Anlagestrategie Mit diesen Aktien schlagen Sie die Deflation

Obwohl die EZB weiter Geld drucken will, ist die Deflationsgefahr nicht gebannt. Mit welchen Aktien Sie trotz Deflation durchstarten können.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Diese Aktien sind Deflationsgewinner

Die Diskussion pendelt fast wöchentlich von einem Extrem zum anderen: Erst warnen Experten vor steigenden Preisen (Inflation), dann wieder bedrohen fallende Preise die Wirtschaftskraft der Eurozone (Deflation).

Relativ klar ist zumindest: Bei ihrer nächsten Sitzung Anfang Juni wird die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins senken, von aktuell 0,25 auf vermutlich nahe Null. Denn die Inflationsrate der Eurozone lag im März gerade einmal bei 0,5 Prozent, erholte sich im April leicht auf 0,7 Prozent. Das ist sicher keine Deflation, aber auch weit entfernt von einer Inflationsrate knapp unter zwei Prozent, dem Zielwert der Notenbank.

Chancen und Risiken der Dax-30 (Teil 1)

Euphorische Reaktion

Deshalb will EZB-Präsident Mario Draghi jetzt die Zügel wieder in die Hand bekommen, scheint langfristig sogar Anleihekäufe nicht mehr auszuschließen. Die Märkte reagieren prompt euphorisch, der Dax strebt auf die magische 10.000 Punkte-Marke zu.

Draghi ist überzeugt, dass seine Maßnahmen mittelfristig Normalität bringen werden und sich die Inflationsrate der Zweiprozent-Marke nähert. Aber: "Es ist unsere Verantwortung, die Risiken für dieses Szenario zu sehen und uns darauf vorzubereiten, falls nötig zu handeln", sagte Draghi Anfang der Woche bei einer Konferenz in Portugal. Heißt: Er hält auch deflationäre Tendenzen in der Eurozone nicht für ausgeschlossen.

Vorsicht besser als Nachsicht

Auch Anleger sollten dem Rat Draghis folgen und sich auf ein deflationäres Szenario zumindest vorbereiten. Denn rutscht die Eurozone trotz der angekündigten Maßnahmen noch weiter in Richtung Nullinflation, könnten bestimmte Aktien im Portfolio unter Druck geraten. Dann sollten Alternativen bereitstehen.

Für Anleger gilt in Phasen eines Kaufkraftzuwachses dank sinkender Preise die Faustregel: Anleihen profitieren, Aktien fallen.

Analysten der US-Bank MorganStanley haben in einer Studie untersucht, welche Aktien den Anlegern dennoch gute Chancen bieten würden. Ihr Szenario: Deflation in der Eurozone gepaart mit einem schwächelnden Wirtschaftswachstum. Der Worst-Case sozusagen.

Für die Auswahl der besten Aktien unter diesen Rahmenbedingungen schauten die Analysten von Morgan Stanley vor allem auf Unternehmen mit einem möglichst international verteilten Umsatz, um dem schwächelnden europäischen Markt zu entgehen.

Weitere Kriterien: eine geringe Verschuldungsquote und ein hoher frei verfügbarer Cashflow, also die Geldmittel, die dem Unternehmen auch nach Investitionen noch zur Verfügung stehen. Denn aus diesen Mitteln können sie beispielsweise Dividenden zahlen (wichtiges Kriterium bei einer Wertsteigerung des Geldes) oder Aktien zurückkaufen.

Finanztitel verlieren

Als Kennzahl nutzt die Studie die sogenannte Free-Cashflow-Rendite. Sie gibt die verfügbaren Mittel pro Aktie an. Je höher der Wert, desto besser.

Zum Vergleich: Der Dax bietet gerade eine Rendite von gut sechs Prozent. Mit dieser Kennzahl lässt sich die Finanzkraft der Unternehmen bewerten, ähnlich wie mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV).

Zunächst zu den Verlierern: Am schlechtesten schneiden nach diesen Kriterien kapitalintensive Branchen ab. Anleger sollten in einer Deflationsphase vor allem Autoaktien, Banken und Versicherungen, Transportunternehmen und Versorger meiden.

Welche Rendite die Dax-Aktien liefern
Dividendenrendite sinktFast 9800 Punkte Mitte Januar: Über die vergangenen zwölf Monate ist der Dax zu neuer Höchstform aufgelaufen. Doch kaum eines der großen deutschen Unternehmen wird die Dividende je Aktie im gleichen Maß anheben, wie die Kurse angezogen sind. Nach Berechnungen der Commerzbank (Stichtag 20.1.2014) ist die Dividendenrendite, das Verhältnis von der Ausschüttung je Aktie zum Kurs, im Dax flächendeckend gesunken. Und mit K+S, Eon oder RWE liegen gerade solche Unternehmen vorn, deren Kurse sich weniger berauschend entwickelt haben. Die Dividende dagegen schwankt nicht so stark, sie kann gleich bleiben oder nur leicht zurückgehen. Quelle: dpa
Platz 1: Munich ReAktionäre des größten weltweiten Rückversicherers können sich freuen: Voraussichtlich wird kein anderer Dax-Konzern 2014 relativ zum Aktienkurs mehr ausschütten. Zum 20.1. errechnet die Commerzbank eine Dividendenrendite von 4,59 Prozent. Damit kommen Anteilseigner jedoch schlechter weg als noch vor einem Jahr. Damals betrug das Verhältnis von Dividende zu Kurs mehr als fünf Prozent. Grund: Munich Re könnte laut Studie mit 7,25 Euro nur 25 Cent mehr ausschütten als noch 2013. Das wäre ein geringer Anstieg angesichts satter Kursgewinne (+12 Prozent) im vergangenen Jahr. Quelle: dpa
Platz 2: EonDividendenrenditen von mehr als sieben Prozent wie im vergangenen Jahr kann auch der Energieversorger Eon seinen Aktionären nicht mehr liefern. Atomausstieg und Erneuerbares Energiegesetz (EEG) hat dem Versorger zugesetzt. Nach einem Gewinneinbruch von mehr als 50 Prozent, schaffte der Aktienkurs auf Jahressicht lediglich ein Plus von 1,76 Prozent. Laut Commerzbank könnte Eon daher die Dividende von 1,10 Euro auf 60 Cent kürzen. Dennoch bietet das Unternehmen Aktionären im Dax-Vergleich mit 4,39 Prozent Rendite noch den zweitgrößten Ertrag im Verhältnis zum Aktienkurs. Quelle: dpa
Platz 3: K+SWegen politischer Querelen zwischen Russland und Weißrussland hat der Aktienkurs des Düngemittel-Herstellers im vergangenen Jahr eine rasante Talfahrt durchgemacht. Als die beiden Großkonzerne Uralkali (Russland) und Belaruskali (Weißrussland) ihr Kartell beendeten und damit einen Preisverfall auf dem Markt für Düngemittel auslösten, riss es auch die K+S-Aktie nach unten. In den vergangenen zwölf Monaten büßten K+S-Papiere rund 33 Prozent ein. Die Dividende allerdings könnte weniger stark nachgeben: die Commerzbank rechnet mit Kürzungen von 40 Cent je Aktie – oder 28 Prozent. Dann würde die Dividendenrendite insgesamt nicht fallen, sondern im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht anziehen, von vier auf 4,07 Prozent. Quelle: dpa
Platz 4: Deutsche TelekomAktionäre der Deutschen Telekom können über 3,98 Prozent Dividendenrendite freuen, schätzt die Commerzbank. Das wäre das viertbeste Verhältnis zwischen Ausschüttung je Aktie und Kurs. Die meisten dürfte das dennoch enttäuschen: im Vorjahr konnten Anteilseigner noch 8,14 Prozent Dividendenrendite einstreichen. Grund für den starken Rückgang: Während die Telekom ihre Dividende je Aktie laut Commerzbank für 2014 von 70 auf 50 Cent sogar senken könnte, war der Aktienkurs binnen eines Jahres um 42,6 Prozent gestiegen. Quelle: dpa
Platz 5: AllianzAuch die Allianz hat mit geschätzten 3,95 Prozent eine niedrigere Dividendenrendite vorzuweisen als im vergangenen Jahr (4,29 Prozent). Trifft die Einschätzung zu, würde das Verhältnis zwischen Dividende und Aktienkurs etwa auf dem Stand von 2007 liegen. Der Aktienkurs des Versicherers ist um rund 19,5 Prozent gestiegen. Bei der absoluten Dividende erwarten die Analysten der Commerzbank einen Anstieg von 4,5 Euro auf 5,25 Euro je Aktie. Quelle: dpa
Platz 6: RWEMit RWE findet sich ein weiterer Versorger unter den Dax-Konzernen mit der höchsten Dividendenrendite. Sie soll für das Jahr 2013 bei 3,71 Prozent liegen und ist damit rund 2,7 Prozent niedriger als im Vorjahr. Wie Eon und EnBW hatte auch RWE mit der Energiewende und den daraus entstehenden Verlusten zu kämpfen. Die Commerzbank erwartet, dass der Versorger seinen Anlegern einen Euro pro Aktie statt zwei Euro wie im vergangenen Jahr zahlt. Der Kurs der RWE-Aktie hat im vergangenen Jahr rund 4,1 Prozent verloren. Quelle: dpa

In den Korb der relativen Deflationsverlierer gehören nach Ansicht von Morgan Stanley zum Beispiel: Fiat, Voestalpine, Air France und Lufthansa, Veolia, BNP Paribas und die Commerzbank. Die meisten von Ihnen würden vor allem wegen ihres traditionell hohen Umsatzanteils in Europa schlecht abschneiden.

Bessere Chancen haben etwa Unternehmen, die Konsumgüter anbieten. Das zeigt der Blick auf Japan, das seit Jahrzehnten mit Deflationsphasen und schrumpfender Wirtschaftsleistung zu kämpfen hat. Zwar gilt die Annahme, dass Verbraucher in Deflationsphasen vor Anschaffungen zurückschrecken, da ihnen quasi jeder Tag Wartezeit einen Preisvorteil verschafft.

In Japan aber zeigt sich nach Analyse von Morgan Stanley, dass etwa die Reise- und Freizeitbranche von 1999-2002 etwa um gut neun Prozent zulegen konnten, japanische Banken verloren dagegen fast elf Prozent. Zwischen 2008 und 2010 legten auch Telekommunikations- und Nahrungsmittelkonzerne zu.

Dementsprechend setzen die Analysten darauf, dass in einer Phase des günstiger werdenden Geldes international operierende Konzerne weiterhin gute Geschäfte machen. Sie bevorzugen vor allem Unternehmen aus den Branchen Telekommunikation, Verbrauchsgüter, Luxusgüter und Pharma.

Chancen und Risiken der Dax-30 (Teil 2)

Die Deflationsgewinner in der Übersicht

Der Sportkonzern aus Herzogenaurach musste zuletzt schwächere Umsatzzahlen im ersten Quartal berichten als erwartet. Der starke Euro setzt den Geschäften zu, das drückt den Aktienkurs. Mit einem für 2014 erwarteten KGV von 18,7 ist das Unternehmen zwar teuer bewertet, liegt aber pari mit dem aktuellen KGV des DAX. Überzeugend findet Morgan Stanley vor allem, dass Adidas fast 70 Prozent seines Umsatzes außerhalb Europas erzielt. Hohe Erwartungen an die Cashcow Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien machen die Aktie aktuell aber teuer.

Kering

In der Gruppe aus Frankreich findet sich mit Puma ein direkter Sportkonkurrent für Adidas wieder. Daneben managt Kering aber auch Luxusmarken wie Gucci und Bottega Veneta.

Das für 2014 erwartet KGV gilt unter den aktuellen Marktbedingungen als mäßig, liegt bei 16. Die Free-Cashflow-Rendite von 5,9 überzeugt die Analysten aber für den Fall einer Deflation.

Auf Konsum setzen

Ähnlich teure Aktie wie Adidas, mit einem KGV von 18,9. Die Luxusholding mit der wertvollsten Luxusmarke der Welt, Louis Vuitton, überzeugt durch eine geringe Schuldenquote und das stark internationalisierte Geschäft. Zudem ist die Holding breit aufgestellt, von Luxuskleidung über Moët & Chandon-Champagner bietet sie kauffreudigen Verbrauchern, deren Geld in der Deflation zunehmend wertvoller wird, ein Rundumpaket.

Anheuser-Busch Inbev

ABInbev ist offizieller Bierlieferant der Fußball-WM in Brasilien mit seiner globalen Marke Budweiser. Das dürfte für manchen Anleger schon Grund genug für ein Investment sein. AB Inbev ist der größte Bierkonzern der Welt, vertreibt auch in Deutschland beispielsweise die Marke Beck’s. 91 Prozent des Geschäfts macht der Konzern außerhalb Europas, ist daher für die Deflation in einer schwächelnden Eurozone optimal gerüstet, auch die Free-Cashflow-Rendite von 6,5 überzeugt die Morgan Stanley-Analysten. Die liegt auf dem aktuellen Level des Dax.

Tipps fürs Börsenjahr 2014
Blick in die GlaskugelSelten waren Analysten bei ihrem jährlichen Blick in die Börsen-Glaskugel so optimistisch wie in diesem Jahr. Im Schnitt erwarten die Banken, dass der deutsche Leitindex Dax am Ende des Jahres bei rund 10.120 Punkten steht. Die größten Optimisten, in diesem Jahr die Analysten von Barclays, erwarten sogar einen Sprung auf 11.000 Punkte. Es gibt aber auch skeptische Stimmen. Die Helaba und die National Bank aus Essen rechnen damit, dass der Schlussstand 2014 etwas unter dem von 2013 liegen wird. "Das war eine ziemlich unglaubliche Rally und irgendwann werden wir eine Korrektur sehen müssen, wenn voraussichtlich auch noch nicht im Januar", prognostizierte Aktienstratege Peter Garnry von der Saxo Bank. Quelle: dpa
Geldpolitischer KurstreiberGrund zur Skepsis gibt es. Denn es sind weniger die fundamentalen Daten, die die Kurse in die Höhe schießen lassen, als die Handlungen der Notenbanker. Mit ihrer ultra-expansiven Geldpolitik haben EZB-Chef Mario Draghi und Fed-Chef Ben Bernanke den Grundstein für die Börsen-Rally 2013 gelegt. Bernanke kündigte kurz vor Weihnachten an, die Wertpapierkäufe der Fed langsam um 10 Milliarden Euro zurückzufahren. Damit sorgte er für ein Jahresend-Feuerwerk an den Börsen, der Dax kletterte auf über 9600 Punkte und damit auf den höchsten Stand aller Zeiten. Auch 2014 wird vieles an den Börsen von Draghi und Co. abhängen. Zieht die Fed ihr Tapering durch? Schafft auch die EZB die Kehrtwende? Oder senkt Draghi die Zinsen noch weiter? Genug Unruhepotenzial gibt es auf jeden Fall. Quelle: dpa
Einstieg verpasst?Um rund 25 Prozent hat der Dax im vergangenen Jahr zugelegt. Das Problem: Viele Privatanleger in Deutschland konnten davon nicht profitieren. Die Furcht vor Blasen am Aktienmarkt ist noch so präsent wie nach dem Zusammenbruch des Neuen Marktes. Nur langsam kehren Anleger an die Börse zurück, an den globalen Aktienmärkten war 2013 das erste Jahr seit 2006 mit einem Nettozufluss. Laut dem deutschen Fondsverband BVI wurden zwischen Januar und Oktober sogar über sechs Milliarden Euro aus Aktienfonds abgezogen. Dabei gibt es auch für sicherheitsbewusste Anleger passende Aktieninvestments. Quelle: AP
Für SicherheitsfansAuch sicherheitsbewusste Anleger müssen nicht auf Aktien verzichten. Allerdings birgt die Auswahl einzelner Aktien höhere Risiken, gewisse Marktkenntnisse sind erforderlich. Einfacher haben es Anleger mit Indexzertifikaten. Deren Entwicklung ist nicht an einzelne Papiere, sondern an jeweils einen ganzen Index wie beispielsweise den Dax geknüpft. Steigt der Leitindex, ist auch das Zertifikat mehr wert. Zwar ist mit einer Mischung aus Einzelaktien im Zweifel eine noch höhere Rendite drin, dafür ist das Risiko bei Indexzertifikaten aufgrund der Mischung vergleichsweise gering. Hinzu kommt, dass die Papiere im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds günstig sind. Quelle: AP
Überschaubares RisikoWer dennoch Geld für einen aktiv gemanagten Fonds investieren will und Wert legt auf ein überschaubares Risiko, setzt am besten auf Mischfonds. Hier wird nicht nur in Aktien, sondern auch in festverzinsliche Papiere wie Anleihen investiert. Bekannt für ausgewogene Mischfonds ist der Kölner Vermögensverwalter Flossbach von Storch von Bert Flossbach und Kurt von Storch. Ihr Fonds Multiple Opportunities R investiert neben Aktien und Anleihen auch in Edelmetalle. Die Manager haben dabei keine Beschränkungen, was den Anteil von Aktien oder Anleihen angeht. Was zählt, ist die positive absolute Rendite. Auch DWS-Fondsmanager Klaus Kaldemorgen ist für seinen ausgewogenen Mischfonds bekannt. Quelle: dpa
DividendenjagdWer als sicherheitsverliebter Anleger auf Aktien setzen will, stürzt sich mit Vorliebe auf dividendenstarke Titel. Grundsätzlich kann die Strategie zum Erfolg führen. Allerdings ist auch da Vorsicht geboten. Denn nicht immer bedeutet eine hohe Dividende gleichzeitig ein florierendes Geschäftsmodell. Wird die Dividende aus der Substanz gezahlt statt aus erwirtschafteten Gewinnen, ist das kein gutes Zeichen. Dennoch gibt es einige Papiere, die sich auch aufgrund ihrer stabilen Ausschüttungen lohnen. Im Dax gehört dazu die Allianz. Die Versicherung ist für eine stetige Ausschüttungspolitik bekannt, außerdem ist die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von weniger als dem zehnfachen des Jahresgewinns vergleichsweise günstig. Ähnlich sieht es beim Rückversicherer Munich Re aus. Wem die Auswahl einzelner Aktien zu kompliziert ist, kann auch hier auf einen Fonds setzen. Einige investieren gezielt in Papiere mit hoher Dividendenrendite, etwa der DWS Top Dividende oder der M&G Global Dividend A. Quelle: dpa/dpaweb
Mittleres RisikoWer mit Zukäufen ins neue Jahr starten will und etwas risikofreudiger ist, kann auf einzelne Aktien setzen. Dabei muss immer auf den Preis geachtet werden. Gerade lukrative Papiere im MDax, der zweiten Börsenliga, sind oft schon sehr teuer - Anleger zahlen ein Vielfaches des Jahresgewinns für eine Aktie. Es gibt aber auch noch Aktien großer Dax-Konzerne, die erschwinglich sind. Dazu zählt unter anderem die VW-Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von unter zehn. Sollte die globale Konjunktur 2014 wie erwartet weiter anziehen, dürften die Wolfsburger davon profitieren. Insbesondere die Entwicklung in China ist entscheidend. Auch Vorzugsaktien von BMW punkten bei Privatanlegern mit einem niedrigen KGV bei gleichzeitig attraktiver Dividendenrendite. Wem die Rendite bei Mischfonds zu niedrig ausfällt, der kann auch auf spezialisierte Fonds setzen, die beispielsweise gezielt in deutsche, europäische oder US-Aktien investieren. Quelle: dpa

Ob feinster Single-Malt Whiskey von Bruichladdich, Rémy Martin-Cognac oder Cointreau Orangenlikör, der französische Spirituosenkonzern bietet eine breite Auswahl. Die Aktie ist eine der günstigsten unter den Deflationsgewinnern, mit einem für 2014 erwarteten KGV von 13,7.

400 Marken gehören zum Konzern, von Bifi-Würstchen bis Axe-Deosprays oder Coral-Waschmitteln. Eine stärkere Konsumausrichtung für das Deflationsszenario geht wohl kaum. Allerdings ist die Unilever-Aktie mit einem KGV von 19,7 recht teuer. Für das Unternehmen spricht nach Morgan Stanley-Analyse aber eine starke Free Cashflow-Rendite von 8,5 Prozent.

Die Aktie der Telekom ist schon beflügelt vom zuletzt guten Geschäft der US-Tochter T-Mobile und dementsprechend teuer. Morgan Stanley schätzt aber, dass das Unternehmen in einer Deflationsphase gut profitieren dürfte, vor allem aufgrund der beeindruckenden Free Cashflow-Rendite von 9,1 Prozent. Richtig überzeugend wirkt die Aktie dennoch nicht: Für die nächsten Jahre wird für die Deutsche Telekom nur mäßiges Wachstum erwartet.

Der französische Konzern restrukturiert sich gerade, verkaufte Anteile an der Computerspiel-Firma Activision Blizzard im Wert von 850 Millionen US-Dollar.  Die Aktie ist die teuerste unter den Deflations-Gewinnern mit einem KGV von 23,7 für 2014. Vivendi zahlte im vergangenen Jahr dafür eine Dividende von 2,18 Euro pro Aktie und plant bis 2015 durch Aktienrückkäufe und Dividenden seine Aktionäre mit bis zu fünf Milliarden Euro zu belohnen.

Solide Rendite

Belga.com

Auch wenn der Kurs seit einem Jahr bereits kräftig zugelegt hat, ist die Aktie des belgischen Telekommunikationsdienstleisters mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14 recht günstig bewertet. Im Falle einer schwächelnden europäischen Wirtschaft wäre Belgacom zwar deutlich getroffen, macht kaum internationale Geschäfte. Überzeugt sind die Morgan Stanley Analysten aber von der Cashflow-Rendite von 6,8 Prozent.

Der deutsche Pharmakonzern dürfte mit einem ausgeglichen internationalen Geschäft, geringer Verschuldung und einer soliden Free Cashflow-Rendite von 5 Prozent für die Deflationsphase gut gerüstet sein. Der Aktienkurs von Bayer liegt mit einem KGV von 17,3 aber schon auf einem hohen Niveau.

Sanofi

Etwas günstiger ist der französische Bayer-Konkurrent Sanofi, mit einem KGV von 15. Dort sind auch die Cashflow-Rendite mit sieben Prozent und die internationale Verteilung des Geschäftes mit 75 Prozent Umsatz außerhalb Europas noch solider als bei der deutschen Bayer.

Auch wer von den analysierten Unternehmen nicht überzeugt ist, kann sich trösten. Denn historisch gesehen schneiden auch Aktien in einer Deflationsphase gar nicht so schlecht ab.

Die Aktienkursentwicklung seit dem Jahr 1900 zeigt, dass Aktien auch in Deflationsphasen grundsätzlich solide Rendite bringen. Das hat die Credit Suisse 2012 in einer Studie mit der London Business School herausgefunden, die Angaben basieren auf einem weltweiten Index, gemessen in US-Dollar.

Zwar stachen, wie vermutet, in einer extremen Deflation von bis zu 26 Prozent Preissenkung Anleihen mit einem Plus von durchschnittlich 20 Prozent die Aktien aus. Die brachten aber immer noch elf Prozent Gewinn und entschärften das Schreckensszenario Deflation für Aktieninhaber. Auch in Fällen mäßiger Deflation lagen Aktien zwischen den Jahren 1900 und 2011 mit gut elf Prozent Rendite über dem Gewinn von Anleihen bei etwa fünf bis sechs Prozent.

Schlimmer wirkt dagegen die Inflation: Kletterte der Wert über 2,8 Prozent, nahm die Rendite nicht nur für Anleihen deutlich ab, auch Aktien bewegten sich immer weiter Richtung Nullgewinn. In den Ausnahmefällen des Beobachtungszeitraums mit einer Teuerungsrate von bis zu 18 Prozent verloren Aktien sogar zwölf Prozent an Wert.

Die Inflationsrate in der Eurozone spiegelt aktuell zwar keines dieser Extreme wieder. Einen Blick auf die Aktien im Portfolio sollten sich Anleger aber gönnen und analysieren, wie gut ihre Unternehmen für eine stärker werdende Deflation aber auch Inflation gerüstet sind.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%