Anlegeralphabet Investor Relations - was gute Beziehungen zu Anlegern ausmacht

Moderne Unternehmen pflegen ihre Beziehungen zum Kapitalmarkt. Eine neue Folge unseres Börsenalphabets geht unter I wie Investor Relations der Frage nach, was Privatanleger davon haben.

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Anlegeralphabet: Was sind eigentlich Investor Relations? Quelle: Bert Bostelmann für WirtschaftsWoche

Haben Sie sich auch mal gefragt, was eine Investor-Relations-Abteilung eigentlich den ganzen Tag so macht? Aus Sicht von Privatanlegern ist diese Frage berechtigt, denn sie sind nur eine von vielen Zielgruppen, um die sich die Investorenbetreuer von Aktiengesellschaften kümmern müssen. Allein die Tatsache, dass durchschnittlich 64 Prozent des Kapitals der 30 wichtigsten deutschen Börsenunternehmen des Dax in den Händen institutioneller Investoren liegen, macht die Privatanleger auf dem Kapitalmarkt eher zu einer Randgruppe. Diese Zahlen stammen aus einer Analyse der Aktionärsstruktur des Dax, durchgeführt von der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft EY.

Direkter Draht für Großaktionäre

Ein großer Teil der vielfältigen Aktivitäten der Investorenbetreuer geht schon allein aufgrund dieser Zahlenverhältnisse mehr oder weniger zwangsläufig an den Klein- und Kleinstaktionären vorbei. Die Profis dagegen werden mit Roadshows oder Telefonkonferenzen bedient, bei denen Analysten dem Vorstandsvorsitzenden (CEO) oder dem Finanzchef (CFO) kritische Fragen stellen dürfen.

Natürlich wird kein Unternehmen je zugeben, seine Privatanleger eher stiefmütterlich zu behandeln. Doch Großaktionäre haben nun einfach mal die Position eines Schlüsselkunden, der dichter betreut werden muss als die Masse der kleineren Eigentümer.

Die 10 größten US-Internetfirmen, deren Börsengang bevorsteht
Börsengang von Snap Inc.Snap, die Mutterfirma der App Snapchat, hatte Anfang März an der Wall Street den Gang aufs Börsenparkett gewagt. Die Anleger haben sich regelrecht um die Papiere gerissen – inzwischen häufte die Messaging-Firma ein Minus von 2,2 Milliarden Dollar an, der Kurs entwickelt sich schlecht. Trotzdem bleiben die Gründer optimistisch. Das Beispiel Snap zeigt: Ein Börsengang bleibt selbst bei innovativen Internet-Startups nicht ohne Risiko. Das hat Folgen: Bisher sind die wichtigsten und besonders vielversprechenden US-Internetfirmen – mit der Ausnahme von Snap – nicht an der Börse gelistet, sondern bleiben lieber im Besitz von Gründern und Finanzinvestoren. Doch ewig kann es so nicht weitergehen, Anleger wittern bereits Investmentchancen. Wir zeigen die zehn größten Internetfirmen aus dem Silicon Valley, die bisher noch den Schritt an die Märkte scheuen ... Quelle: dpa
Platz 10: LyftDas Startup-Unternehmen mit Sitz in San Francisco ist wie Uber ein Fahrdienst-Vermittler und dessen größter Konkurrent. Die App für Smartphones vermittelt privat betriebene Taxis. Bei Lyft kann jeder mit seinem eigenen Privatwagen zum Fahrer werden. Der Wert des Unternehmens beläuft sich nach Schätzungen auf 6,9 Milliarden US-Dollar.(Quelle: CB Insights) Quelle: AP
Platz 9: Stripe Der Bitcoin-kompatible Online-Bezahldienst Stripe wird mit schätzungsweise 9,2 Milliarden US-Dollar bewertet. Das Unternehmen bietet Dienstleistungen in 25 Ländern an. Stripe verwendet ein selbstlernendes Betrugs-Präventions-System. Quelle: dpa
Platz 8: InforDer weltweite Anbieter von Geschäftssoftware wurde 2002 gegründet. Mittlerweile gilt Infor als drittgrößter Hersteller neben SAP und Oracle. 15.000 Angestellte arbeiten aktuell für das US-Unternehmen. Der Unternehmenswert beträgt 10 Milliarden US-Dollar. Damit ist Infor ebenso viel wert wie... Quelle: AP
Platz 7: Dropbox... Dropbox. Das Start-up Unternehmen wurde 2007 von zwei Studenten gegründet und ist mittlerweile ebenfalls 10 Milliarden US-Dollar schwer. Das Ziel der Studenten war es, den Austausch großer Dateien per E-Mail oder USB-Stick überflüssig zu machen. Hat man eine Datei in die „Dropbox“ hochgeladen, kann sie von jedem ans Internet angeschlossenen Computer abgerufen werden. Dropbox spekuliert auf einen Börsengang noch in diesem Jahr. Quelle: REUTERS
Platz 6: PinterestÜber 150 Millionen User weltweit nutzen das soziale Netzwerk Pinterest, bei dem Nutzer Bilder und Beschreibungen an virtuelle Pinnwände anheften können. Selbst Online-Shopping ist seit einem Jahr über die Plattform möglich. Schätzungsweise 11 Milliarden US-Dollar ist das Unternehmen wert. Quelle: dpa
Platz 5: SpaceX Das US-amerikanische Raumfahrtunternehmen schafft es unter die Top Five des Rankings. SpaceX hat das ambitionierte Ziele, den Mars zu kolonisieren und menschliches Leben auf anderen Planeten zu verbreiten. Es gehört mittlerweile zu einem bedeutenden Versorger der Internationalen Raumstation (ISS). Kein Wunder, dass sein Wert ganze 12 Milliarden US-Dollar beträgt. Quelle: dpa

„Privataktionäre handeln häufig langfristig und sind als treue Aktionäre beliebt und wichtig“, sagt Kay Bommer, Geschäftsführer beim Deutschen Investor Relations Verband (DIRK). Investor Relations meint im wörtlichen Sinn die Beziehungen zwischen einem Unternehmen und dessen Investoren, also dessen Eigentümern. Entsprechend definiert der DIRK den Begriff als „die strategische Managementaufgabe, Beziehungen des Unternehmens zu bestehenden und potenziellen Eigen- und Fremdkapitalgebern sowie zu Kapitalmarktintermediären zu etablieren und zu pflegen.“

Pflege wertvoller Beziehungen

Moderne kapitalmarktorientierte Unternehmen legen Wert auf diese Beziehungen, weil sie wollen, dass Kapitalgeber bei ihnen investieren und nicht bei der Konkurrenz. Der DIRK hat auch einige Kriterien herausgearbeitet, was eine gute Beziehungspflege mit Investoren ausmacht.

Zunächst gehe es darum, die gesetzlichen Kapitalmarktregeln einzuhalten. So muss das Unternehmen bei einschneidenden Ereignissen seine Aktionäre ad-hoc, also unverzüglich, informieren. Zudem sind regelmäßig, also quartalsweise, Geschäftszahlen zu veröffentlichen. Wenn ein Unternehmen diesen Pflichten nicht nachkommt, droht ein Ausschluss von der Börse. Das ist laut DIRK-Verband allerdings nur die erste und unterste Stufe der Investor Relations. Diese Stufe ist unverzichtbar, aber noch lange nicht ausreichend.

Die höheren Sphären im positiven Sinne erreichen die Investor Relations laut DIRK, wenn sie als Teil der Unternehmenskommunikation die Vermarktung von Aktien oder Anleihen ihrer Gesellschaft vorantreibt, um damit die Finanzierung und Kapitalaufnahme des Unternehmens zu unterstützen. IR-Aktivitäten nach diesem Idealbild wenden sich nicht nur an bestehende und potenzielle Aktionäre, sondern reichen auch stark ins Innere des Unternehmens hinein, etwa bei der strategischen Beratung des Vorstands.

Eine derart ganzheitliche Sicht des Begriffs Investor Relations beantwortet auch die Frage, was nun Privatanleger von der ganzen Veranstaltung haben. Sie profitieren weniger direkt als indirekt von der Kapitalmarktnähe ihrer Unternehmen. Wenn die IR-Experten es schaffen, dass die Vorstände sich bei ihren Entscheidungen immer auch fragen, was die Aktionäre davon haben, wirkt sich das auch auf Privat- und Kleinanleger aus.

Es geht überspitzt formuliert also eher um eine kapitalmarktnahe Form der Unternehmenskultur als um die Frage, ob man jedem einzelnen Mini-Aktionär eine eigene Standleitung in die Vorstandsetage einrichten muss.

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