Die Diskussion pendelt fast wöchentlich von einem Extrem zum anderen: Erst warnen Experten vor steigenden Preisen (Inflation), dann wieder bedrohen fallende Preise die Wirtschaftskraft der Eurozone (Deflation).
Relativ klar ist zumindest: Bei ihrer nächsten Sitzung Anfang Juni wird die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins senken, von aktuell 0,25 auf vermutlich nahe Null. Denn die Inflationsrate der Eurozone lag im März gerade einmal bei 0,5 Prozent, erholte sich im April leicht auf 0,7 Prozent. Das ist sicher keine Deflation, aber auch weit entfernt von einer Inflationsrate knapp unter zwei Prozent, dem Zielwert der Notenbank.
Chancen und Risiken der Dax-30 (Teil 1)
Die Bilanz des vergangenen Quartals brachte Ernüchterung. Von der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien versprechen sich die Analysten zudem kaum Impulse für Adidas. Der hohe Russlandanteil der Geschäfte sorgt zusätzlich für Unsicherheit. Insgesamt wird die Aktie von der Experten als zu teuer eingeschätzt.
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) (2014): 18,4
Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) (2014): 1,6
Dividendenrendite: 1,7 Prozent
Stand: 15. Mai 2014
Das niedrige Zinsniveau macht dem größten Versicherungskonzern der Welt zu schaffen. Das operative Wachstum kommt deswegen nicht in Fahrt. Wie bei Adidas ist auch bei der Allianz das Russlandgeschäft ausgeprägt. Die Zahlen für das erste Quartal seien dennoch im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, schrieb Bernstein-Analyst Thomas Seidl. Mit dem anhaltenden Aufwärtstrend in der Schaden- und Unfallversicherung und der stabilen Lage im Lebensversicherungsgeschäft habe er bereits gerechnet. Dennoch sei für ihn die relativ schwache Prämienentwicklung im ersteren Geschäftsbereich eine große Überraschung gewesen, während im letzteren die Preise enorm angezogen hätten. Für die Allianz wird eine Halteposition empfohlen.
KGV (2014): 8,9
KCV (2014): 8,5
Dividendenrendite: 3,7 Prozent
Beim Chemieriesen BASF spielt weniger Russland, sondern vielmehr China eine Rolle. Das unbeständige Wachstum in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt birgt Risiken für den Konzern. Paul Walsh, Analyst bei Morgan Stanley, lobt den guten Geschäftsmix, durch den BASF eine gewisse Konjunkturabhängigkeit erreicht. Den Kennzahlen folgend wird dennoch von einem Kauf der Aktie vorerst abgeraten.
KGV (2014): 14,2
KCV (2014): 9,0
Dividendenrendite: 3,2 Prozent
Mit dem Zukauf der Sparte der rezeptfreien Medikamente vom US-Pharmahersteller Merck & Co. gelang Bayer ein Coup. Die Übernahme stärke das Portfolio der Leverkusener weiter in Richtung des höhermargigen Life-Sciences-Geschäfts, schrieb Goldman-Sachs-Analyst Steve Chesney in einer Studie. Die Aussichten sind bei Bayer dementsprechend stabil.
KGV (2014): 16,5
KCV (2014): 12,8
Dividendenrendite: 2,1 Prozent
Auch bei Beiersdorf loben die Analysten das weitestgehend konjunkturunabhängige Wachstum. Die Hamburger hätten ein solides Quartal hinter sich, schrieb Analyst Simon Hales in einer Branchenstudie. Er hob die beeindruckende Markenbelebung hervor, verwies aber zugleich auf die hohe Bewertung der Aktie.
KGV (2014): 28,5
KCV (2014): 23,7
Dividendenrendite: 1,0 Prozent
Eine erfolgreiche Modellpolitik und die Prestige-Modellreihe „i“ machen BMW zu einem der erfolgreichsten Autobauer der Welt. Eine starke Positionierung im US-Markt sorgt für starke Absatzzahlen. Allerdings ist BMW wie die anderen Autobauer auch stark konjunkturabhängig. Ein Kauf lohnt sich deshalb nur in Schwächephasen mit mittelfristig positiven Aussichten.
KGV (2014): 10,0
KCV (2014): 6,2
Dividendenrendite: 2,8 Prozent
Die Commerzbank-Aktie hat sich im laufe der Zeit immer mehr zu einer Wette entwickelt. Die Papiere reagieren sehr sensibel auf Börsentrends. Sprich: Bei Hochphasen gehören die Aktien zu den größten Gewinnern, während Talfahrten rauschen sie weit ins Minus. Die operative Erholung der Commerzbank gestaltet sich schwierig. Analysten bleiben skeptisch. Rund 15 Experten raten zum Verkauf der Aktie.
KGV (2014): 17,5
KCV (2014): 10,1
Dividendenrendite: 0 Prozent
Der Reifenhersteller und Autozulieferer hat ein starke erstes Quartal 2014 hinter sich. Vor allem der starke freie Cashflow habe überzeugt, schrieb Citigroup-Analyst Philip Watkins. Für ein starkes Wachstum sorgt das aussichtsreiche Zuliefergeschäft mit Assistenzsystemen. Die günstigen Kautschukpreise treiben zudem die Reifen-Marge. Die einzige größere Enttäuschung bei der Zahlenvorlage seien die langsamen Fortschritte in der Sparte Powertrain mit einem organischen Umsatzwachstum von nur sechs Prozent gewesen. Insgesamt gilt die Aktien als leicht überkauft.
KGV (2014): 12,9
KCV (2014): 8,4
Dividendenrendite: 1,5 Prozent
Die neue Modellpolitik hat Daimler wieder auf Kurs gebracht und die Aktie in den vergangenen zwölf Monaten angehoben. In der Sparte der Nutzfahrzeuge ist der Autobauer aus Stuttgart allerdings zu abhängig von den Schwellenländern. Auch das milliardenschwere Russlandgeschäft wird derzeit als Risiko bewertet. Analysten empfehlen deswegen keine weiteren Daimler-Aktien zu kaufen und die, die bereits im Portfolio liegen zu halten.
KGV (2014): 10,9
KCV (2014): 6,4
Dividendenrendite: 3,5 Prozent
Zahlreiche juristische Altlasten drücken auf die Bilanzen der Deutschen Bank. Das schwache Wertpapiere-Geschäft kommt erschwerend hinzu. Analyst Piers Brown von Macquarie verglich in einer Studie die Situation der Deutschen Bank mit der von Barclays. Nachdem bei dem britischen Institut die Euphorie über die Restrukturierung allmählich nachlasse, richte der Markt den Fokus auf deren Umsetzung. Die Deutsche Bank befinde sich seit 18 Monaten in einer vergleichbaren Turnaround-Situation. Es wird eine „Hold-Strategie“ empfohlen.
KGV (2014): 9,0
KCV (2014): 9,3
Dividendenrendite: 2,4 Prozent
Die hohe Volatilität an den Finanzmärkten kommt der Deutschen Börse zugute, denn dadurch steigen ihre Umsätze. Analysten bemängeln beim Börsenbetreiber allerdings die hohen regulatorischen und juristischen Risiken. Positiv ist die hohe Dividendenrendite. Von einem Kauf wird vorerst abgeraten.
KGV (2014): 14,6
KCV (2014): 12,9
Dividendenrendite: 4,2 Prozent
Der Online-Boom hat der Deutschen Post neuen Schwung im Paketgeschäft verliehen. Analysten schätzen die Krisenanfälligkeit der Post trotz des großen Russlandgeschäfts als gering ein. Allerdings verhagelten im ersten Quartal 2014 ungünstige Währungseffekte und ein erlahmendes Frachtgeschäft die Bilanz. Dementsprechend werden weitere Rücksetzer bei der Post-Aktie erwartet.
KGV (2014): 16,2
KCV (2014): 10,1
Dividendenrendite: 2,6 Prozent
Noch vor kurzem wollte die Deutsche Telekom ihr Mobilfunkgeschäft in den USA loswerden, nun erweist es sich als durchaus rentabel und krisenresistent. Auch der Heimatmarkt wirkt stabil, allerdings sind hier hohe Investitionen nötig, um sich vor der Konkurrenz insbesondere vor Vodafone abzuheben. Als riskant gilt das Osteuropageschäft. Insgesamt wird zur einer Halteposition geraten.
KGV (2014): 20,4
KCV (2014): 4,1
Dividendenrendite: 5,6 Prozent
Die Versorger wie Eon kämpfen seit Jahren mit Strukturproblemen und der Energiewende in Deutschland. Problematisch für die Düsseldorfer ist auch die hohe Abhängigkeit vom Russlandgeschäft. Alberto Ponti, Analyst bei der Société Générale, vergibt eine negative Einschätzung für die Geschäfte außerhalb der Europäischen Union, insbesondere wegen anhaltender Schwierigkeiten in Brasilien.
KGV (2014): 14,7
KCV (2014): 4,5
Dividendenrendite: 4,5 Prozent
Das Tochterunternehmen von Fresenius gehört zu den defensiven Titel im Dax. Analysten loben das langfristig konjunkturunabhängige Wachstum. Anleger sollten aber die die Risiken der US-Gesundheitspolitik im Blick behalten. Bei der Vorstellung der Bilanzen des vergangenen Quartals konnte Fresenius Medical Care die Experten nicht überzeugen. Die Zahlen des Dialysespezialisten seien schwächer als erwartet ausgefallen, schrieb Analyst Justin Smith von der Société Générale. Er habe daher seine Schätzungen für das Aktienergebnis (EPS) in den Jahren 2014 bis 2019 gekürzt.
KGV (2014): 13,4
KCV (2014): 8,2
Dividendenrendite: 1,6 Prozent
Euphorische Reaktion
Deshalb will EZB-Präsident Mario Draghi jetzt die Zügel wieder in die Hand bekommen, scheint langfristig sogar Anleihekäufe nicht mehr auszuschließen. Die Märkte reagieren prompt euphorisch, der Dax strebt auf die magische 10.000 Punkte-Marke zu.
Draghi ist überzeugt, dass seine Maßnahmen mittelfristig Normalität bringen werden und sich die Inflationsrate der Zweiprozent-Marke nähert. Aber: "Es ist unsere Verantwortung, die Risiken für dieses Szenario zu sehen und uns darauf vorzubereiten, falls nötig zu handeln", sagte Draghi Anfang der Woche bei einer Konferenz in Portugal. Heißt: Er hält auch deflationäre Tendenzen in der Eurozone nicht für ausgeschlossen.
Vorsicht besser als Nachsicht
Auch Anleger sollten dem Rat Draghis folgen und sich auf ein deflationäres Szenario zumindest vorbereiten. Denn rutscht die Eurozone trotz der angekündigten Maßnahmen noch weiter in Richtung Nullinflation, könnten bestimmte Aktien im Portfolio unter Druck geraten. Dann sollten Alternativen bereitstehen.
Für Anleger gilt in Phasen eines Kaufkraftzuwachses dank sinkender Preise die Faustregel: Anleihen profitieren, Aktien fallen.
Analysten der US-Bank MorganStanley haben in einer Studie untersucht, welche Aktien den Anlegern dennoch gute Chancen bieten würden. Ihr Szenario: Deflation in der Eurozone gepaart mit einem schwächelnden Wirtschaftswachstum. Der Worst-Case sozusagen.
Für die Auswahl der besten Aktien unter diesen Rahmenbedingungen schauten die Analysten von Morgan Stanley vor allem auf Unternehmen mit einem möglichst international verteilten Umsatz, um dem schwächelnden europäischen Markt zu entgehen.
Weitere Kriterien: eine geringe Verschuldungsquote und ein hoher frei verfügbarer Cashflow, also die Geldmittel, die dem Unternehmen auch nach Investitionen noch zur Verfügung stehen. Denn aus diesen Mitteln können sie beispielsweise Dividenden zahlen (wichtiges Kriterium bei einer Wertsteigerung des Geldes) oder Aktien zurückkaufen.
Finanztitel verlieren
Als Kennzahl nutzt die Studie die sogenannte Free-Cashflow-Rendite. Sie gibt die verfügbaren Mittel pro Aktie an. Je höher der Wert, desto besser.
Zum Vergleich: Der Dax bietet gerade eine Rendite von gut sechs Prozent. Mit dieser Kennzahl lässt sich die Finanzkraft der Unternehmen bewerten, ähnlich wie mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV).
Zunächst zu den Verlierern: Am schlechtesten schneiden nach diesen Kriterien kapitalintensive Branchen ab. Anleger sollten in einer Deflationsphase vor allem Autoaktien, Banken und Versicherungen, Transportunternehmen und Versorger meiden.
In den Korb der relativen Deflationsverlierer gehören nach Ansicht von Morgan Stanley zum Beispiel: Fiat, Voestalpine, Air France und Lufthansa, Veolia, BNP Paribas und die Commerzbank. Die meisten von Ihnen würden vor allem wegen ihres traditionell hohen Umsatzanteils in Europa schlecht abschneiden.
Bessere Chancen haben etwa Unternehmen, die Konsumgüter anbieten. Das zeigt der Blick auf Japan, das seit Jahrzehnten mit Deflationsphasen und schrumpfender Wirtschaftsleistung zu kämpfen hat. Zwar gilt die Annahme, dass Verbraucher in Deflationsphasen vor Anschaffungen zurückschrecken, da ihnen quasi jeder Tag Wartezeit einen Preisvorteil verschafft.
In Japan aber zeigt sich nach Analyse von Morgan Stanley, dass etwa die Reise- und Freizeitbranche von 1999-2002 etwa um gut neun Prozent zulegen konnten, japanische Banken verloren dagegen fast elf Prozent. Zwischen 2008 und 2010 legten auch Telekommunikations- und Nahrungsmittelkonzerne zu.
Dementsprechend setzen die Analysten darauf, dass in einer Phase des günstiger werdenden Geldes international operierende Konzerne weiterhin gute Geschäfte machen. Sie bevorzugen vor allem Unternehmen aus den Branchen Telekommunikation, Verbrauchsgüter, Luxusgüter und Pharma.
Chancen und Risiken der Dax-30 (Teil 2)
Fresenius kann von seiner starken Position auf dem Gesundheitsmarkt profitieren, die das Unternehmen vor Krisen-Rückschlägen schützt. Allerdings macht dem Gesundheitskonzern das schwächere Abschneiden der Dialyse-Tochter FMC zu schaffen, dass das operative Ergebnis im vergangenen Quartal gedrückt hat. Auch die hohe Verschuldung sollten Anleger im Hinterkopf behalten. Deswegen ist ein Kauf der Aktie nur in Schwächephasen sinnvoll.
KGV (2014): 17,8
KCV (2014): 8,4
Dividendenrendite: 0,9 Prozent
Stand: 15. Mai 2014
Der Baustoffkonzern Heidelberg Cement dürfte von der Branchenfusion profitieren, die sich positiv auf die Zementpreise auswirken kann. Allerdings dürfte der Gegenwind von der Währungsseite wahrscheinlich anhalten, schrieb Analyst Jawahar Hingorani von der S&P Equity Group in einer Studie. Dies gelte insbesondere mit Blick auf einige asiatische Länder. Als riskant gilt auch der hohe Anteil der Russland-Geschäfte.
KGV (2014): 15,3
KCV (2014): 6,9
Dividendenrendite: 0,8 Prozent
Trotz eines hohen Umsatzanteils in Russland und der Ukraine verzeichnet Henkel eine stabile Umsatzentwicklung. Nach dem starken Jahresstart des Konsumgüterherstellers habe James Targett, Analyst bei der Berenberg Bank, deswegen seine Schätzungen für das Gesamtjahr und das Kursziel aufgestockt. Es sei zu früh, die Wirkung etwaiger Sanktionen auf das Osteuropageschäft einzuschätzen, ergänzte er seine Studie. Anleger sollten mit einem Henkel-Investment abwarten.
KGV (2014): 19,5
KCV (2014): 15,9
Dividendenrendite: 1,5 Prozent
Einst Pleitegeier, nun eines der profitabelsten Chip-Unternehmen Deutschlands. Infineons Aufschwung ist beeindruckend. 2009 krebste die Aktien noch im Penny-Stock-Bereich herum, mittlerweile tendiert der Kurs bei etwas neun Euro. Ein Plus von über 2000 Prozent innerhalb von fünf Jahren. Vor allem das Geschäft mit der Autoindustrie verleiht dem Halbleiterhersteller neuen Schwung – und macht ihn aber zugleich auf Konjunkturschwankungen anfällig.
KGV (2014): 19,4
KCV (2014): 10,1
Dividendenrendite: 1,4 Prozent
Die Turbulenzen im Kali-Kartell zwischen Belaruskali und Uralkali haben dem deutschen Düngemittelhersteller K+S ordentlich zugesetzt. Von einer Pleite war sogar die Rede. Mittlerweile haben sich die Wogen ein wenig geglättet. Doch die Risiken im Kali-Markt bleiben weiterhin bestehen. Die Ukraine-Krise macht außerdem eine Rückkehr zu den Kartellpreisen nahezu unmöglich, weshalb die Erholung von K+S auf wackeligen Beinen steht. Ein Investment könnte sich lohnen, ist aber durchaus riskant.
KGV (2014): 19,6
KCV (2014): 9,8
Dividendenrendite: 1,0 Prozent
Der Spezialchemiekonzern Lanxess konnte zuletzt zwar ordentliche Quartalszahlen präsentieren, allerdings hängt noch zu viel des Ergebnisses vom Reifengeschäft ab. Als Risiko gilt auch das starke Engagement in Asien. Die Experten der Deutschen Bank vergeben für Lanxess lediglich ein „Hold-Rating“. Auch im Hinblick auf die niedrigen Kautschukpreise sei es noch zu früh, ein optimistischeres Szenario einzupreisen
KGV (2014): 22,0
KCV (2014): 7,7
Dividendenrendite: 1,9 Prozent
Der Industriegaskonzern Linde wächst in seinem Kerngeschäft langsamer als erwartet. Problematisch ist auch der hohe Asien-Anteil in den Bilanzen des Unternehmens. Als Bremsklotz gelten das niedrige Nachfragewachstum und die negativen Währungseffekte. Linde stünden nach einem schwachen ersten Quartal zum zweiten Halbjahr wieder bessere Branchentrends bevor, schrieb Analyst Gunther Zechmann in einer Studie. Empfohlen wird eine Haltestrategie
KGV (2014): 18,2
KCV (2014): 8,4
Dividendenrendite: 1,9 Prozent
Der hohe Konkurrenzdruck in der Luftfahrtbranche zwingt die ehemalige Staats-Airline Lufthansa zu Reformen. Die aber gehen nur schleppend voran. Vor allem die Riege von Piloten, die mit nicht mehr zeitgemäßen Forderungen zuletzt eine Protestwelle starteten, machen dem Vorstand zu schaffen. Insgesamt ist das Geschäft der Lufthansa sehr krisenanfällig, vor allem im Hinblick auf mögliche Ölpreisanstiege.
KGV (2014): 9,3
KCV (2014): 3,2
Dividendenrendite: 3,4 Prozent
Der Pharmakonzern konnte zwar sein Geschäft mit der Elektronikindustrie ausbauen, dadurch aber erhöht sich Experten zufolge die Konjunkturanfälligkeit und der Asien-Anteil in den Geschäften. Analysten der Privatbank Berenberg haben Merck deswegen mit „hold“ bewertet. Der Pharmakonzern habe alles in allem ein ordentliches erstes Quartal hingelegt und beim operativen Ergebnis (Ebitda) und bereinigtem Gewinn je Aktie (EPS) die Markterwartungen übertrumpft, schrieb Analyst Alistair Campbell in einer Studie vom Donnerstag. Bereinigt um Sondereffekte sei das Ergebnis aber nur im Rahmen der Erwartungen ausgefallen.
KGV (2014): 13,5
KCV (2014): 10,3
Dividendenrendite: 1,4 Prozent
Der größte Rückversicherer der Welt wird in Analystenkreisen als sichere Anlage gehandelt. Für die Münchener Rück spricht das starke erste Quartal. Das Unternehmen scheine schon zu diesem frühen Zeitpunkt auf einem guten Weg zu sein, seine Jahresziele zu erreichen, schrieb Tom Carstairs von der Berenberg Bank. Zudem erscheine die Bewertung der Aktie nicht teuer.
KGV (2014): 9,1
KCV (2014): 20,1
Dividendenrendite: 4,4 Prozent
Die Energiewende setzt RWE noch stärker zu als seinem Konkurrenten Eon. Der Umbau des Unternehmens erfolgt nur schleppend. Zuletzt präsentierte der Versorger desaströse Geschäftszahlen. Im vergangenen Quartal brach der Gewinn um ein Drittel weg. Analysten raten von einem Kauf der Aktie ab. Wegen der weiterhin rückläufigen Gewinne trotz massiver Sparanstrengungen sowie wegen der unter dem Sektordurchschnitt liegenden Dividendenrendite sei die Aktie zu hoch bewertet, konstatiert DZ-Bank-Analyst Werner Eisenmann.
KGV (2014): 11,6
KCV (2014): 3,4
Dividendenrendite: 3,6 Prozent
Der Softwarehersteller SAP profitiert besonders von seinem wenig krisenanfälligen Basisgeschäft. Allerdings hat der Konzern die Zeichen der Zeit erkannt und massiv in die Cloud-Expansion investiert, was etwas auf die Bilanzen drückt. Mittelfristig dürften deswegen die Renditen kleiner ausfallen. Analysten empfehlen den Einstieg in Schwächephasen.
KGV (2014): 16,0
KCV (2014): 3,7
Dividendenrendite: 2,0 Prozent
Der Mischkonzern Siemens steht vor großen Strukturveränderung. Der Vorstandsvorsitzende Joe Kaeser, amtlich Josef Käser, will das Hörgerätegeschäft künftig an die Börse bringen und die restlichen Geschäftsbereiche verschlanken, um profitabler zu werden. Anleger sollten auch einen möglichen Alstom-Deal im Blick behalten, der die Rendite mittelfristig ausbremsen könnte. Problematisch sind auch die engen Geschäftsbeziehungen mit Russland.
KGV (2014): 14,6
KCV (2014): 10,5
Dividendenrendite: 3,1 Prozent
Der Essener Stahlkonzern befindet sich inmitten seiner Sparbemühungen. Dieser ist erforderlich, da in den vergangen Jahren gravierende Managementfehler begangen wurden. Vor allem das Engagement in Brasilien erwies sich als milliardenschweres Investitionsgrab. Vom Sparkurs besonders betroffen sind die Arbeiter des Konzerns. Thyssen-Krupp plant auch im laufenden Jahr weitere Entlassungen vorzunehmen. Analysten raten eine Investition in Thyssen-Krupp nur spekulativen Anlegern.
KGV (2014): 35,5
KCV (2014): 9,3
Dividendenrendite: 0 Prozent
Mit der erfolgreichen Übernahmeofferte für den schwedischen Lkw-Bauer Scania steht der langersehnt Übernahme durch VW nichts mehr im Wege. Mit der Komplettübernahme und dem Verschwinden von Scania von der Börse werde die Zusammenarbeit mit MAN wesentlich leichter, schrieb Frank Schwope, Analyst bei der Norddeutschen Landesbank in einer Studie. Allerdings sorgen die Geschäfte in Russland und China für Unsicherheit. Darüber hinaus ist Volkswagen stark konjunkturabhängig.
KGV (2014): 8,7
KCV (2014): 4,1
Dividendenrendite: 1,9 Prozent
Die Deflationsgewinner in der Übersicht
Der Sportkonzern aus Herzogenaurach musste zuletzt schwächere Umsatzzahlen im ersten Quartal berichten als erwartet. Der starke Euro setzt den Geschäften zu, das drückt den Aktienkurs. Mit einem für 2014 erwarteten KGV von 18,7 ist das Unternehmen zwar teuer bewertet, liegt aber pari mit dem aktuellen KGV des DAX. Überzeugend findet Morgan Stanley vor allem, dass Adidas fast 70 Prozent seines Umsatzes außerhalb Europas erzielt. Hohe Erwartungen an die Cashcow Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien machen die Aktie aktuell aber teuer.
Kering
In der Gruppe aus Frankreich findet sich mit Puma ein direkter Sportkonkurrent für Adidas wieder. Daneben managt Kering aber auch Luxusmarken wie Gucci und Bottega Veneta.
Das für 2014 erwartet KGV gilt unter den aktuellen Marktbedingungen als mäßig, liegt bei 16. Die Free-Cashflow-Rendite von 5,9 überzeugt die Analysten aber für den Fall einer Deflation.
Auf Konsum setzen
Ähnlich teure Aktie wie Adidas, mit einem KGV von 18,9. Die Luxusholding mit der wertvollsten Luxusmarke der Welt, Louis Vuitton, überzeugt durch eine geringe Schuldenquote und das stark internationalisierte Geschäft. Zudem ist die Holding breit aufgestellt, von Luxuskleidung über Moët & Chandon-Champagner bietet sie kauffreudigen Verbrauchern, deren Geld in der Deflation zunehmend wertvoller wird, ein Rundumpaket.
Anheuser-Busch Inbev
ABInbev ist offizieller Bierlieferant der Fußball-WM in Brasilien mit seiner globalen Marke Budweiser. Das dürfte für manchen Anleger schon Grund genug für ein Investment sein. AB Inbev ist der größte Bierkonzern der Welt, vertreibt auch in Deutschland beispielsweise die Marke Beck’s. 91 Prozent des Geschäfts macht der Konzern außerhalb Europas, ist daher für die Deflation in einer schwächelnden Eurozone optimal gerüstet, auch die Free-Cashflow-Rendite von 6,5 überzeugt die Morgan Stanley-Analysten. Die liegt auf dem aktuellen Level des Dax.
Ob feinster Single-Malt Whiskey von Bruichladdich, Rémy Martin-Cognac oder Cointreau Orangenlikör, der französische Spirituosenkonzern bietet eine breite Auswahl. Die Aktie ist eine der günstigsten unter den Deflationsgewinnern, mit einem für 2014 erwarteten KGV von 13,7.
400 Marken gehören zum Konzern, von Bifi-Würstchen bis Axe-Deosprays oder Coral-Waschmitteln. Eine stärkere Konsumausrichtung für das Deflationsszenario geht wohl kaum. Allerdings ist die Unilever-Aktie mit einem KGV von 19,7 recht teuer. Für das Unternehmen spricht nach Morgan Stanley-Analyse aber eine starke Free Cashflow-Rendite von 8,5 Prozent.
Die Aktie der Telekom ist schon beflügelt vom zuletzt guten Geschäft der US-Tochter T-Mobile und dementsprechend teuer. Morgan Stanley schätzt aber, dass das Unternehmen in einer Deflationsphase gut profitieren dürfte, vor allem aufgrund der beeindruckenden Free Cashflow-Rendite von 9,1 Prozent. Richtig überzeugend wirkt die Aktie dennoch nicht: Für die nächsten Jahre wird für die Deutsche Telekom nur mäßiges Wachstum erwartet.
Der französische Konzern restrukturiert sich gerade, verkaufte Anteile an der Computerspiel-Firma Activision Blizzard im Wert von 850 Millionen US-Dollar. Die Aktie ist die teuerste unter den Deflations-Gewinnern mit einem KGV von 23,7 für 2014. Vivendi zahlte im vergangenen Jahr dafür eine Dividende von 2,18 Euro pro Aktie und plant bis 2015 durch Aktienrückkäufe und Dividenden seine Aktionäre mit bis zu fünf Milliarden Euro zu belohnen.
Solide Rendite
Belga.com
Auch wenn der Kurs seit einem Jahr bereits kräftig zugelegt hat, ist die Aktie des belgischen Telekommunikationsdienstleisters mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14 recht günstig bewertet. Im Falle einer schwächelnden europäischen Wirtschaft wäre Belgacom zwar deutlich getroffen, macht kaum internationale Geschäfte. Überzeugt sind die Morgan Stanley Analysten aber von der Cashflow-Rendite von 6,8 Prozent.
Der deutsche Pharmakonzern dürfte mit einem ausgeglichen internationalen Geschäft, geringer Verschuldung und einer soliden Free Cashflow-Rendite von 5 Prozent für die Deflationsphase gut gerüstet sein. Der Aktienkurs von Bayer liegt mit einem KGV von 17,3 aber schon auf einem hohen Niveau.
Sanofi
Etwas günstiger ist der französische Bayer-Konkurrent Sanofi, mit einem KGV von 15. Dort sind auch die Cashflow-Rendite mit sieben Prozent und die internationale Verteilung des Geschäftes mit 75 Prozent Umsatz außerhalb Europas noch solider als bei der deutschen Bayer.
Auch wer von den analysierten Unternehmen nicht überzeugt ist, kann sich trösten. Denn historisch gesehen schneiden auch Aktien in einer Deflationsphase gar nicht so schlecht ab.
Die Aktienkursentwicklung seit dem Jahr 1900 zeigt, dass Aktien auch in Deflationsphasen grundsätzlich solide Rendite bringen. Das hat die Credit Suisse 2012 in einer Studie mit der London Business School herausgefunden, die Angaben basieren auf einem weltweiten Index, gemessen in US-Dollar.
Zwar stachen, wie vermutet, in einer extremen Deflation von bis zu 26 Prozent Preissenkung Anleihen mit einem Plus von durchschnittlich 20 Prozent die Aktien aus. Die brachten aber immer noch elf Prozent Gewinn und entschärften das Schreckensszenario Deflation für Aktieninhaber. Auch in Fällen mäßiger Deflation lagen Aktien zwischen den Jahren 1900 und 2011 mit gut elf Prozent Rendite über dem Gewinn von Anleihen bei etwa fünf bis sechs Prozent.
Schlimmer wirkt dagegen die Inflation: Kletterte der Wert über 2,8 Prozent, nahm die Rendite nicht nur für Anleihen deutlich ab, auch Aktien bewegten sich immer weiter Richtung Nullgewinn. In den Ausnahmefällen des Beobachtungszeitraums mit einer Teuerungsrate von bis zu 18 Prozent verloren Aktien sogar zwölf Prozent an Wert.
Die Inflationsrate in der Eurozone spiegelt aktuell zwar keines dieser Extreme wieder. Einen Blick auf die Aktien im Portfolio sollten sich Anleger aber gönnen und analysieren, wie gut ihre Unternehmen für eine stärker werdende Deflation aber auch Inflation gerüstet sind.