Anleihenkäufe der EZB Immer mehr Bonds sind tabu für die Notenbank

Monat für Monat kauft Europas Notenbank Staatsanleihen im Wert von maximal 80 Milliarden Euro. Weil Bonds auch bei Anlegern sehr gefragt sind, liegen die Renditen vieler Papiere unter Null. Das wird auch für die EZB zum Problem.

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Für 80 Milliarden Euro kann die EZB monatlich Staatsanleihen erwerben. Quelle: dpa

London Die Europäische Zentralbank (EZB) kann bei ihrem Kaufprogramm für Staatsanleihen bei weitem nicht mehr aus dem Vollen schöpfen. Mittlerweile sind fast ein Drittel aller von der Bonität her geeigneten Papiere wegen zu niedriger Zinsen für sie tabu.

Von Bonds im Gesamtumfang von 7,4 Billionen Euro rentieren gut 31 Prozent unter dem Einlagenzins von aktuell minus 0,4 Prozent, wie Daten der Handelsplattform Tradeweb am Donnerstag zeigten. Mitte Juni - und damit vor dem Brexit-Votum der Briten - waren es nur 22 Prozent.

Auch der Anteil der Staatstitel mit einer Rendite unter Null nahm deutlich zu. Er liegt den Daten zufolge mittlerweile bei 55 Prozent nach 43 Prozent im vergangenen Monat.

Die Notenbanken des Währungsraums dürfen im Rahmen des großen EZB-Kaufprogramms nur Titel mit Laufzeiten zwischen zwei und 30 Jahren erwerben, die nicht niedriger rentieren als der aktuelle Einlagenzins von minus 0,4 Prozent. Manche Analysten rechnen damit, dass die EZB bald vor Engpässen steht, sollte sie die Eckpunkte ihres Kaufprogramms nicht noch verändern.

Die Währungshüter wollen Insidern zufolge derzeit an ihrem Grundgerüst für das Anleihen-Kaufprogramm jedoch festhalten. Bei den Bondkäufen von 80 Milliarden Euro monatlich orientiert sich die EZB bislang an ihrem Kapitalschlüssel. Dies bedeutet, dass mehr Anleihen derjenigen Länder aufgekauft werden, die der Notenbank mehr Eigenkapital zur Verfügung stellen.

Die Konstruktion trägt auch vielen Bedenken der Bundesbank gegen Staatsanleihenkäufe Rechnung. Denn sie ist so gewählt, dass vor allem die nationalen Notenbanken das Risiko möglicher Verluste bei ihren Staatsanleihen tragen.

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