Anleihen Unternehmensbonds bleiben bei Anlegern hoch im Kurs

Die Zinsen sind seit Monaten im Sinkflug, doch der Ansturm auf Unternehmensanleihen bleibt ungebrochen. Selbst bei Firmen mit schlechteren Bonitätsnoten nehmen Anleger inzwischen rekordniedrige Kupons hin.

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Unternehmensanleihen erfreuen sich einer ungebrochenen Nachfrage. Quelle: dpa

Erst Anfang Januar sorgte eine 500 Millionen Euro schwere Anleihe von Fresenius für Aufsehen in der Finanzbranche: Das Unternehmen musste seinen Kapitalgebern für den bis 2020 laufenden Bond nur 2,875 Prozent bieten. Beim Vorgängerpapier waren es noch fünf Prozent gewesen.

Aus Sicht einiger Experten riechen die zuletzt so hohen Zuflüsse in den Bond-Markt bereits nach einer Übertreibung. Fraglich sei vor allem, ob die rekordniedrigen Zinsen die unternehmerischen Risiken noch richtig widergespiegelten, sagt Thomas Wüst, Geschäftsführer der Valorvest Vermögensverwaltung. Auch wenn viele Firmen derzeit gut aufgestellt sind - konjunkturelle Unsicherheitsfaktoren gibt es aus Sicht des Experten noch immer genügend. Er rechnet insgesamt mit einer nur mäßigen Erholung der Weltwirtschaft.

Anlagenotstand treibt Investoren in Unternehmensbonds

LBBW-Analyst Tobias Mehring ist dagegen optimistischer gestimmt. Das Risiko, dass Unternehmen ihre Bonds nicht zurückzahlen können, schätzt er als gering ein: Die Verschuldung der Unternehmen sei moderat, auf der Investitionsseite hielten sich die Konzerne zurück und Zukäufe gebe es derzeit nur wenige, erläutert der Experte. Anzeichen für eine Blasenbildung auf dem Bond-Markt sieht er bislang nicht: "Der vermehrte Kauf von Anleihen ist einfach auf den Mangel an renditeträchtigen Alternativen zurückzuführen."

Möglichkeiten, das Portfolio aufhübschen zu können, sind vor allem im Staatsanleihen-Bereich rar gesät - zumindest, wenn man auf Nummer sicher gehen will. Bundesanleihen etwa werfen aktuell gerade einmal 1,6 Prozent ab. Bei Bonds mit Top-Bonitätsnoten (Investment Grade) - also mit Ratings von "BBB-" oder besser - liegt die Durchschnittsrendite laut LBBW immerhin noch bei 2,2 Prozent. Bei High-Yield-Anleihen kommen Investoren im Schnitt auf 5,7 Prozent - nach 9,5 Prozent im Juni.

Für viele Experten ist daher klar: Bonds dürften beliebt bleiben. Allerdings sollte man bei den Aussichten für 2013 realistisch sein, sagt Andrew Wells, Investment-Chef im Anleihenbereich bei Fidelity. "Die ungewöhnlich hohen Gewinne der letzten Jahre lassen sich nicht wiederholen."

Guter Start ins neue Jahr

In puncto Emissionsvolumen hat der Januar jedenfalls vielversprechend begonnen: Mit gut 28 Milliarden Euro sammelten die Unternehmen noch mehr ein als zum bereits sehr starken Jahresauftakt 2012, wie aus einer Statistik der LBBW hervorgeht. Die Analysten der WGZ Bank gehen davon aus, dass das Emissionsvolumen 2013 mit 200 bis 230 Milliarden Euro in Reichweite des hohen Vorjahresniveaus liegen dürfte.

Noch höher lagen die Zahlen bislang nur im Jahre 2009, als sich das Volumen auf gut 300 Milliarden Euro summierte. Die Ausgangslage war damals jedoch eine andere: Viele Unternehmen hätten Angst gehabt, wegen der Wirtschafts- und Finanzkrise nicht mehr an frisches Geld zu kommen, sagt LBBW-Analyst Mehring. "Jetzt sind die Unternehmen in der bequemen Position, sich für fällig werdende Schulden ein Kapitalpolster mit billigem Geld aufbauen zu können."

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