Analyse Wann Springt der Dax über die 10.000?

Die meisten Experten sind sich einig: Der Dax wird weiter steigen. Auch die magische 10.000er-Marke scheint möglich. Doch andere sind skeptisch und warnen vor einem Stimmungsumschwung.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Das Rekordhoch des Dax auf der Anzeigetafel in Frankfurt. Wann kommt das nächste Rekordhoch? Quelle: dpa

Frankfurt In zwei Wochen feiert der Dax seinen 25. Geburtstag. Auf ein Geschenk wird er aber wohl noch etwas warten müssen: Den Sprung über die magische Marke von 10.000 Punkten. Angesichts der Rally der vergangenen Monate sei es dafür 2013 wohl noch zu früh, sagt Jörg Knaf, Geschäftsführer des Nordeuropa-Geschäfts bei Natixis Global Asset Management (NGAM). „Ende 2014, Anfang 2015 könnte es aber soweit sein.“

Er stützt seine Prognose unter anderem auf eine Umfrage seines Hauses unter 500 institutionellen Investoren weltweit. Diese habe unter anderem ergeben, dass diese die Aktienquoten in ihren Depots anheben wollen. „Wir interpretieren die Ergebnisse so, dass eine große Rotation von Bond zu Aktien stattfindet“, fügt Knaf hinzu. Ähnlich urteilt DZ-Bank-Analyst Christian Kahler. „Anleihen sind äußerst hoch bewertet, Aktien noch relativ günstig.“ Da zudem Vermögensverwalter weltweit in Dividendenpapieren untergewichtet seien, könne mit einer Umschichtung gerechnet werden.

In den USA scheint diese Verlagerung, im Börsenjargon „Great Rotation“ genannt, bereits begonnen zu haben. Den Analysten von JPMorgan zufolge lag die Aktienquote der dortigen Pensionsfonds und Versicherer Ende des ersten Quartals bei 45 Prozent. Nach Einschätzung von Grant Bowers, Portfolio-Manager der Franklin Equity Group, wird sich die Rotation aber über fünf bis zehn Jahre hinziehen. „Es wird nicht über Nacht passieren.“


Ist der Dax unterbewertet?

Einige Analysten sehen den Dax dennoch vor Ablauf dieses Jahres oberhalb der 10.000er Marke. Sie verweisen darauf, dass das durchschnittliche Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) der dort gelisteten 30 Werte bei gerade einmal zwölf liege. Lege man den historischen Mittelwert 15 zugrunde, müsse der Leitindex deutlich über 10.000 Punkten notieren, rechnen sie vor.

DZ Bank-Experte bezweifelt jedoch, dass das KGV bald ansteigt. Schließlich hielten die strengeren Eigenkapital-Vorschriften viele Banken und Versicherer davon ab, stärker im Aktienmarkt zu investieren. Marktanalyst Giuseppe Amato vom Brokerhaus Lang & Schwarz äußert sich ebenfalls skeptisch und betont, er halte die vielbeschworene Alternativlosigkeit der Anlageklasse Aktien für ein schwaches Argument. Die Stimmung könne schnell wieder drehen, wenn zum Beispiel die Anleihe-Renditen wieder deutlich anzögen.

Auch Pascal Blanque, der beim Vermögensverwalter Amundi die Investitionsentscheidungen verantwortet, mahnt zur Vorsicht. „Erwarten Sie keine ruhige Fahrt. Vor uns liegt ein steiniger Weg.“ Anleger sollten sich auf größere Kursausschläge gefasst machen. Außerdem rücke nach dem durch die ultra-lockere Geldpolitik der Notenbank angetriebenen Höhenflug der Börsen in den vergangenen Monaten die Konjunktur immer stärker in den Mittelpunkt. „Die Rally kann nicht weitergehen, wenn man vom Wachstum nicht überzeugt ist.“ Für Europa seien da Zweifel angebracht, betont Blanque. „Es gibt Deflationsdruck und die Wachstumsprognosen wurden mehrfach gesenkt.“

„Letztlich hängt alles davon ab, wann die Euro-Zone die Schuldenkrise endgültig hinter sich lassen kann“, resümiert Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research. Entscheidend hierfür seien unter anderem die Reform des französischen und des italienischen Arbeitsmarktes sowie die Umsetzung der Bankenunion.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%