-Jahres-Tief von knapp über 20 Dollar. Bereits am Donnerstag hatte der Aktienkurs um 19 Prozent nachgegeben: Kroger hatte aufgrund steigender Pensionskosten ein schwaches erstes Quartal präsentiert und vor einem Rückgang des Jahresgewinns gewarnt. Händler schickten auch die Papiere von Supervalu und Sprouts Farmers Market ebenfalls mit Abschlägen bis zu 15 Prozent auf die Verliererstraße.

Das gegensätzliche Bild gab es bei Whole Foods. Die Papiere der amerikanischen Bio-Supermarktkette schossen in die Höhe – kurz nach Börseneröffnung lagen sie fast 30 Prozent im Plus und blieben zunächst vom Handel ausgesetzt. Der gezahlte Kaufpreis von 42 Dollar pro Aktie entsprach einem Aufschlag von 27 Prozent über dem Schlusskurs von Donnerstag. Der Amazon-Kurs lag am Freitagnachmittag mehr als drei Prozent im Plus.

Amazon-Chef Jeff Bezos will weiter Marktanteile gewinnen im Geschäft mit frischen Lebensmitteln, das er bereits seit einiger Zeit vorantreibt. Der Konzern werde durch den Zukauf im US-Lebensmittelhandel nachhaltig Fuß fassen und traditionelle Händler angreifen, sagte auch Neil Saunders, Handelsexperte bei Globaldata Retail in New York. Der Deal soll in der zweiten Jahreshälfte abgeschlossen werden.

Auch europäische Lebensmittelwerte litten deutlich unter der Übernahmenachricht. Im deutschen MDax gaben Metro im Handelsverlauf 1,7 Prozent nach. Papiere des niederländischen Lebensmittelkonzerns Ahold Delhaize verloren über zehn Prozent – der größte Kurssturz seit neun Jahren. An der Börse in Paris notierten Carrefour vier Prozent leichter, an der Londoner Börse ging es etwa für Sainsbury und Booker (beide circa fünf Prozent), sowie Tesco (sechs Prozent) bergab.

Whole Foods verkauft Bio-Lebensmittel und erzielte Unternehmensangaben zufolge im vergangenen Jahr einen Umsatz von knapp 16 Milliarden Dollar. Nach jüngsten Zahlen betreibt der Konzern derzeit 461 Supermärkte, 95 Prozent davon in den USA. Wie Amazon erklärte, soll Whole Foods weiter eigene Läden führen und wie bislang von John Mackey geführt werden.

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