Anlegen 2018 - Teil 8 Gold Ein goldenes Jahr kündigt sich an

Die Edelmetallpreise kamen in diesem Jahr nicht so recht vom Fleck. Experten blicken jedoch optimistisch ins neue Jahr: Höhere Zinsen, steigende Inflation und geopolitische Risiken könnten Gold-Anleger beglücken.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Der Börsenaufschwung lockt viele Investoren in die Aktie statt in Gold. Quelle: dpa

Frankfurt Seit mittlerweile fast neun Jahren läuft der Aufschwung an den Aktienbörsen. Anleger jubeln – aber nicht alle. „Das ist gleichzeitig der größte Nachteil für Gold“, meint Ronald-Peter Stöferle, Mitgründer der Anlagefirma Incrementum. Mit dieser Meinung ist er nicht allein. Viele Experten stützen die These: Der Börsenaufschwung lockt viele Investoren in die Aktie statt in Gold.

Wie stark der Reiz ist, belegt der sogenannte Volatilitätsindex für die Wall Street. Er spiegelt mit seinem tiefen Niveau die geringen Schwankungserwartungen der Anleger und damit eine gewisse Sorglosigkeit wider. Derart tiefe Stände sind eher unüblich. Doch die Investoren haben sich sehr an die Geldfluten der Notenbanken gewöhnt und hoffen auf ihr Eingreifen bei Marktturbulenzen.

Nun scheint eine Wende absehbar. Insbesondere die US-Notenbank erhöht die Zinsen weiter. Ökonomen erwarten, dass die Fed auch im neuen Jahr noch drei Mal an der Zinsschraube drehen wird. „Das könnte die Märkte belasten“, vermutet Stöferle und leitet daraus Chancen für Gold ab. Die Idee: Bei turbulenterer Börse würden Investoren wieder stärkerer den sicheren Hafen Gold anlaufen.

Steigende US-Zinsen an sich müssen den Goldpreis nicht zwangsläufig berühren – obwohl manche Analysten genau das annehmen. „Von den Erwartungen höherer Zinsen ist schon viel in den Marktpreisen enthalten“, schätzt Aram Shishmanian, Chef der Minenlobby World Gold Council.

Und dann ist da noch die Inflation. Sie war bisher kaum ein Thema. Viele Fachleute rechnen jedoch mit steigender Geldentwertung. Einige Inflationsdaten, etwa aus den USA oder Großbritannien, lagen zuletzt über der Marke von drei Prozent. Das könnte Gold als klassischen Inflationsschutz wieder interessanter machen, glauben die Edelmetall-Optimisten.

Sollte die Wirtschaft entgegen der Mehrheitsannahme der Analysten kippen, wäre das nach Ansicht vieler Experten auch zum Vorteil des Metalls. Stöferle hat für die USA nachgerechnet: In den Rezessionen während des vergangenen halben Jahrhunderts gewann der Goldpreis im Schnitt ein Fünftel an Wert.


Sehr billig im Vergleich zu Aktien

Manche Fachleute blicken außerdem auf die relativen Preisentwicklungen. Frank Holmes, Chef des US-Fondshauses U.S. Global Investors, findet hier ein Argument: „Gold ist im Vergleich zu Aktien völlig unterbewertet.“ Er setzt einfach den Goldpreis ins Verhältnis zum Aktienindex S&P 500. Dieser Quotient sei nahe eines 50-Jahres-Tief.

Sehr langfristige Betrachtungen dienen häufiger als Kaufargumente. Markus Bachmann von der südafrikanischen Anlagefirma Craton Capital etwa glaubt an Ähnlichkeiten des laufenden Goldpreisaufschwungs seit Beginn dieses Jahrtausends mit dem in den 70er Jahren. Auch dieser sei von einer mehrjährigen Konsolidierung unterbrochen worden, wie sie 2011 eingesetzt habe. Gemessen daran müsste sich der Goldpreis in den kommenden Jahren vervielfachen.

Der aktuelle Aufschwung beim Goldpreis begann um die Jahrtausendwende bei rund 250 Dollar je Feinunze. Das Top vor sechseinhalb Jahren lag bei über 1900 Dollar. Danach fiel der Preis, begann vor zwei Jahren wieder nach oben zu drehen. Das laufende Jahr pendelte er zwischen einer Spanne zwischen 1150 und 1350 Dollar.

„Der Goldpreis dürfte 2018 seinen Aufschwung fortsetzen“, glaubt auch Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank. Den Kurs stützen werden seiner Meinung nach weiter tiefe reale Zinsen – trotz der Zinssteigerungserwartungen in den USA. Seine Preisprognose für das Jahresende ist dennoch recht vorsichtig: 1350 Dollar.

Weinberg setzt dabei auch auf möglicherweise wachsende politische Unsicherheiten – etwa die wahrscheinlichen Wahlen in Italien, die Brexit-Verhandlungen, die zahlreichen geopolitischen Krisenherde wie im Nahen Osten, in Nordkorea, die wachsenden Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Politische Risiken waren in der Vergangenheit stets ein Plus für Edelmetalle. Im Herbst diesen Jahres etwa, als der Konflikt zwischen den USA und Nordkorea zu eskalieren drohte, war Gold als sicherer Hafen einmal mehr gefragt.

Die Deutschen haben im Welt-Goldmarkt übrigens eine besondere Rolle. Der Preis wartet zwar noch auf ein neues Top. Der größte deutsche Goldfonds stellt jedoch regelmäßig neue Volumenrekorde auf. „Xetra-Gold“ beispielsweise ist ein Spezial-Wertpapier, das für den Anteilsbesitzer Barrengold hinterlegt: Es steuert inzwischen auf die Marke von 200 Tonnen zu.


Anlegen 2018 – Alle Teile der Serie

Zum Jahreswechsel gibt die Handelsblatt-Redaktion einen Ein- und Ausblick zu verschiedenen Anlageklassen und Geldanlagemöglichkeiten. Die Serie hat 15 Teile und läuft vom 21. Dezember bis 4. Januar 2018. Jeweils im Tagesverlauf geht eine weitere Folge online.

Teil 1 (21.12.): Aktien Deutschland

Teil 2 (22.12.): Wohnimmobilien

Teil 4 (24.12.): Aktien Europa

Teil 5 (25.12.): Aktien Emerging Markets

Teil 7 (27.12.): Aktien Skandinavien

Teil 8 (28.12.): Gold

Teil 9 (29.12.): Devisen

Teil 10 (30.12.): Aktien USA

Teil 11 (31.12.): Der beste Markt der Welt

Teil 12 (1.1.2018): Die Fehler des Jahres 2017

Teil 13 (2.1.): Kreditzinsen

Teil 14 (3.1.): Leser-Erwartungen 2018

Teil 15 (4.1.): Ölpreis

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%