Großbanken und institutionelle Investoren beschäftigen daher sowohl klassische Unternehmensanalysten, die in Quartalsberichten und Bilanzen jeden Stein umdrehen als auch Charttechniker, die immer auf die Kurse schauen. Nun muss man gerade als Privatanleger nicht jedem Chartsignal hinterherlaufen. Wer will, kann sich aber das Prinzip der Chartanalyse ganz einfach mit Hilfe von Papier, Bleistift und Lineal klar machen. Zudem geben Handelsportale und Depotbanken oft kostenlose Onlinekurse, bei denen sie in die Geheimnisse der Charttechnik einführen. Die Börse Stuttgart stellt einen kostenlosen Tradingdesk im Internet zur Verfügung, auf dem Privatanleger unter anderem charttechnische Methoden ausprobieren können.
Die am häufigsten verwendete Chartform ist die des Liniencharts. Dabei werden die Schlusskurse einer Aktie an jedem Handelstag über mehrere Wochen oder Monate zu einer von links nach rechts laufenden Kurve verbunden. Auf der waagerechten Achse des Charts lässt sich der Zeitpunkt ablesen, auf der senkrechten der Kurs. Beim Linienchart fallen allerdings die Kursbewegungen innerhalb der Handelstage unter den Tisch. Abhilfe schaffen Balkencharts. Auf ihnen ist jeder Handelstag in Form einer senkrechten Linie dargestellt.
Der Anfang und das Ende jeder Linie setzt an den Höchst- und Tiefstkursen eines jeden Handelstags an. Auch Eröffnungs- und Schlusskurse werden auf diesen Balken markiert. Daraus lässt sich im Unterschied zum Linienchart ablesen, wie stark eine Aktie Tag für Tag schwankt.
Der Job der Charttechniker liegt nun vereinfacht gesagt darin, in den Kursverläufen Signale für Aufwärts-, Abwärts- oder Seitwärtstrends zu finden. Anhaltspunkte bieten Extrempunkte in den Kurscharts, also Tiefst- und Höchststände innerhalb der betrachteten Periode. Diese lassen sich mit Abwärts- oder Aufwärtslinien verbinden, die weiter in die Zukunft gezogen werden.
Wenn die Kurse später die vorher gezogenen Linien durchbrechen, leiten die Charttechniker daraus Chartsignale ab. Zum Beispiel: Solange sich der Dax oberhalb einer Aufwärtslinie hält, bleibt der Aufwärtstrend intakt. Anleger sollten dann am deutschen Aktienmarkt am Ball bleiben, kleinere Abstürze sind dabei noch kein Signal für den Ausstieg. Anders sieht es aus, wenn der Kurs eines Indikators oder einer Aktie die Linie von oben nach unten durchbricht. Charttechniker schließen daraus, dass es jetzt dauerhaft abwärts gehen könnte und legen in einer solchen Situation meist den rechtzeitigen Verkauf des Papiers nahe.
Unterstützungs- und Widerstandslinien hingegen bilden eine Art Netz oder Deckel für die Kurse. Ein Beispiel dafür ist die beliebte 200-Tage-Trendlinie. Jeder Punkt dieser Kurve zeigt den gleitenden Durchschnittswert der vorangegangenen 200 Tage an. Charttechniker gehen davon aus, dass die Märkte in der Regel vor diesen Linien zurückschrecken. Das heißt: Sie können Abstürze auffangen oder das Ende von Aufwärtstrends markieren. Durchbricht etwa der Dax den 200-Tage-Trend von oben nach unten, ist das ein schlechtes Omen für die weitere Kursentwicklung.
Wie jede Methode hat auch die Charttechnik ihre Fußangeln. Von einer Bärenfalle spricht man, wenn die Kurse nach unten abzusacken scheinen, aber kurz darauf von einem noch darunter liegenden Netz aufgefangen werden. Hier darf das Verkaufssignal nicht zu früh gesendet werden. Ein irreführendes Kaufsignal dagegen wird als Bullenfalle bezeichnet. Scheinbar nach oben ausbrechende Kurse scheitern etwas später an einem höheren Widerstand und sinken wieder. In einer solchen Situation sollte man nicht zu früh kaufen.
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