Anlagestrategie Flossbach geht auf Nummer sicher

Ein bekannter Fondsverwalter erwartet keine Zinswende: Bert Flossbach bleibt den Aktien treu. Die hohe Quote an Dividendentitel in seinem Mischfonds sagt aber nur die halbe Wahrheit über seinen Aktien-Optimismus.

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Der Stratege glaubt an Qualitätsaktien. Quelle: Thomas Rabsch/laif

Frankfurt Wenn es einen Kölner Geldverwalter gibt, der über das Rheinland hinaus bekannt ist, dann ist es Bert Flossbach. Als Mitgründer der unabhängigen Vermögensverwaltung Flossbach von Storch hat er sich mit guten Anlageergebnissen im Flaggschifffonds „Multiple Opportunities“ einen Namen gemacht. Im jüngsten Quartalsbericht räumt er mit zwei Mythen auf: den politischen Börsen und der allgemein erwarteten Zinswende.

Die politischen Ereignisse des vergangenen Jahres zeigten, wie sehr Wetten auf den Ausweg politisch wichtiger Ereignisse fehl gehen können – auch bei der Abschätzung der Folgen für die Finanzmärkte. Das offenbarte sich vor allem beim Brexit, der Wahl des neuen US-Präsidenten Donald Trump und dem Referendum in Italien.

Diese großen Unsicherheiten erwiesen sich im Nachhinein nicht als Stolperstein für die Aktienmärkte. Im Gegenteil, die Jahresbilanz und das erste Quartal des neuen Jahres überraschten viele Aktionäre mit soliden Gewinnen. „Vor allem in politisch turbulenten Zeiten ist operative Hektik ein schlechter Ratgeber“, urteilt Flossbach. Seine Erkenntnis: „Wackelige Politprognosen und Spekulationen über deren Konsequenzen sind kein Fundament für eine solide Anlagestrategie.“

Die allgemein erwartete Zinswende ist für den Strategen eine irrige Annahme. Die EZB könne keine Wende ihrer ultralockeren Geldpolitik, die alle Finanzmarktpreise verzerre, einleiten. „Inzwischen erscheint ein Ausstieg kaum noch möglich, ohne dadurch ein Chaos zu verursachen“, formuliert er. Die Anleihekurse seien so hoch gestiegen, dass man nur noch von einer Preisblase sprechen könne. Entsprechend hält Flossbach in seinem Fonds nur wenige Bonds.

Ähnlich wie Anleihen sind für ihn auch Immobilien in einigen Bereichen zu teuer. Das führt ihn fast zwangsläufig zu einer anderen Vermögensform: „Aktien sind die letzte bedeutende Anlageklasse, bei der sich die tiefen Zinsen noch nicht in einer entsprechenden Erhöhung der Bewertung niedergeschlagen haben.“

Für Aktien erstklassiger Unternehmen werden inzwischen Preise bezahlt, die über einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 20 liegen. „Der Anstieg der Bewertung ist bereits im Gange, aber noch weit vom Ausmaß bei Anleihen und Immobilien entfernt“, glaubt Flossbach. Rein rechnerisch könnten Aktien ertragsstabiler Unternehmen mit hohen Dividenden auf Bewertungen von 25 bis 30 steigen. Ihm drängt sich der Vergleich mit 1998 auf, der Spätphase der großen Hausse, als die Bewertungen teilweise bei 40 lagen.


Hoffnungen ruhen auf Europa

Bei den positiven Aktienerwartungen auch anderer Manager schwingt häufig eine Regionenperspektive mit. In den vergangenen Jahren brachten Anlagen an der Wall Street höhere Erträge als die in Europa. Das beginnt sich zu ändern. „Möglicherweise schwindet die Führungsrolle des US-Marktes, formuliert es Carsten Roemhold von Fondshaus Fidelity vorsichtig.

Tatsächlich sind US-Dividendenwerte deutlich teurer als die europäischen, gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis. Sehr deutlich wird Lars Tranberg Rasmussen von der dänischen Fondsgesellschaft Danske Invest. Seiner Meinung nach sind die Europäer wegen der politischen Lage zu pessimistisch und blicken zu wenig auf die guten Unternehmenszahlen. Er erwartet eine Niederlage von Marine Le Pen in der zweiten Runde der französischen Präsidentschaftswahl am 7. Mai: „In dem Fall könnten europäische Aktien steigen, da die Finanzmärkte mit Erleichterung reagieren werden.“

Für den Kölner Flossbach ist der Aktien-Optimismus jedoch nur die halbe Wahrheit. Bei allem Aktien-Optimismus bereitet er sich auf unruhiges Börsenwetter vor. Er verkaufe in den vergangenen Wochen Aktien und erhöhte die Kassequote. „Da die Börsen nicht am Lineal nach oben laufen, sollte dem langen, stetigen Anstieg auch wieder einmal eine Korrektur folgen“, ist er sich sicher. Dann will er billiger nachkaufen.

Ein Viertel des Fondskapitals hält Flossbach derzeit in bar. Höher war seine Cashquote im „Multiple Opportunities“ nur vor knapp neun Jahren, in der heißen Phase der Finanzkrise.

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