Anleihen Slowenien zapft den Kapitalmarkt an

Slowenien gilt als das nächste Zypern. Die heutige Anleihe-Auktion galt als wichtiger Test. Den hat Slowenien zwar bestanden, doch die Skepsis der Investoren bleibt groß.

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Slowenien leidet vor allem unter der Krise im Bankensektor. Quelle: Reuters

Ljubljana/Prag Das angeschlagene Euro-Land Slowenien hat erfolgreich den Kapitalmarkt angezapft. Der Staat platzierte am Mittwoch 18-monatige Anleihen im Wert von 1,1 Milliarden Euro und erlöste damit gut doppelt so viel wie die angepeilten rund 500 Millionen Euro. Die Durchschnittsrendite für Anleger lag bei 4,15 Prozent, nach 3,99 Prozent bei der vorigen Emission dieser Papiere im Dezember 2011.

"Die starke Nachfrage verschafft der Regierung eine Atempause", sagte Nicholas Spiro, Chef des Analyse-Hauses Spiro Sovereign Strategy. Ministerpräsidentin Alenka Bratusek setzt darauf, dass das Land seine Probleme alleine lösen kann.

Slowenien gilt als ein Anwärter auf den Euro-Rettungsschirm. Das Land benötigt in diesem Jahr etwa drei Milliarden Euro, um seine verschuldeten Banken zu rekapitalisieren, fällige Anleihen zu bedienen und das Haushaltsziel zu erreichen. Die Finanzinstitute haben faule Kredite im Umfang von rund sieben Milliarden Euro angehäuft.

"Ich bin noch immer überzeugt, dass wir unsere Probleme selbst lösen können. Wir kennen die nötigen Schritte sehr genau und werden Anfang Mai einen Plan vorlegen", sagte Regierungschefin Bratusek am Dienstagabend im österreichischen Sender ORF. "Derzeit brauchen wir keine Hilfe, sondern nur einige Wochen Zeit, um die Sachen konkret vorzubereiten", fügte die Politikerin hinzu, deren Mitte-Links-Regierung seit rund vier Wochen im Amt ist.

Zuletzt hatte auch der Internationale Währungsfonds (IWF) das Euro-Sorgenkind gedrängt, seine Bankenkrise rasch anzugehen. Bratusek betonte: "Eine Maßnahme zur Sanierung des Bankensystems ist die Bad Bank, in die wir schlecht besicherte Forderungen von den Banken übertragen werden." Die erste Forderung solle im Juni übertragen werden. "Das wird ein Signal sein, dass wir wirklich mit der Sanierung der Banken begonnen haben." Die Notenbank des Landes plädiert dafür, die Privatisierungen zu beschleunigen. Die Regierung kontrolliert rund 50 Prozent der Wirtschaft über direkte und indirekte Anteile an Firmen.

Einen Teil der Erlöse der jüngsten Emission dürfte Slowenien dafür nutzen, um wie geplant Anleihen, die am 6. Juni fällig werden, früher abzulösen. Diese Papiere haben ein Volumen von rund 855 Millionen Euro.

Die zweite Rezession seit 2009 hatte zu einer verschärften Bankenkrise geführt und Spekulationen angeheizt, dass es Slowenien ergehen wird wie Zypern. Die drei größten Banken des Landes befinden sich in Staatsbesitz. Heimische Investoren haben in diesem Jahr 79 Prozent aller 2013 ausgebeben Schatzanweisungen abgenommen.


Hohes Ausfallrisiko

Slowenien ist mit einem Bruttoinlandsprodukt von 35 Milliarden Euro die viertkleinste Volkswirtschaft im Euroraum. Nach der Rettungsaktion für Zypern geriet das Land ins Visier der Märkte. Zwar ist es weniger abhängig vom Bankensektor als die Mittelmeerinsel, aber das steigende Ausfallrisiko hat Spekulationen angefacht, dass Slowenien der nächste Kandidat für ein Rettungspaket sein könnte.

Das Ausfallrisiko, gemessen an den Kreditausfallswaps auf slowenische Anleihen, erreichte Anfang dieser Woche ein Sechs-Monats-Hoch von 375 Basispunkten. Zum Vergleich: Bei Spanien liegen die Kosten zur Absicherung von Staatsanleihen bei 266 Basispunkten und im Falle Portugals bei 415 Basispunkten.

„Slowenien hat in erster Linie ein Bankensektor-Problem, aber auch wenig Erfolge bei Reformen und der Steuerpolitik, sowie eine neue und schwache Regierung“, schrieben Laurence Boone und Mai Doan, Analysten bei Merill Lynch. „Es besteht die Gefahr, dass die Tragfähigkeit der slowenischen Schulden bald gefährdet sein könnte, wenn das Bankenproblem nicht angegangen wird und Reformen verschoben werden.“

Aberdeen Asset Management meidet slowenische Papiere. Das Volumen der Auktion in dieser Woche zeige, dass das Land „einen verzweifelten Finanzierungsbedarf“ habe, sagt Viktor Szabo, Portfolio-Manager in London.

Indes setzt die Fondstochter von Goldman Sachs ihren Fokus auf slowenischen Bonds und schließt weitere Käufe nicht aus. Goldman erwarte nicht, dass die Schwierigkeiten des Landes die Regierung zu einer Umschuldung zwingen, sagt Sam Finkelstein, Fondsmanager für Schwellenländer-Papiere bei der US-Bank. Wenn die Papiere zu einem „attraktiven Preis“ angeboten werden, werde Slowenien Käufer für seine Bonds finden, wenn es an die internationalen Märkte zurückkehrt, prognostiziert Claudia Calich, leitende Portfolio-Managerin bei Invesco.

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